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Welche Gewichtszunahme ist in der Schwangerschaft ok?

Einige Kilos mehr auf der Waage sind in der Schwangerschaft ok. Eine übermäßige Gewichtszunahme sollte dennoch vermieden werden. | Bild: gpointstudio / AdobeStock 

Lange galt das Credo, dass Schwangere „für zwei“ essen und ihre Kalorienzufuhr aus diesem Grund erhöhen sollten. Heute gilt diese Empfehlung als überholt, denn der tatsächliche Mehr-Kalorienbedarf in der Schwangerschaft ist überschaubar. Wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) erklärt, steige der Energiebedarf durch die Gewebebildung und das fetale Wachstum nur leicht an. 

Die DGE empfiehlt Schwangeren mit unverminderter körperlicher Aktivität daher im zweiten Trimenon 250 kcal/Tag und im dritten Trimenon 500 kcal/Tag zusätzlich. Sollten sich die Frauen allerdings in der Schwangerschaft deutlich weniger bewegen als zuvor, könne auch die Energiezufuhr vermindert werden.

BMI vor der Schwangerschaft entscheidend

Wird entgegen dieser Empfehlungen zu viel Energie zugeführt, kann das Gewicht übermäßig steigen. Wie viele Kilogramm Gewichtszunahme dabei noch als „angemessen“ gelten, hängt vom Ausgangsgewicht beziehungsweise dem Body-Mass-Index (BMI) der werdenden Mutter ab. Je höher der BMI zu Beginn der Schwangerschaft, desto geringer sollte die Gewichtszunahme sein:

BMI vor Schwangerschaft (kg/m²/WHO)Gewichtszunahme gesamt in der Schwangerschaft (kg)Gewichtszunahme/Woche 2. u. 3. Drittel (kg)
< 18,512,5–180,5–0,6
18,5–24,911,5–160,4–0,5
25,0–29,97–11,50,2–0,3
> 305–90,2–0,3

Starke Gewichtszunahme weit verbreitet

Dass eine übermäßige Gewichtszunahme (oberes Ende der WHO-Empfehlung) tatsächlich ein relevantes Thema ist, zeigt ein Bericht des Institute of Medicine (2009): 

  • 19,5 Prozent der untergewichtigen Frauen nahmen 18 kg zu, 
  • 38,4 Prozent der normalgewichtigen Frauen nahmen in der Schwangerschaft 16 kg zu,
  • 63 Prozent der übergewichtigen Frauen erhöhten ihr Gewicht um 11,5 kg und 
  • 46,3 Prozent der adipösen Frauen erhöhten ihr Gewicht um 9 kg.

Übermäßige Gewichtszunahme vermeiden

Doch weshalb spielt es überhaupt eine Rolle, wie viel Pfunde in der Schwangerschaft hinzukommen? Wie eine 2016 im Fachjournal „JAMA“ veröffentlichte Studie(„Genetic Evidence for Causal Relationships Between Maternal Obesity-Related Traits and Birth Weight“)  zeigte, fördert ein erhöhtes mütterliches Gewicht ein höheres Geburtsgewicht beim Baby und steigert zugleich die Gefahr von späterem Übergewicht beim Kind. 

Problematisch ist zudem, dass nicht jede Frau nach der Schwangerschaft alle „gewonnenen“ Kilos auch wieder abnimmt. Ein Teil des während der Schwangerschaft zugenommenen Gewichts werde in der Regel beibehalten und die Schwangerschaft habe sich zu einem der „Hauptfaktoren für die weltweite Adipositas-Epidemie und die damit verbundenen mütterlichen und fetalen Begleiterkrankungen entwickelt“, erklärten die Wissenschaftler der „JAMA“-Studie damals.