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Interaktionspotenzial: Piperin: Wechselwirkungen mit Arzneimitteln

Piperin ist als Inhaltsstoff aus dem schwarzen Pfeffer einigen Nahrungsergänzungsmitteln zugesetzt. Vorsicht gilt jedoch, denn es können Wechselwirkungen mit Medikamenten auftreten. | Bild: NIKCOA / AdobeStock

PTA dürfte Piperin vor allem als Inhaltsstoff von Pfeffer und als Zusatzstoff zu Nahrungsergänzungsmitteln, die Curcumin enthalten, ein Begriff sein. Ende des vergangenen Jahres hatte sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kritisch zu diesem Piperin-Zusatz geäußert. Der Grund: Weil Piperin die Bioverfügbarkeit von Curcumin erhöhen soll, befürchtet das BfR, dass die täglich akzeptable Aufnahmemenge überschritten werden könnte.  

Professor Jan Frank (Leiter des Fachgebiets für Biofunktionalität der Lebensmittel an der Universität Hohenheim in Stuttgart und wissenschaftlicher Berater für eine Firma, die mizellares Curcumin herstellt) erklärte hingegen, dass er keine Daten kenne, die auf eine erhöhte Toxizität von Curcumin hinweisen, wenn dieses besser bioverfügbar ist. Auf dem Pharmacon Meran 2022 äußerte sich auch Professorin Ulrike Holzgrabe (Lehrstuhlinhaberin für Pharmazeutische und Medizinische Chemie in Würzburg) öffentlich zum Thema Curcumin. Sie meint: Curcumin sollte eigentlich gar nicht eingenommen werden, weil es sich um eine hochreaktive Substanz handle. 

In der bisherigen Diskussion schien es also eher um Curcumin als um Piperin zu gehen. Allerdings hat das BfR vom 30. Juni bis 1. Juli eine Konferenz zum Thema „Super(?)foods and Supplements“ veranstaltet. In dem Vortrag von Dr. Karen Hirsch-Ernst (Fachgruppenleitung Ernährungsrisiken, Allergien und Neuartige Lebensmittel am BfR) ging es speziell auch um Piperin – genauer gesagt, um die Wechselwirkung von Piperin mit Arzneimitteln. 

Welche Arzneimittel interagieren mit Piperin?

Wenn Piperin – in hohen Dosierungen, wie es in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sein kann – die Bioverfügbarkeit von Curcumin erhöht, liegt der Gedanke nicht fern, dass es dies auch für Arzneimittel tun könnte. Hirsch-Ernst präsentierte Studien, die zeigten, dass  

  • 20 mg Piperin pro Tag zu einer Erhöhung der Plasmaspiegel von Propranolol, Theophyllin, Phenytoin, Carbamazepin, Nevirapin, Chlorzoxazon, Diclofenac und Fexofenadin führen können.
  • Für 50 mg Piperin pro Tag als Einzeldosis soll gezeigt worden sein, dass der Plasma-Spiegel von Rifamipicin erhöht wurde.
  • 15 mg Piperin pro Tag über drei Tage soll unter Midazolam zu einer verlängerten Sedierung und einer erhöhten Zahl von Patienten mit Amnesie geführt haben.

Welche Produkte aus der Apotheke enthalten Piperin?

Die Nahrungsergänzungsmittel-Marke „Pure Encapsulations“ wirbt mit dem Zusatz von Piperin – und das nicht nur bei Curcumin. Hinter dem Markennamen „Bioperine“ verbirgt sich Piperin aus schwarzem Pfeffer. Und Bioperine® ist zum Beispiel auch in „Eisen Complex“ von „Pure Encapsulations“ enthalten. Dort sollen 5 mg von Bioperine® (Schwarzer Pfeffer Extrakt, 95 Prozent Piperin) enthalten sein. In dem Curcumin-Präparat sind es nur 2,1 mg. Auch in „Chondro aktiv“ ist 1 mg Piperin enthalten. Damit kommt man zwar mit einem einzelnen Präparat nicht in die Dosis-Bereiche der Wechselwirkungsstudien, allerdings können auch mehrere Nahrungsergänzungsmittel auf einmal eingenommen werden.

Auch die Firma Allergosan wirbt bei einem Präparat mit dem Zusatz von Piperin (2,9 mg in „Meta-Care® Coenzym Q10“) oder auch in „Heilerde“ wird Piperin als „Bio-Enhancer“ beworben.

Piperin nicht für Schwangere geeignet

Dass Piperin rein theoretisch auch ohne Wechselwirkungen schädlich sein könnte, zeigen laut Hirsch-Ernst Tierstudien. Manche sollen gezeigt haben, dass Piperin die Bildung männlicher Keimzellen stören kann (Dosisbereiche: 5 bis 10 mg/kg KG pro Tag). Bei Frauen soll Piperin zudem embryotoxisch wirken. Deshalb sollten Schwangere gar kein Piperin einnehmen. Für die restliche Bevölkerung empfiehlt das BfR nicht mehr als 2 mg auf einmal in einem Nahrungsergänzungsmittel pro Tag einzunehmen.  

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