Impfungen
Wissen Sie, wo Ihr Impfausweis liegt? Viele von Ihren Patienten müssen über diese Frage wahrscheinlich länger nachdenken. Denn wenn nichts Besonderes passiert, sind Impfungen oft kein Thema mehr. Aber auch Erwachsenen wird empfohlen, ihren Impfschutz regelmäßig prüfen zu lassen. Welche Standard-Impfungen die Ständige Impfkommission (STIKO) für welches Alter empfiehlt, vor welchen Krankheiten diese schützen und was Sie sonst noch darüber wissen sollten, erfahren Sie in unserer Serie „Impfungen im Kurzportrait“.
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Hepatitis B: Wer sollte sich impfen lassen?

Kreuz im Impfausweis bei Heptatitis B
Eine Impfung gegen Hepatitis B sollte schon im Säuglingsalter erfolgen. | Bild: Zerbor / AdobeStock

Die Hepatitis B ist eine Infektionskrankheit der Leber, die in knapp 90 Prozent der Fälle akut und gelegentlich chronisch verläuft. Mit etwa 350 Millionen Menschen, in deren Blut das Virus dauerhaft als Infektionsquelle präsent ist, ist sie weltweit eine der häufigsten Virusinfektionen. 

In ihrer akuten Form ist die Hepatitis B selten lebensbedrohlich. Das Gefährliche an der Virus-Infektion ist vielmehr ihre chronische Verlaufsform: Je früher im Leben eine Ansteckung mit dem Hepatitis-B-Virus erfolgt, desto wahrscheinlicher ist eine chronische Erkrankung.  

Um rechtzeitig vorzubeugen, gibt es in Deutschland seit 30 Jahren eine allgemeine Hepatitis-B-Impfempfehlung für Säuglinge.

Wie wird die Hepatitis B übertragen?

Das Hepatitis-B-Virus wird ausschließlich über Körperflüssigkeiten übertragen – durch direkten Kontakt mit infiziertem Blut, Sperma, Scheidensekret und möglicherweise Speichel. Schon kleinste Haut- und Schleimhautverletzungen bieten eine Eintrittspforte für das Virus.

Sexualkontakte sind bei uns der häufigste Infektionsweg. Bis zu sieben Tage bleibt das Virus außerhalb des Körpers infektionsfähig. Gefährdet sind deshalb Drogenabhängige, die Spritzen untereinander austauschen, oder auch Diabetiker, die Stechhilfen zu mehreren benutzen. 

Auch unhygienisches Vorgehen beim Tätowieren oder Piercen gilt als mögliche Infektionsquelle. Haushaltsmitglieder von Hepatitis-B-Infizierten können sich ebenfalls anstecken, wenn sie Gegenstände mit Verletzungsgefahr (Nagelscheren, Zahnbürsten) gemeinsam benutzen.

Wie verläuft die Hepatitis B?

Nach einer Inkubationszeit von 45 bis 180 Tagen kann eine akute Hepatitis-B-Erkrankung ausbrechen. Allerdings sind die Symptome häufig unspezifisch und grippeähnlich, begleitet von Appetitlosigkeit und Übelkeit. Die Erkrankung wird daher oft gar nicht erkannt. 

Das klassische Bild einer Gelbsucht (Ikterus) entwickelt nur ein Drittel der Erkrankten. Zu über 90 Prozent heilt die akute Hepatitis B nach einigen Wochen von selbst aus und hinterlässt lebenslange Immunität. Nur selten gibt es ganz schwere Verläufe mit akutem Leberversagen und Todesfolge.

Wie äußert sich eine chronische Hepatitis B?

In manchen Fällen geht eine akute Hepatitis B in eine chronische Leberentzündung über. Sie kann sich durch verstärkte Müdigkeit oder rechtsseitige Oberbauchbeschwerden bemerkbar machen. 

Mit Interferonen oder antiviralen Substanzen (z. B. Tenofovir, das auch bei HIV-Infektionen verwendet wird) kann sie behandelt werden. In etwa einem Drittel der Fälle verläuft die chronische Hepatitis B jedoch unbemerkt. 

Dennoch resultiert eine zunehmende Leberschädigung. Die Langzeitfolgen sind häufig Leberzirrhose und Leberkrebs. Patienten mit chronischer Hepatitis B können jahrzehntelang eine Ansteckungsgefahr für andere Menschen darstellen.

Wer bekommt eine chronische Hepatitis B?

Die Gefahr einer chronischen Verlaufsform ist stark altersabhängig: drei bis fünf Prozent, wenn Erwachsene erkranken, rund 90 Prozent bei infizierten Kleinkindern. Außerdem haben immungeschwächte Personen ein erhöhtes Risiko für eine chronische Hepatitis B. 

Für diese Bevölkerungsgruppen wird die Hepatitis-B-Impfung besonders empfohlen. Die Impfung kann aber auch vor einer Reise indiziert sein. Chronisch HBV-infiziert sind vor allem viele Menschen in Afrika südlich der Sahara sowie in China und Südostasien. 

Welche Impfstoffe gibt es gegen Hepatitis B?

Bei der Hepatitis-B-Impfung handelt es sich um eine aktive Immunisierung gegen ein Oberflächenantigen des Virus. 

Die Impfung ist meist gut verträglich, es können aber in seltenen Fällen – neben den typischen Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle – Fieber, Übelkeit, Blutdruckabfall, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Magen-Darm-Beschwerden auftreten. 

In Deutschland gibt es Einfachimpfstoffe (z. B. Engerix, HBVaxPro), Zweifachimpfstoffe gegen Hepatitis B und Hepatitis A (z. B. Twinrix) sowie die üblicherweise zur Säuglings-Grundimmunisierung verwendeten Sechsfachimpfstoffe mit Schutz gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Polio, Hib und Hepatitis B (z. B. Hexyon, Infanrix hexa, Vaxelis).  

STIKO-Impfempfehlungen

Standardimpfempfehlung:

  • alle Säuglinge/Kleinkinder ab 2 Monaten
  • fehlende Impfungen im Kindes-/Jugendalter nachholen

Indikationsimpfempfehlung:

  • Personen mit Immunschwäche (z. B. HIV-Positive, Dialysepatienten )
  • Personen, die besonders gefährdet sind (z. B. Angehörige von Hepatitis-B-Infizierten, Drogenkonsumenten)
  • Personen mit erhöhtem beruflichem oder ehrenamtlichem Expositionsrisiko (z. B. Personal in medizinischen Einrichtungen oder Flüchtlingsheimen)
  • Reiseindikation (je nach individueller Gefährdungsbeurteilung)

Nach welchem Schema wird gegen Hepatitis B geimpft?

Die vier Teilimpfungen der Grundimmunisierung sollten im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten erfolgen. Bei Verwendung eines Einzelimpfstoffs kann die Dosis im Alter von 3 Monaten entfallen, d. h. es sind nur 3 Impfstoffgaben erforderlich.

Im Erwachsenenalter erfolgt die Impfung üblicherweise nach dem Schema 0-1-6 Monate. Als alternativer Impfstoff für die Indikationsimpfung steht seit Mai 2022 der Impfstoff HEPLISAV B mit einem aus 2 Impfstoffdosen bestehenden Schema zur Verfügung. Der Mindestabstand zwischen den beiden Impfstoffdosen soll einen Monat betragen. Quellen:
• Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA)
• Robert Koch-Institut
• Deutsche Leberstiftung
• Deutsche Leberhilfe e.v.
• Deutsches Grünes Kreuz e.V.
• Website von GlaxoSmithKline
• Website von MSD
• Reisemedizinischer Infoservice „Fit for Travel“ (GlaxoSmithKline)
• Service des reisemedizinischen Zentrums des Tropfeninstitus Hamburg
• Hepatitis-B-Impfstoffe - Paul-Ehrlich-Institut
• Hepatitis B – Wikipedia
 

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