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Was tun gegen Liebeskummer?

Liebeskummer wirkt sich psychisch und physisch aus. Doch was können Betroffene tun? | Bild: stasknop / AdobeStock

Das Sprichwort „Die Leidenschaft, die Leiden schafft“ trifft beim Verliebtsein oft zu: Auf das unmittelbare Glück folgt häufig Sehnsucht – sei es, weil man es kaum aushält, vom jeweiligen Partner getrennt zu sein, weil die andere Person die Liebe nicht erwidert oder die Konventionen und Lebenssituationen einem Ausleben aller Gefühle entgegenstehen. Während Liebe beflügelt und gut tut, kann Liebeskummer zerstörerisch und für die Betroffenen schwer zu ertragen sein. Aber warum ist das so?

Liebe ist ... wie eine natürliche Sucht

Liebe ist wie eine Droge, die berauscht, belebt, motiviert und „blind“ macht. Diese Analogie basiert nicht nur auf individuellen Empfindungen, sondern konnte auch in entsprechenden Untersuchungen bestätigt werden. Aufnahmen der funktionellen Kernspintomographie (fMRT) zeigen, dass sich das Verliebtsein in dopaminreichen Belohnungszentren des Gehirns – die auch an einer Kokainsucht beteiligt sind – widerspiegelt. 

Im Zustand des Verliebtseins wird eine große Menge des Glückshormons Dopamin ausgeschüttet. Endet dieser Zustand, so führt der Wegfall der Botenstoffe im Gehirn zu diversen Entzugserscheinungen: Die Welt erscheint z. B. grau und hoffnungslos.

Diese Erkenntnisse helfen dabei, das obsessive Verhalten zu erklären, und geben Aufschluss darüber, warum Menschen im Zustand des Verliebtseins sprichwörtlich „auf Wolke Sieben schweben“. Sie erklären außerdem, weshalb Menschen unter Liebeskummer zu extremen destruktiven Handlungen fähig sind.

Liebeskummer überwinden

Eine Zurückweisung durch einen geliebten Menschen verursacht ein tiefes Gefühl von Einsamkeit und zahlreichen weiteren negativen Emotionen. Diese können Depressionen und psychische Probleme hervorrufen und in extremen Fällen zu Selbstmordgedanken führen. Ratschläge wie „Nun reiß dich doch zusammen!“ helfen den Betroffenen daher wenig. Um den negativen Emotionen etwas zu entgegnen, können folgende Tipps berücksichtigt werden:

  • Eine räumliche und gedankliche Distanz zur anderen Person aufbauen, sowohl im realen Leben als auch online.
  • Tagebuch schreiben, anstatt an alten E-Mails, Briefen oder Erinnerungsstücken zu hängen.
  • Sport treiben, Hobbys pflegen, Kultur genießen und Zeit in die eigene Gesundheit investieren.
  • Alte freundschaftliche Kontakte aufleben lassen und anderen Menschen zuhören.
  • Sich ehrenamtlich betätigen.
  • Humor und Kritik zulassen, anstatt sich zu ärgern, wenn jemand eine humorvolle Bemerkung macht.

Wie sich Liebeskummer äußern kann

Bei akutem Liebeskummer können Schlafstörungen, Schwindel oder Appetitlosigkeit auftreten. Zudem können derartige emotionale Tiefschläge zu körperlichen Schmerzen, wie z. B. Rücken-, Kopf- und Bauchschmerzen, führen und die Schmerzempfindung verstärken, sodass z. B. eine gewöhnliche Erkältung wesentlich stärker empfunden wird als sonst.

Ebenfalls können sich bei unglücklich Verliebten akute Herzbeschwerden, die einem Herzinfarkt ähneln, manifestieren: Mediziner sprechen in einem solchen Fall vom Broken-Heart-Syndrom oder auch Stress-Kardiomyopathie. 

Etwa zwei Prozent aller Patienten mit Verdacht auf einen Herzinfarkt leiden am Broken-Heart-Syndrom. Es handelt sich um einen plötzlichen Funktionsverlust des Herzens aufgrund eines starken emotionalen Stresses, der ebenso lebensbedrohlich sein kann wie ein Herzinfarkt. Nicht nur Liebeskummer, sondern auch Mobbing, Depressionen, eine Panikattacke oder eine schlechte Nachricht können das Broken-Heart-Syndrom hervorrufen. 

Gut zu wissen: Liebeskummer als Stressfaktor

Liebeskummer ist ein extremer Stressfaktor. Kritische Übergänge im Lebenslauf, sogenannte Transitionen wie beispielsweise Pubertät, Menopause oder auch Arbeitsplatzverlust, können die Bewältigung eines solchen Stressors zusätzlich erschweren. 

Umgang mit Liebeskummer in der Apotheke

In der Apotheke ist es ratsam, Kunden, die über eine Verschlimmerung ihrer Beschwerden berichten, auch nach dem psychischen Wohlergehen zu fragen. Verschlechtert sich der körperliche Zustand aufgrund psychischen Stresses, sollten Betroffene sich psychotherapeutische Hilfe holen.

Des Weiteren sollte das Apothekenpersonal auf folgende Punkte achten: 

  • Ein vertrauensvolles Gespräch z. B. durch Wechsel in den Beratungsraum ermöglichen.
  • Das Problem ernst nehmen und nicht bagatellisieren.
  • Die Betroffenen dazu motivieren, aktiv zu bleiben und sich abzulenken, um auf andere Gedanken zu kommen.
  • Auf Verhalten und Aussagen, die auf Suizid hinweisen könnten, achten.

Um den Leidensdruck zu nehmen und die körperlichen bzw. psychischen Symptome zu lindern, können kurzfristig pflanzliche Beruhigungsmittel, Schmerz- oder Schlafmittel zum Einsatz kommen. Ebenso können – je nach Beschwerdebild – auch digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) hilfreich sein.