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Methotrexat: Wechselwirkung auch mit Valproinsäure?

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Methotrexat hat offenbar Einfluss auf die Therapie mit Valproinsäure. | Bild: IMAGO / Gutschalk

Während in der Fachinformation von beispielsweise Novalgin Tropfen der Warnhinweis steht, dass die zusätzliche Gabe von Metamizol zu Methotrexat (MTX) die Hämatotoxizität (= Schädigung von Blutzellen) von MTX insbesondere bei älteren Patienten verstärken kann, taucht dieser Hinweis in der Fachinformation von MTX nicht auf. 

Europäischen Pharmakovigilanz-Daten aus den Jahren 1985–2017 zufolge ist aber die Komedikation mit MTX bei Metamizol-Gabe tatsächlich der wichtigste Auslöser der gefürchteten Agranulozytose. Es wäre also gut, wenn in beiden Fachinformationen auf die Wechselwirkung hingewiesen würde.

Das „Arznei-Telegramm“ macht nun auf eine weitere, kaum bekannte Wechselwirkung aufmerksam – zwischen dem krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Arzneimittel Methotrexat und dem Antiepileptikum Valproinsäure. In deutschen Fachinformationen habe die Redaktion keinen Hinweis auf diese Wechselwirkung gefunden, heißt es. Allerdings weist die neuseeländische Arzneimittelbehörde „Medsafe“ aktuell auf die Interaktion zwischen MTX und Valproinsäure hin. 

Zur Erinnerung: Was ist Methotrexat?

Methotrexat (MTX) zählt zu der Klasse der Folsäure-Antagonisten. In niedrigen Dosen wird MTX als Immunsuppressivum angewendet, beispielsweise bei Rheumatoider Arthritis (RA), Psoriasis, Multipler Sklerose (MS) und Morbus Crohn. In höheren Dosen wird MTX als Zytostatikum im Rahmen einer Chemotherapie angewendet.

Bei MTX-Therapie: Valproat-Serumspiegel überwachen

Laut „Medsafe“ beschreiben zwei Fallberichte eine signifikante Reduktion des Serumspiegels von Valproinsäure kurz nach der Gabe von MTX, was zu Krampfanfällen geführt habe. 

Valproinsäure-Patienten sollen deshalb bei Beginn einer MTX-Therapie auf ihr klinisches Ansprechen auf Valproinsäure überwacht werden. Außerdem sollen auch die Valproat-Serumspiegel kontrolliert werden. 

Als Grund für die Wechselwirkung wird vermutet, dass MTX Valproinsäure aus der Albumin-Bindung verdrängt, sodass das Antiepileptikum im Körper schneller abgebaut wird.

In den USA wird seit Februar 2023 in den Produktinformationen zu Valproinsäure auf diese Wechselwirkung hingewiesen: 

„Methotrexat kann die Valproat-Serumspiegel senken und möglicherweise zu einer erhöhten Häufigkeit von Krampfanfällen oder bipolaren Symptomen führen. Verordner sollten die Serum-Valproat-Konzentrationen und das klinische Ansprechen überwachen, wenn sie Methotrexat hinzufügen oder absetzen, und die Valproat-Dosierung anpassen, falls erforderlich.“

Von der FDA genehmigte sicherheitsrelevante Kennzeichnungsänderung vom 24. Februar 2023 zum Präparat Depakote

Deutsche Behörden: Bewertung der Interaktion noch nicht abgeschlossen

Wie bereits erwähnt, gibt es in deutschen Fachinformationen keinen entsprechenden Hinweis. Laut dem Arznei-Telegramm plant die europäische Arzneimittelagentur derzeit auch keine entsprechende Änderung und soll für Informationen an die nationalen Behörden verwiesen haben. 

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat das Arznei-Telegramm allerdings sodann auf die Zuständigkeit beim europäischen Pharmakovigilanzausschuss hingewiesen und beschreibe die Bewertung der Interaktion als „noch nicht abgeschlossen“.

So oder so scheint es ratsam zu sein, bei MTX-Verordnungen genauer hinzuschauen – vor allem, wenn auch andere Arzneimittel verordnet werden. Quelle: daz.online / dm