Fort- und Weiterbildung
PTA – Der Beruf
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Karrierechance in der Pharma- und Chemieindustrie: Wie wird man Industriemeister Pharmazie (IHK)?

Als PTA Führungsaufgaben in der pharmazeutischen Industrie übernehmen? Mit dem Industriemeister Pharmazie soll das möglich sein. | Bild: werbefoto-burger.ch / Adobe Stock

Die meisten PTA arbeiten in öffentlichen Apotheken. Es gibt aber auch andere Arbeitsbereiche, beispielsweise in der Pharmaindustrie. Mit einer Weiterbildung zum Industriemeister Pharmazie können sich PTA für Führungsaufgaben in der Arzneimittelproduktion qualifizieren. Außerdem berechtigt ein IHK-Meisterbrief zum Studium. Wir haben uns die Weiterbildung einmal genauer angesehen und die wichtigsten Informationen für Sie zusammengefasst.

Was macht ein Industriemeister Pharmazie?

Industriemeister Pharmazie übernehmen leitende und überwachende Aufgaben in der Produktion von Arzneimitteln und fungieren dabei als Bindeglied zwischen Facharbeitern und Unternehmensführung. Industriemeister planen, steuern und kontrollieren Arbeitsabläufe und koordinieren den Einsatz von Mitarbeitern und Maschinen. 

Zum Berufsbild gehört außerdem die Qualitätskontrolle. Auch betriebswirtschaftliche Aspekte wie Budget- und Terminvorgaben spielen im Arbeitsalltag eine große Rolle, genauso wie die Einhaltung der Hygiene-, Umwelt- und Arbeitssicherheitsmaßnahmen. Industriemeister Pharmazie sind in der Regel auch für die Ausbildung von Fachkräften zuständig. 

Die IHK-Prüfung zum Industriemeister Pharmazie ist ein staatlich anerkannter Abschluss.

Was lernt man in der Weiterbildung?

Die Weiterbildung zum Industriemeister Pharmazie gliedert sich in drei Teile. Den größten Umfang haben dabei die „Handlungsspezifischen Qualifikationen“, welche fachspezifische Kenntnisse wie die pharmazeutische Fertigung, Organisation, Führung und Kommunikation sowie ein bestimmtes Spezialisierungsgebiet vermitteln. 

Die „Fachrichtungsübergreifenden Basisqualifikationen“ nehmen etwa ein Drittel des Unterrichts ein. Hier geht es um rechtsbewusstes und betriebswirtschaftliches Handeln, die Zusammenarbeit im Betrieb und das Anwenden von Methoden der Information, Kommunikation und Planung. Die Ausbildereignung muss im Teil „Berufs- und arbeitspädagogische Qualifikationen“ erlangt werden.

Studieninhalte: Industriemeister Pharmazie

1. Berufs- und arbeitspädagogischer Teil (AEVO) 

2. Fachrichtungsübergreifende Basisqualifikation (BQ)

  • Rechtsbewusstes Handeln
  • Betriebswirtschaftliches Handeln
  • Zusammenarbeit im Betrieb
  • Anwenden von Methoden der Information, Kommunikation und Planung

3. Handlungsspezifische Qualifikationen (HQ)

  • Pharmazeutische Fertigung und Verpackung
    • pharmazeutische Technologie und Qualitätssicherung
    • Entwicklung und Herstellung von Darreichungsformen
  • Organisation, Führung und Kommunikation
    • Personalführung und -entwicklung
    • betriebliches Kostenwesen
    • Verantwortliches Handeln im Betrieb
    • Qualitätsmanagement
    • Information und Kommunikation
  • Spezialisierungsgebiete 
    • je nach Standort z. B. Automatisierungs- und Prozessleittechnik, Biotechnologie, Betriebscontrolling oder Qualitätsmanagement im regulierten Umfeld Quelle: IHK Bodensee-Oberschwaben bzw. IKH Ulm 

Wer kann die Weiterbildung zum Industriemeister Pharmazie absolvieren?

Wer für die IHK-Prüfungen zum Industriemeister Pharmazie zugelassen werden möchte, muss folgende Voraussetzungen erfüllen: 

  • eine abgeschlossene Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf, der zu den Pharmazie-/Chemieberufen gehört oder
  • eine abgeschlossene Ausbildung in einem anderen anerkannten Ausbildungsberuf und anschließend mindestens ein Jahr Berufserfahrung oder
  • bei fehlender Berufsausbildung mindestens 4 Jahre Berufspraxis.

Welche weiteren Fähigkeiten sind gefragt?

Fachspezifisches Wissen ist als Industriemeister Pharmazie unabdingbar. Dazu gehören Kenntnisse aus den Bereichen Chemie, Biologie und Arzneimittelkunde. Besonders wichtig ist auch Organisationstalent, um einen reibungslosen Ablauf der Produktion sicherzustellen. 

Darüber hinaus werden betriebswirtschaftliche Fertigkeiten, beispielsweise für Kostenkalkulationen, benötigt. Auch pädagogische Fähigkeiten und Führungskompetenz sind wichtig, um Mitarbeiter und Auszubildende anzuleiten. Im Umgang mit Maschinen ist technisches Verständnis und handwerkliches Geschick gefragt.

Präsenzstudium oder berufsbegleitend?

Am häufigsten wird die Weiterbildung in Teilzeit durchgeführt, das heißt, die Teilnehmer bilden sich berufsbegleitend fort. Je nach Anbieter bedeutet das, dass der Unterricht in den Abendstunden und/oder am Wochenende stattfindet. Zusätzlich sollte der Unterricht nachbereitet und Lernphasen eingeplant werden. 

Die Weiterbildung dauert in der Regel 2 bis 2,5 Jahre. Möglich ist auch ein Lehrgang in Vollzeit oder im Fernstudium. In der Regel gibt es zweimal im Jahr die Möglichkeit, die Abschlussprüfung zum Industriemeister Pharmazie abzulegen.

Welche Karrierechancen bieten sich als Industriemeister Pharmazie?

Industriemeister Pharmazie arbeiten vor allem bei Herstellern pharmazeutischer Grundstoffe und Arzneimittel. Auch die Chemieindustrie kommt als Arbeitsbereich infrage, beispielsweise in der Herstellung von Körperpflegeprodukten, Desinfektions-, Pflanzenschutz- oder Waschmitteln. 

Die deutsche Pharmaindustrie zählt im weltweiten Vergleich zu den umsatzstärksten, ebenso die Chemieindustrie. Beide Wirtschaftszweige haben sich als relativ krisensicher erwiesen. 

Die Pharmaunternehmen in Deutschland sind in einer ganzen Reihe von Verbänden organisiert. Dem mitgliederstärksten Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) gehören viele mittelständische Unternehmen an. Unter dem Dach des Verbandes der Chemischen Industrie sind die Hersteller verschreibungspflichtiger Arzneimittel im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sowie im Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) organisiert. 

Das Einkommen eines Industriemeisters Pharmazie ist von vielen Faktoren abhängig, wie beispielsweise der Unternehmensgröße, der Region und der Berufserfahrung. Das Gehalt bewegt sich bei einem monatlichen Bruttolohn von circa 3.701 bis 4.805 Euro.

Hochschulzugangsberechtigung mit dem Meister-Abschluss

Mit dem Meister-Abschluss wird auch die Hochschulzugangsberechtigung erlangt, die in fast allen Bundesländern gültig ist. Ein akademischer Grad ermöglicht den Aufstieg in die obere Managementebene. Studiengänge, die sich für Industriemeister Pharmazie anbieten, sind beispielsweise Pharmazie, Pharmatechnik, Chemieingenieurwesen, Verfahrenstechnik oder auch Industriebetriebswirtschaft.

Mögliche Anbieter und Kosten

  • Provadis Weiterbildung | Seminarort Frankfurt am Main  
    • Dauer: 2 Jahre; berufsbegleitend in Präsenz oder online
    • zweimal pro Woche 12:30 bis 17:30 (samstags 7:30 bis 12:30 Uhr) zzgl. zweier Seminare mit einem Umfang von 6 bzw. 4 Tagen
    • Kosten: 8.640 Euro (Präsenz), 7.800 Euro (online)
    • Zum Anbieter: www.provadis.de
  • Fain Die Bildungsakademie | verschiedene Standorte in Deutschland 
    • Dauer: circa 24 Monate, Unterricht regional unterschiedlich, in der Regel samstags 8:30 bis 14:00 Uhr; auch online (mit verschiedenen Zeiten) möglich
    • Kosten: 6.164,20 Euro in NRW; 6.341,51 Euro an den restlichen Standorten; mit staatlicher Förderung 1.500 Euro
    • Zum Anbieter: www.fain.de
  • IHK Ulm | Seminarort Ulm
    • Dauer: 2 Jahre (900 Stunden); Präsenz zweimal pro Woche; freitags 17:00–20:15 Uhr und samstags 8:00–15:00 Uhr
    • Kosten: 5.300 Euro zzgl. Lernmittel und Prüfungsgebühr + Ausbilder-Lehrgang (AEVO)
    • Zum Anbieter: www.ihk.de/ulm

Bei Fragen zum Studiengang wenden Sie sich bitte direkt an einen der Anbieter.

Finanzielle Fördermöglichkeiten sind beispielsweise das Aufstiegs-BAföG, welches sich aus einem Zuschuss sowie einem zinsgünstigen Darlehen zusammensetzt. Auch eine finanzielle Unterstützung durch Arbeitgeber oder Bildungsgutscheine der Bundesagentur für Arbeit sind möglich.

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