COVID-19-Krankheitsverlauf
Corona-Pandemie
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RKI veröffentlicht Liste: Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf

Krebspatientin ohne Haare liegt in Krankenhausbett
Vor allem Patienten mit hämatoonkologischen Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Erkrankungen. | Bild: pololia / AdobeStock

Noch immer reichen die COVID-19-Impfstoffe nicht aus, um allen in der Bevölkerung ein Impfangebot machen zu können. Von Beginn der Impfkampagne Ende 2020 war das Bundesgesundheitsministerium (BMG) gezwungen, zu priorisieren – die Personen mit dem höchsten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe sollten als erstes geimpft werden. Wer das ist, legt die Coronavirus-Impfverordnung fest. Diese stützt sich auf Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), die ihre Einschätzung zu besonders gefährdeten Personen aus internationalen Studiendaten ableitete. Nun gibt es auch Daten aus Deutschland: Das Robert Koch-Institut (RKI) hat Routinedaten der GKV von 30 Millionen gesetzlich Versicherten ausgewertet und die Ergebnisse im Epidemiologischen Bulletin 19|2021 veröffentlicht. Welche Personen haben ein besonders hohes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe? Neben dem Alter prädestinieren auch bestimmte Vorerkrankungen für schweres COVID-19. Darunter versteht das RKI, wenn der Patient aufgrund von COVID-19 intensivmedizinisch behandelt und beatmet werden musste oder im Zusammenhang mit COVID-19 verstarb.

Leukämie: über 30 Prozent schwere Verläufe

Das RKI fand, dass vor allem Patienten mit hämatoonkologischen Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für schweres COVID-19 haben: 31,5 Prozent der Leukämiepatienten erleiden schwere COVID-19-Verläufe, sodass sie die wichtigste Risikogruppe innerhalb der vorerkrankten Patienten bilden. Diesen Krebspatienten hat das RKI somit den höchsten Rang in der Impfpriorisierung zugeordnet.

Zur Erinnerung: Hämatoonkologische Erkrankungen

Hämatoonkologische Erkrankungen werden auch als Leukämien bezeichnet. Es sind bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems, bei denen es  zu einer ungesteuerten Vermehrung unreifer Blutzellen kommt. Beispiele für hämatoonkologische Erkrankungen sind die akute myeloische Leukämie (AML), die chronisch myeloische Leukämie (CML), die akute lymphatische Leukämie (ALL) und chronisch lymphatische Leukämie (CLL).

An zweiter Stelle stehen Patienten mit metastasierenden, soliden onkologischen Erkrankungen, gefolgt von Personen mit Demenz (Rang 3) und metastasierendem Krebs, der aktuell nicht behandelt wird (Rang 4). Patienten mit einer Herzinsuffizient („Herzschwäche“) sieht das RKI an Rang 5 und damit noch vor Personen im Alter zwischen 75 und 79 Jahren (Rang 6). „Die Ergebnisse der Analysen belegen, dass eine rein am Alter orientierte Rangfolge nicht optimal ist“, erklärt das RKI. Es habe sich gezeigt, dass vor allem Leukämiepatienten oder Patienten mit metastasierendem Krebs, Demenz und Herzinsuffizienz ein hohes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe aufwiesen. Menschen, die an Diabetes Typ 1 oder 2 erkrankt sind, finden sich an Rang 19.

Erkrankungen mit erhöhtem Risiko für schweres COVID-19

Rang 1: Hämatoonkologische Erkrankungen mit Therapie 
Rang 2: Metastasierte solide Tumorerkrankungen mit Therapie 
Rang 3: Demenz 
Rang 4: Metastasierte solide Tumorerkrankungen ohne Therapie 
Rang 5: Herzinsuffizienz 
Rang 6: Alter 75 – 79 
Rang 7: Dialyse 
Rang 8: Solide Krebserkrankung mit Therapie 
Rang 9: Zirrhotische und schwere Leberkrankheiten 
Rang 10: Down-Syndrom 
Rang 11: Chronische Niereninsuffizienz 
Rang 12: Zustand nach Organtransplantation 
Rang 13: Alter 70 – 74  
Rang 14: Vorhofflimmern und Vorhofflattern  
Rang 15: Interstitielle Lungenerkrankung  
Rang 16: Alter 65 – 69  
Rang 17: Koronare Herzkrankheit  
Rang 18: Schwere psychische Erkrankungen  
Rang 19: Diabetes mellitus Typ I und II  
Rang 20: COPD und sonstige schwere Lungenerkrankungen  
Rang 21: Zerebrovaskuläre Erkrankungen  
Rang 22: Adipositas  
Rang 23: Neurologische Erkrankungen  
Rang 24: Alter 60 – 64 

Keine asymptomatischen COVID-19-Patienten berücksichtigt

Das RKI nennt auch Schwächen der Untersuchung. Es seien lediglich Personen mit dokumentierter COVID-19-Erkrankung in die Analysen einbezogen werden. Das könnte Personen mit asymptomatischen COVID-19-Erkrankungen ausschließen, sodass der Anteil schwerer Erkrankungen überschätzt sein könne. Auch habe man COVID-19 bedingten Tod ausschließlich über den zeitlichen Zusammenhang mit einer COVID-19-Diagnose definiert. Somit könne das besonders hohe Risiko von Leukämiepatienten und Patienten mit metastasierten Krebserkrankungen für schwere COVID-19-Verläufe und im Zusammenhang mit COVID-19 zu versterben zum Teil auch auf die insgesamt verkürzte Lebenswartung der Betroffenen zurückzuführen gewesen sein, erklärt das RKI.

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