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Vorsicht beim Duschen: Legionellen: So beugt man Infektionen vor

Wasser läuft aus einer Duschbrause
Urlaubsrückkehrer sollten zu Hause vorsichtig sein, wenn sie nach längerer Pause Wasserhahn oder Dusche aufdrehen. Denn in ruhenden Wasserleitungen können sich Legionellen ansiedeln. | Bild: eshana_blue / Adobe Stock

Kehrt man aus dem Urlaub wieder in die eigenen vier Wände zurück, wurde dort oft viele Tage lang kein Wasserhahn betätigt. Wasser, das in den Leitungen steht, bietet Keimen jedoch gute Vermehrungsbedingungen. Dazu gehören vor allem E.-coli-Bakterien, die zu Magen-Darm-Störungen führen können. Eine Gefahr stellen zudem Legionellen dar. Sie ernähren sich von anderen Bakterien und vermehren sich besonders gut in stehendem, 25 bis 45 Grad warmem Wasser.

Wenn Erreger in die Lunge gelangen

Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien. Zur Gesundheitsgefahr werden sie, wenn erregerhaltige Aerosole eingeatmet werden. Das kann zum Beispiel beim Aufdrehen des Wasserhahns oder beim Duschen der Fall sein. Gelangen die Legionellen in die Lunge, können sie eine schwere Pneumonie auslösen. Im Schnitt verläuft jede zehnte Legionellen-Pneumonie tödlich.

Gefährdet sind insbesondere ältere, immungeschwächte oder vorerkrankte Menschen sowie Raucher. Männer erkranken ungefähr doppelt so häufig wie Frauen. 

Gut zu wissen:

Es gibt viele verschiedene Legionellen-Arten. Für 90 Prozent der Erkrankungen ist jedoch Legionella pneumophila verantwortlich.

Aktuell hohe Fallzahlen gemeldet

Derzeit gehen ungewöhnlich viele Meldungen über Fälle von ambulant oder im beruflichen Umfeld erworbener Legionärskrankheit beim Robert Koch-Institut (RKI) ein. In der zweiten Augustwoche (KW 32) wurden dem RKI mehr als 90 Fälle gemeldetQuelle: Epidemiologischen Bulletin 34/2023  .

Eine vergleichbar hohe Zahl hatte es zuletzt im Juli 2021 gegeben. Abgesehen davon wurden seit dem Jahr 2018 auch in den Sommermonaten nie deutlich mehr als 50 Fälle pro Woche gemeldet.

Als einen möglichen Grund für den starken Anstieg führt das RKI das feucht-warme Wetter an. Auch im Sommer 2021, bei der letzten vergleichbaren Inzidenzlage, sei es bei hoher Luftfeuchtigkeit warm gewesen.

Bei Atemwegssymptomen auch an Legionellen denken

Symptome einer Legionellose machen sich nach einer Inkubationszeit von zwei bis zehn Tagen bemerkbar. Es kommt zu Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, Reizhusten sowie hohem Fieber mit Schüttelfrost. 

Aus gegebenem Anlass empfiehlt das RKI aktuell daher alle Patienten mit Pneumonie auf Legionellen zu testen. Laut Leitlinie findet dieser Test normalerweise nur bei „wegen einer mittelschweren und schweren Pneumonie hospitalisierten Patienten“ statt.

Bei einem Verdacht auf Legionellen-Erkrankung liefert ein Urintest einen ersten Hinweis auf den Erreger. Weitere diagnostische Untersuchungen müssen dann folgen, um eine wirksame Antibiotikabehandlung zu ermöglichen.

Infektionen vorbeugen: Ersten Wasserdampf meiden

Wurden Dusche oder Wasserhahn längere Zeit nicht betätigt, sollte man zunächst vorsichtig sein. Am besten lässt man erst mal mindestens zehn Sekunden lang das Wasser laufen und verlässt dabei den Raum. Wenn möglich öffnet man währenddessen das Fenster. So vermeidet man, eventuell im ersten Wasserdampf vorhandene Legionellen einzuatmen.

Diese Regel empfiehlt sich im Übrigen sowohl auf Reisen (in Hotelzimmern und Pensionen) als auch – nach längerer Abwesenheit – für die eigenen vier Wände. Wurde die Dusche mehrere Tage nicht benutzt, sollte man sie vor der Nutzung erst mal laufen lassen.

Um zu Hause ein Bakterienwachstum in den Wasserleitungen zu vermeiden, sollte kaltes Wasser mit einer Wassertemperatur von unter 25 Grad Celsius aus der Leitung fließen. Der Warmwasserspeicher (Boiler) sollte das Wasser auf einer Temperatur von mindestens 60 Grad halten. Hierbei werden die Legionellen abgetötet.

Gut zu wissen: Energiesparmodus ungeeignet

Da Legionellen erst ab Temperaturen von 60 °C abgetötet werden, ist der Energiesparmodus bei Boilern, der das Wasser im Wasserspeicher nur auf 50 °C erhitzt, in dieser Hinsicht kontraproduktiv. /ck

Zudem empfiehlt es sich, Wasserhahndüsen und Duschköpfe regelmäßig zu reinigen, da Kalk im Wasser eine Nahrungsquelle für Bakterien darstellt. Auch etwaige Sedimente in den Warmwasserbehältern und Biofilme im Rohrleitungssystem liefern den Legionellen gute Wachstumsbedingungen. Besonders ältere und schlecht gewartete Wasserleitungssysteme sind daher anfällig für Legionellen-Kontaminationen. Quellen: Robert Koch-Institut (RKI); Allianz Gesundheitswelt