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Keine Lifestyle-Anwendung von Testosteron!

Muskulöser Mann spritzt sich Testosteron
Ohne Diagnose sollte man sich kein Testosteron injizieren. | Bild: Михаил Решетников / AdobeStock

Schon ungefähr ab dem 40. Lebensjahr nimmt beim Mann der Testosteronwert allmählich ab. Als normal gilt nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie ein Rückgang von circa ein bis zwei Prozent pro Jahr. 

Ist der Abfall stärker, können hingegen erhebliche Beschwerden auftreten. Hierzu zählen vor allem Libidoverlust, Osteoporose, Blutarmut sowie Feminisierung des Mannes (u. a. ein vergrößertes Brustgewebe). 

Was hinter einem Testosterondefizit stecken kann

Mögliche Ursachen für zu niedrige Testosteronwerte sind zum Beispiel Hodenentzündungen, ein Funktionsverlust des Hypophysenvorderlappens sowie erhöhte Werte beim Prolaktin. 

Außerdem können auch andere Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Nierenfunktionsschwäche oder Schlafapnoe-Syndrom mit erniedrigten Testosteronwerten einhergehen. 

Warum die Testosteronwerte schwanken

Als untere Grenzwerte der Testosteronkonzentration im Blut nennt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie einen Bereich zwischen 7 und 12 nmol/l. Diese Angabe gelte für eine Blutentnahme zwischen acht und zehn Uhr morgens in nüchternem Zustand. Ab Mittag falle der Testosteronwert um etwa 20 Prozent ab. Herausfordernd sei zudem, dass die Testosteronkonzentration von Tag zu Tag erheblich variiere. Einzelmessungen seien daher kritisch zu werten.  

Die Fachgesellschaft weist außerdem darauf hin, dass weitere Faktoren die Testosteronspiegel mehr als gewöhnlich erniedrigen können: körperlich schwere Arbeit, Stress, Adipositas, eine Narkose, Alkohol, Drogen oder Medikamente wie Glucocorticoide. 

Deshalb könnten Lebensstiländerungen bzw. die Behandlung von Grunderkrankungen gegebenenfalls wichtiger sein als die undifferenzierte Substitution von Testosteron. Ohne weitere Ursachenabklärung sei die Hormonanwendung in jedem Fall verfehlt.  

Welche Risiken ein Testosteronersatz birgt

Auch auf mögliche gesundheitliche Risiken beim Testosteronersatz machen die Experten aufmerksam. So könne die Hormongabe schlafende Prostatatumoren aktivieren. Außerdem steige unter einem Testosteronersatz der Hämatokrit, was die Thrombosegefahr erhöhe.

Männer sollten Testosteron deshalb nur unter fachärztlicher Kontrolle anwenden. Vor einer Substitutionstherapie sei es zudem sinnvoll, die Prostata per Ultraschall zu untersuchen und das prostataspezifische Antigen (PSA) zu bestimmen.  

Eine Lifestyle-Anwendung – etwa zur Leistungssteigerung oder als Anti-Aging-Maßnahme – lehnen die Endokrinologen ab. Zudem seien positive Effekte wissenschaftlich nicht hinreichend belegt. Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE)