Heimische Heilpflanzen
In unserer Serie „Heimische Heilpflanzen“ stellen wir Ihnen wichtige Arzneipflanzen vor. Dabei greifen wir solche heraus, die in der Apotheke bekannte Therapeutika sind und gleichzeitig sozusagen vor der Haustür wachsen. Auch wenn sich manche dieser heimischen Heilpflanzen eher unscheinbar präsentieren, hat bei genauerer Betrachtung doch jede ein paar Besonderheiten zu bieten. 
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Lavendel – gegen Angst und Unruhe

lila Lavendel-Blüten
Die blauen bis lilafarbenen Scheinähren des Echten Lavendels blühen zwischen Juni und Oktober. | Bild: Iva / AdobeStock

Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lavendel (Lavandula) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Er wird als Zierpflanze, zur Gewinnung von Duftstoffen für die Kosmetikindustrie, als Arzneipflanze oder auch zum Würzen von Speisen genutzt.

Der aromatisch duftende Strauch wächst rund einen Meter hoch und trägt bis zu acht Zentimeter lange blaue bis lilafarbene Scheinähren mit zahlreichen Einzelblüten. Zweige und Blätter sind graufilzig behaart, Letztere verkahlen mit der Zeit.

Der Echte Lavendel blüht in seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet rund um das Mittelmeer von Juni bis August, in Mitteleuropa meist zwischen Juli und Oktober.

Inhaltsstoffe und Wirkungsweise von Lavendel

Als Arzneidroge werden die vom Stängel abgestreiften, getrockneten Blüten (Lavandulae flos) genutzt. Zu den Inhaltsstoffen gehören das ätherische Lavendelöl (Lavandulae aetheroleum) sowie Flavonoide, Cumarine und Gerbstoffe. Sowohl getrocknete Blüten als auch das durch Wasserdampfdestillation gewonnene Lavendelöl mit Bestandteilen wie Linalylacetat und Linalool kommen in der Heilkunde zum Einsatz.

Lavendel hat bekanntermaßen eine beruhigende, angstlösende, stimmungsaufhellende und zentral dämpfende Wirkung. Darüber hinaus werden ihm aber auch blähungstreibende, krampflösende und antiseptische/antimikrobielle Eigenschaften zugeschrieben.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten des Lavendels

Sowohl Lavendelöl als auch Lavendelblüten werden – meist in Form von Tees oder Badezusätzen – als traditionelles pflanzliches Arzneimittel vor allem gegen Unruhe und Stress, Angst- und Erregungszustände sowie gegen damit verbundene Einschlafstörungen und nervöse Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Reizmagen eingesetzt.  

Über die Anwendungsgebiete als „Nervenkraut“ hinaus, gibt es zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten für Lavendel: So kommt seine antiseptische Wirkung beispielsweise bei der Behandlung von Wunden und Hautproblemen wie Ekzemen, Akne oder Sonnenbrand zum Tragen. Auch hierfür eignen sich Lavendelbäder. Wahlweise tragen Betroffene einige Tropfen Lavendelöl mehrmals täglich direkt auf die Haut auf, bis eine Linderung eintritt.

Theoretisch lässt sich das konzentrierte Öl auf der Haut verwenden, aber Mediziner raten eher zum Verdünnen. Außerdem sollte Lavendelöl – wie auch jedes andere ätherische Öl – keinesfalls in die Augen oder auf Schleimhäute gelangen.

Kopf- und Muskelschmerzen, Verspannungen sowie Verstauchungen und Zerrungen lassen sich unter Umständen mit lavendelhaltigem Massageöl lindern. Dazu gibt man einige Tropfen Lavendelöl in ein Basisöl und massiert leicht Schläfen, Nacken oder Gelenke.  

Ein weiteres Anwendungsgebiet sind Erkältungserkrankungen: Schnupfen, Halsentzündung oder Bronchitis sollen sich durch die Inhalation mit Lavendelöl, Honig und warmem Wasser lindern lassen.

Gut zu wissen: Lavendel ist Arzneipflanze des Jahres 2020

Der Ruf des Echten Lavendels (Lavandula angustifolia) als eine der bekanntesten Pflanzen für heilkundliche Anwendungen brachte ihm 2020 die Auszeichnung zur Arzneipflanze des Jahres ein.  

Die Arzneipflanzen des Jahres werden vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg gekürt. 2025 fiel die Wahl auf die Gemeine Schafgarbe.

Welche Produkte mit Lavendel sind empfehlenswert?

In Apotheken oder Drogerien gibt es verschiedene Fertigarzneimittel aus Lavendel wie das reine ätherische Öl (z. B. Lavandula Oleum aeth. 10 % Wala Öl), Tabletten oder Weichkapseln (z. B. Lasea® Weichkapseln, Allcura Lavendel Öl Kapseln), verschiedene Teezubereitungen (z. B. Lavendeltee Dr. Kottas Filterbeutel) oder Badezusätze (z. B. Weleda Lavendel-Entspannungsbad).  

Hinzu kommen unterschiedlichste Pflegeprodukte wie Cremes, Lotionen oder Shampoos, und auch Duftkissen mit eingenähten Lavendelblüten sind beliebt, da sie einen erholsamen Schlaf fördern können.

Die Teemischungen enthalten oft Lavendelblüten in Kombination mit anderen Heilpflanzen. Sinnvoll ist zum Beispiel bei Unruhe, Stress und Schlafstörungen die Kombination mit Baldrian und bei Verdauungsbeschwerden eine Mischung aus Lavendel und Kümmel, Anis oder Fenchel.

Lavendel: Welche Neben- und Wechselwirkungen sind möglich?

Lavendeltee ist in der Regel gut verträglich, die Einnahme des höher dosierten Öls kann aber zu Aufstoßen, Übelkeit und allergischen Hautreaktionen führen. Letztere sind auch bei äußerlicher Anwendung möglich. Wer auf Lavendel empfindlich reagiert, kann zudem Kopfschmerzen bekommen.

Bei der Anwendung mehrerer Wirkstoffe können grundsätzlich Wechselwirkungen auftreten – das gilt auch für die Kombination von Lavendel mit anderen beruhigenden Arzneimitteln. Unter Umständen verstärken oder verändern sich dann die Wirkungen und Nebenwirkungen der einzelnen Präparate.  

Ganz allgemein ist die gleichzeitige Einnahme mehrerer Präparate, auch wenn diese frei verkäuflich sind, immer mit dem Arzt oder dem pharmazeutischen Personal abzustimmen. Darüber hinaus sollten die folgenden Personengruppen vorsorglich auf Lavendelpräparate verzichten oder die Einnahme zur Sicherheit mit dem Arzt besprechen:

  • Menschen, die auf Lavendel allergisch reagieren
  • Personen, die an Fieber, Kreislaufbeschwerden oder Herzinsuffizienz leiden
  • Schwangere und Stillende
  • Kinder unter zwölf Jahren
  • Menschen, die Auto fahren oder Maschinen bedienen müssen und auf Lavendel mit Tagesmüdigkeit reagieren
  • Patienten mit Asthma

Quellen:
- https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Lavendel
- https://www.netdoktor.de/heilpflanzen/lavendel/#welche-wirkung-hat-lavendel
- https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/heilpflanzen/lavendel-beruhigend-und-schlaffoerdernd-733237.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Lavendel
 

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