Einige Arzneistoffe gibt es in unterschiedlichen Dosierungen: etwa Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen. Je nach Dosierung und Einnahmeschema kann ein Wirkstoff unterschiedliche therapeutische Effekte erzielen und daher dosisabhängig in verschiedenen Indikationen eingesetzt werden. Welche weiteren gängigen Arzneistoffe dazu gehören und für welche Indikationen diese jeweils eingesetzt werden, das erfahren Sie in dieser Serie.
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Pantoprazol: Nicht nur als Magenschutz indiziert

Protonenpumpenhemmer (PPI) gehören zu den wichtigsten Arzneimitteln in der Gastroenterologie. Sie verringern die Bildung von Magensäure und sind daher auch unter dem Namen Säureblocker bekannt.

Pantoprazol ist neben Omeprazol der bekannteste Wirkstoff dieser Arzneimittelgruppe und hat zahlreiche Anwendungsgebiete.
Die Substanz kommt unter anderem bei einer Entzündung der Speiseröhre (Refluxösophagitis) zum Einsatz, die meist durch den Rückfluss von saurem Mageninhalt ausgelöst wird. Auch bei Geschwüren im Magen oder Zwölffingerdarm wird der Wirkstoff häufig angewendet. Mediziner setzen Pantoprazol in Kombination mit geeigneten Antibiotika auch zur Eradikation gegen eine Infektion mit dem Keim Helicobacter pylori ein.
Müssen Patienten regelmäßig Schmerzmittel wie Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac einnehmen, wird Pantoprazol ebenfalls häufig als Begleitmedikation verschrieben. Denn: Nichtsteroidale Antiphlogistika können säurebedingte Magenbeschwerden bis hin zu Magengeschwüren auslösen. Pantoprazol verringert dieses Risiko und wird in dem Zusammenhang auch als „Magenschutz“ bezeichnet.
Auf dem deutschen Markt ist Pantoprazol in Form magensaftresistenter Tabletten und als Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung erhältlich.
Gut zu wissen: Wann ist Pantoprazol rezeptfrei?
Pantoprazol ist normalerweise verschreibungspflichtig. Ausgenommen sind davon Arzneimittel in einer Dosierung von 20 mg Pantoprazol mit maximal 14 Tabletten.
Pantoprazol ist in der Selbstmedikation zur kurzzeitigen Behandlung von Reflux-Symptomen, wie beispielsweise Sodbrennen und saures Aufstoßen bei Erwachsenen, indiziert.
Pantoprazol blockiert die Protonenpumpe in der Magenschleimhaut
Wie alle Protonenpumpenhemmer ist Pantoprazol ein Prodrug (Vorstufe). Nach der Umwandlung in die aktive Form hemmt der Wirkstoff vollständig und irreversibel die Protonenpumpe in der Magenschleimhaut.
Bei dieser Pumpe handelt es sich um einen Enzymkomplex, der für die Säureproduktion im Magen verantwortlich ist. Diese H+/K+-ATPase transportiert H+-Ionen aus den Belegzellen des Magens ins Mageninnere. Bei diesen Belegzellen handelt es sich um spezialisierte Zellen in der Magenwand, die für die Bildung von Salzsäure verantwortlich sind.
Durch die Hemmung der Protonenpumpe wird die Säureproduktion im Magen für etwa 36 bis 72 Stunden vermindert und kommt erst durch Neubildung der H+/K+-ATPase wieder in Gang. Der pH-Wert im Magen steigt dabei von normalerweise 1 bis 2 auf Werte zwischen pH 3 bis 4, wodurch salzsäurebedingte Entzündungen und Wunden in der Magenschleimhaut besser abheilen können.
Gut zu wissen: Pantoprazol als magensaftresistente Tablette nötig
Pantoprazol muss zwingend in einer magensaftresistenten Darreichungsform verabreicht werden. Der Wirkstoff würde sonst im sauren Magensaft protoniert werden und könnte dann nicht mehr in die Belegzellen des Magens gelangen.
Durch den magensaftresistenten Überzug kann Pantoprazol unverändert in den Dünndarm gelangen und dort über die Blutbahn in die Magenschleimhaut transportiert werden. In den Belegzellen entsteht dann die eigentliche Wirkform von Pantoprazol, die die Protonenpumpe unter Bildung einer Disulfidbrücke irreversibel hemmt.
In welchen Dosierungen ist Pantoprazol indiziert?
Auf ärztliche Anweisung kommt Pantoprazol bei Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren zum Einsatz. Im Bereich der Selbstmedikation wird der Wirkstoff ausschließlich bei Erwachsenen angewendet und deutlich niedriger dosiert als bei einer ärztlich verordneten Therapie:
- Zur kurzzeitigen Behandlung von Refluxsymptomen in der Selbstmedikation: Einmal täglich 20 mg für zwei bis drei Tage, die maximale Anwendungsdauer beträgt zwei Wochen.
- Präparatebeispiele: Pantoprazol-1A Pharma® 20 mg bei Sodbrennen, Pantoprazol Hexal® bei Sodbrennen 20 mg
- Zur Behandlung von Refluxösophagitis: Ein- bis zweimal täglich 40 mg über einen Zeitraum von vier Wochen, zur Rezidivprophylaxe kann eine Erhaltungsdosis von 20 mg als Langzeittherapie gegeben werden.
- Zur Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren: Ein- bis zweimal täglich 40 mg über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen.
- Zur Eradikation von Helicobacter pylori in Kombination mit zwei geeigneten Antibiotika: Zweimal täglich 40 mg über sieben bis 14 Tage.
- Zur Prävention von Magengeschwüren bei einer Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika: Einmal täglich 20 mg.
- Präparatebeispiele: Pantoprazol AL 20 mg, Pantoprazol-ratiopharm® 20 mg, Pantoprazol Heumann 40 mg, Pantoprazol Stada 40 mg
Welche Nebenwirkungen können bei Pantoprazol auftreten?
Arzneimittel mit Pantoprazol sind normalerweise gut verträglich und unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind bei indikationsgemäßer Anwendung selten.
Bei der Langzeitanwendung von Pantoprazol gibt es jedoch einiges zu beachten: Bei längerer Anwendung kann es zu einer schlechteren Aufnahme von Vitamin B12 kommen, daher sind regelmäßige Kontrollen des Vitamin-B12-Spiegels zu empfehlen. Auch kann Pantoprazol auf Dauer zu einem Magnesiummangel führen, daher sollte bei Krämpfen oder unwillkürlichen Muskelzuckungen mit einem Arzt gesprochen werden. Pantoprazol kann aber auch einen Mangel an Calcium auslösen, wodurch das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche erhöht sein kann.
Einnahme von Pantoprazol in Schwangerschaft und Stillzeit?
Gerade während der Schwangerschaft kommt es häufig zu Sodbrennen und saurem Aufstoßen. Für die Beratung in der Apotheke ist es wichtig zu wissen, dass Protonenpumpenhemmer in der Schwangerschaft nicht in der Selbstmedikation eingesetzt werden sollen. Nach Rücksprache mit dem Arzt ist eine Anwendung aber möglich. Bisher gibt es keine Anhaltspunkte für ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen.
Da Protonenpumpenhemmer aufgrund ihrer Lipophilie in die Muttermilch übergehen, sollten sie auch in der Stillzeit nur bei strenger Indikation eingesetzt werden.
Abgabe von Pantoprazol: Hinweise für die Beratung
Bei der Abgabe von Pantoprazol sollten die Patienten darüber informiert werden, dass die Tabletten nicht geteilt oder gekaut werden dürfen. Beim Zerstören der äußeren Hülle würde sonst die Magensaftresistenz verloren gehen.
Weiterhin wichtig für die Wirksamkeit ist, dass die Tabletten unbedingt auf nüchternen Magen eingenommen werden müssen. Da meist eine einmal tägliche Anwendung ausreicht, sollte dies idealerweise 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück erfolgen.
Bei einer Abgabe von Pantoprazol bei Sodbrennen im Rahmen der Selbstmedikation sollte darauf hingewiesen werden, dass die Wirkung nicht so schnell eintritt wie bei klassischen Antazida. Als Bedarfsmedikation sind Protonenpumpenhemmer nicht geeignet. Bis zur Besserung der Symptome ist eine Einnahme über zwei bis drei Tage nötig, dafür hält die Wirkung dann auch länger an.
Eine Anwendung von Pantoprazol sollte maximal für 14 Tage erfolgen, bessern sich die Beschwerden nicht, ist ein Arztbesuch angezeigt.
Gut zu wissen: Wann darf Pantoprazol nicht im Rahmen der Selbstmedikation abgegeben werden?
Bei folgenden Symptomen oder Vorerkrankungen sollte Pantoprazol nicht abgegeben werden und zu einem Arztbesuch geraten werden:
- Erbrechen von Blut
- Blut im Stuhl
- Schluckbeschwerden
- deutlicher Gewichtsverlust
- Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür in der Vorgeschichte
Pantoprazol kann die Beschwerden einer bösartigen Magenerkrankung maskieren und so die Diagnosestellung verzögern. Beim Vorliegen oben genannter Warnsymptome muss daher zunächst eine bösartige Erkrankung ausgeschlossen werden.
Bei einer Langzeitanwendung von Pantoprazol sollte ein plötzliches Absetzen vermieden werden, da es sonst zu einem Rebound-Effekt und einer vermehrten Produktion von Magensäure kommen kann. Dadurch können sich die ursprünglichen Beschwerden verschlimmern. Das Absetzen von Pantoprazol sollte in so einem Fall mit dem Arzt besprochen werden. Quellen:
- https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Pantoprazol_22015
- Fachinformation Pantoprazol-ratiopharm® 40 mg magensaftresistente Tabletten
- Beipackzettel Pantoprazol Stada® protect 20 mg
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/08/20/magensaftresistente-arzneimittel-was-patienten-beachten-sollten