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Tormentillwurzelstock: Arzneipflanze des Jahres 2024: Blutwurz

Blutwurz Arzneipflanze
Potentilla erecta (= Potentilla tormentilla) ist im Volksmund auch als Blutwurz bekannt. Den Namen erhielt die Fingerkrautart, da ihr Rhizom sich rot färbt, sobald man es anschneidet. | Bild: ratiopharm

So viel wie „kleine Mächtige“ bedeutet das lateinische Wort „Potentilla“. Dieser Name kommt nicht von ungefähr. Schrieb man doch dem kleinen Fingerkraut im Mittelalter eine mächtige Heilwirkung zu. Sogar gegen die Pest versprach man sich von ihm Hilfe.

Dem Pest-Bazillus konnte die Pflanze freilich nicht beikommen. Doch gegen allerlei andere Leiden erwies sich die Blutwurz (= Aufrechtes Fingerkraut, Potentilla erecta), auch Tormentill genannt, durchaus als mächtig. Man setzte ihren kräftigen, knolligen Wurzelstock ein. 

Charakteristischerweise färbt sich dieses Rhizom an Bruch- oder Schnittstellen schnell blutähnlich rot. Diese Eigenschaft war namensgebend für die Blutwurz. Entsprechend der Signaturenlehre wurde der Wurzelstock bei Blutungen und Wunden verwendet. Innerlich half er unter anderem bei Durchfällen.  

Blutwurz als Adstringens innerlich und äußerlich

Mit diesen Anwendungen lagen unsere Vorfahren aus heutiger Sicht gar nicht so falsch. Denn Tormentillwurzelstock (Tormentillae rhizoma) hat in der modernen Phytotherapie ähnliche Indikationen: zum einen bei unspezifischen Durchfällen, zum anderen bei leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum. 

Die Droge gilt als entzündungs-, keim- und durchfallhemmend. Ihre Wirksamkeit wird vor allem den reichlich enthaltenen Gerbstoffen mit ihren adstringierenden Eigenschaften zugeschrieben. 

Die rotbraun gefärbte Wurzelstockdroge kommt bei Durchfall vor allem als Tee zum Einsatz (2 bis 3 g pro Tasse, Tageshöchstdosis 4 bis 6 g). Für die äußerliche Anwendung steckt Blutwurz als Extrakt auch in einigen Fertigpräparaten, beispielsweise in Repha-Os® Mundspray sowie in Dr. Hauschka® Med Mundspülung Salbei.

Blutwurz: Rosengewächs mit vier Kronblättern

Von Mai bis August kann man die nur 10 bis 30 cm hohe Blutwurz blühend antreffen, insbesondere auf Magerrasen und Heiden. Die einzeln stehenden gelben Blüten von Potentilla erecta besitzen im Gegensatz zu den meisten anderen Fingerkrautarten nicht fünf, sondern nur vier Kronblätter. Typisch für ein Fingerkraut sind die gefingerten Laubblätter. 

Die Zugehörigkeit zu den Rosengewächsen (Rosaceae) zeigt sich unter anderem in der Vielzahl an Staubblättern. 

Arzneipflanze des Jahres 2024

In diesem Jahr erhält die Blutwurz (Potentilla erecta, Tormentill) besondere Aufmerksamkeit. Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde wählte sie zur Arzneipflanze des Jahres 2024. Die Blutwurz folgt damit auf den Echten Salbei als Arzneipflanze des Jahres 2023.  

Ausschlaggebend für die aktuelle Wahl war nach Aussage des Studienkreises die reichhaltige medizinische Nutzung der Blutwurz in der Geschichte bis heute. Außerdem verweisen die Experten auf das Potential des Tormentillwurzelstocks für weitere Forschung. 

So gebe es Hinweise, dass die Blutwurz-Gerbstoffe zur Hemmung von Viren und Bakterien beitragen könnten. Ein Beispiel sei die mögliche Hemmung von Campylobacter, einem Bakterium, das die gesunde Verdauung im Darm beeinträchtige. Da Verdauungsstörungen so viele Menschen beträfen, sollte hier weiter geforscht werden, meint der Studienkreis.

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