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Feinstaubwerte führen zu vorzeitigem Tod

Straßenschild für Umweltzone
Noch immer sterben mehrere hunderttausend Menschen frühzeitig wegen zu hoher Feinstaubbelastung. | Bild: fotomomentfoto / AdobeStock

Schlechte Luft bleibt nach Einschätzung der EU-Umweltagentur (EEA) das größte von Umweltbedingungen ausgehende Gesundheitsrisiko. Rund 253.000 Todesfälle in der EU hätten im Jahr 2021 im Zusammenhang mit Feinstaubwerten über den empfohlenen Grenzen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestanden, teilt die EEA mit.

In Deutschland stehen den Angaben nach 32.300 Todesfälle in Zusammenhang mit zu viel Feinstaub in der Luft. Die höchsten Sterblichkeitsraten gebe es in den östlichen und südlichen Ländern, sagt EEA-Direktorin Leena Ylä-Mononen. In den Bericht wurden rund 40 europäische Länder einbezogen.

„Die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf unsere Gesundheit sind immer noch zu hoch“, mahnt Ylä-Mononen. Den Schätzungen zufolge verursacht Feinstaub die größten gesundheitlichen Belastungen durch Herzerkrankungen, gefolgt von Schlaganfällen, Diabetes, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), Lungenkrebs sowie Asthma.

Grenzwerte für Feinstaub überschritten

Menschen, die in Städten leben, sind demnach besonders gefährdet: Fast alle Stadtbewohner (96 Prozent) seien Feinstaubwerten ausgesetzt, die über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von fünf Mikrogramm per Kubikmeter liegen, heißt es.

Die WHO hatte die empfohlenen Grenzwerte für PM2,5-Feinstaub im Jahr 2021 gesenkt – für die mittlere jährliche Belastung von 10 auf 5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Als PM2,5 werden Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern bezeichnet. PM2,5-Partikel können teils bis in die Lungenbläschen und in die Blutbahn vordringen.

Gut zu wissen: Was ist Feinstaub?

Feinstaub besteht laut Umweltbundesamt (UBA) aus einem Gemisch fester und flüssiger Partikel und entsteht etwa durch Emissionen von Kraft- und Fernheizwerken, in der Industrie – etwa bei der Metall- und Stahlerzeugung – und im Straßenverkehr. Die Partikel können aber auch durch Gase wie Schwefel- und Stickoxide sowie Ammoniak entstehen (sekundärer Feinstaub). 

In Städten ist der Straßenverkehr laut UBA die dominierende Staubquelle. Auch in der Landwirtschaft entsteht Feinstaub: Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung tragen zur Feinstaubbildung bei.

Neben Feinstaub bleiben auch Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon in der Luft ein Problem: 52 000 Todesfälle in der EU sind nach der EEA-Analyse einer erhöhten Belastung durch Stickstoffdioxid zuzuordnen, 22 000 der Ozon-Belastung.

Feinstaubbelastung um 41 Prozent zurückgegangen

Ziel der EU ist, die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Feinstaub-Belastung bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 zu reduzieren. Zwischen 2005 und 2021 ist die Zahl der Todesfälle laut EEA im Zuge sinkender Luftverschmutzung bereits um 41 Prozent zurückgegangen.

EEA-Experten fordern, die von der WHO empfohlenen Richtwerte einzuhalten, um Todesfälle zu vermeiden. Es brauche Maßnahmen auf EU-Ebene, aber auch auf nationaler und lokaler Ebene. In den Städten etwa gehe es vor allem darum, den Verkehr neu zu organisieren, um Menschen vor Luftverschmutzung zu schützen.

EU-Bürgerinnen und Bürger können in der App „European Air Quality Index“ nachschauen, wie es um die Luftqualität in ihrer Umgebung bestellt ist und wie sie damit umgehen können. So könnten sie beispielsweise entscheiden, ob gerade ein guter Zeitpunkt ist, um draußen Sport zu machen, sagen EEA-Experten. Die App könne auch dabei helfen, Länder oder Regionen miteinander zu vergleichen und auf Probleme mit schlechter Luft aufmerksam zu machen. Quelle: dpa / mia