Auch Vierbeiner bzw. ihre Besitzer suchen immer wieder öffentliche Apotheken auf, um nach Rat zu fragen. In dieser Serie werfen wir daher einen Blick auf gängige Beschwerden, untern denen Hund, Katze und Co. immer wieder leiden.
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Erste Hilfe bei Tieren

Es wird in der Beratung wahrscheinlich nicht allzu häufig vorkommen, denn verletzte Tiere gehören in erster Linie in die Hände eines Tierarztes. Doch was soll man tun, wenn genau vor der Apothekentüre ein Tier angefahren wird? Auch wenn sich zwei Hunde nach einer Rauferei gebissen haben, kann es vorkommen, dass der Besitzer es vorzieht seinen vierbeinigen Begleiter erst einmal selbst zu versorgen. Dann kommt er in die Apotheke, wenn die Verletzung nicht so schlimm erscheint. Erste Hilfe sollte man zudem nicht nur Menschen zuteilwerden lassen, auch Tiere sind dankbar, wenn sie nicht zu lange leiden müssen, bis sich jemand ihnen annimmt. Hier kommt eine kleine Zusammenfassung für alle Maßnahmen, die getroffen werden sollten, um dem Tierarzt die Arbeit zu erleichtern.
So sollte ein Hund vorbereitet werden
Grundsätzlich sollte einem verletzten Tier immer am besten der eigene Halter helfen. In der Apotheke kann man beratend zur Seite stehen, doch verängstigte Tiere, die unter Schmerzen leiden, können in diesen Stresssituationen vor allem bei Fremden aggressiv reagieren. Auch ein Hundehalter ist nicht vor plötzlichen Beißattacken seines Tieres gefeit, egal wie brav und freundlich der Hund im Alltag auch sein mag.
Der beste Rat, den man in dieser Situation geben kann, ist erst einmal das Tier anzuleinen und einen Maulkorb oder eine Behelfsmaulschlinge aus einem Mullverband anzulegen. Das geht aber nur dann, wenn der verletzte Hund
- bei Bewusstsein ist,
- keine Atembeschwerden hat,
- nicht erbrechen muss,
- kein Fremdkörper im Maul- oder Rachenbereich steckt,
- nicht aus der Nase blutet oder sich in keinem Schockzustand befindet.
Während der kompletten Zeit, in der die Schnauze zugebunden ist, sollte der Hund beobachtet werden. Sollte er erbrechen oder bewusstlos werden, muss die Schlinge unverzüglich abgenommen werden.
Quetschungen, Prellungen oder Brüche
Nach einer stumpfen Verletzung – beispielsweise nach einem Unfall –, bei der das Tier nicht blutet, sollte es unbedingt einem Tierarzt vorgeführt werden, der es röntgt, um sicherzugehen, dass innerlich nichts unkontrolliert blutet und nichts abgerissen oder gebrochen ist. Grundsätzlich ist es immer richtig, die betroffene Stelle ruhig und stabil zu halten und sie zu kühlen, damit die Schwellung, die unweigerlich folgt, nicht zu stark wird.
Brüche lassen sich erkennen, wenn sich das Tier nur noch sehr schlecht bewegen kann, eine Gliedmaße in einem unnatürlichen Winkel abgebogen ist oder herabbaumelt. Die Bruchstelle wird schnell anschwellen. Wenn es möglich ist, sollte ein Bruch für den Transport zum Tierarzt geschient werden, wenn er nicht offen ist. Der Bereich um die Bruchstelle herum muss dann gut gepolstert und mit einer Binde umwickelt und fixiert werden. Danach kann eine Schiene angelegt werden, die dann wiederum mit einer Binde umwickelt und fixiert wird. Dabei darf die Wicklung der Binden nicht zu fest sein, damit die Gliedmaße weiterhin ausreichend gut durchblutet wird.
Zur Nachsorge eines stumpfen Traumas eignet sich die Traumeel Salbe. Auch kann ein Umschlag mit Arnika oder Beinwell helfen. Dafür werden etwa vier Teelöffel der Arnikablüten mit 100 ml Wasser überbrüht und eine Viertelstunde ziehen gelassen oder Beinwell im Verhältnis 1:10 abgekocht und abkühlen gelassen. Damit kann ein Leintuch getränkt werden, das dann auf die entsprechende Körperstelle gelegt wird. Arnika- oder Beinwellsalben sind weniger geeignet, denn beide Pflanzen sind ausschließlich äußerlich anzuwenden und dürfen von den Tieren nicht abgeleckt und verschluckt werden.
Blutende Wunden
Klaffende und stark blutende Wunden sowie spitze Traumen müssen schnell versorgt werden, damit das betreffende Tier nicht zu viel Blut verliert. Damit der Tierarzt später problemlos nähen oder klammern kann, darf die Wunde in keinem Fall mit irgendeiner Salbe oder einem Gel behandelt werden. Die Wunde wird bestenfalls so belassen, wie man sie vorfindet, und mit einem sterilen Vlies sauber abgedeckt. Wenn die Wunde stark blutet, sollte ein Druckverband angelegt werden, indem man eine aufgerollte Mullbinde auf das Vlies drückt und sie anschließend mit einer zweiten Mullbinde fixiert. Bei langhaarigen Hunden und Katzen empfiehlt es sich, die Mullbinde noch mit einem Pflaster am Haarkleid zu fixieren, denn die Konstruktion kann an den glatten Haaren schnell verrutschen.
Die blutende Stelle sollte beim Transport zum Tierarzt hochgelagert werden und das verletzte Tier darf sich nicht mit seinem ganzen Gewicht darauflegen, damit sie nicht wieder aufbricht oder der Verband sich lockert. Die besten Heilungschancen bestehen, wenn die Wunde so schnell wie möglich – am besten innerhalb von zwei Stunden – versorgt wird.
Zur Heilungsförderung können nach der Versorgung durch den Arzt das Octenisan Gel oder Tyrosur Wundheilgel verwendet werden, die einer Infektion vorbeugen und ein optimales Wundheilklima schaffen.
Biss- und Augenverletzungen versorgen
Auch wenn sie manchmal kaum bluten, gehört die Versorgung von Bissverletzungen immer in die Hände eines Tierarztes, denn sie können sich schnell infizieren. Er wird die Haare um die betroffene Stelle herum scheren und die Wunde mit Kochsalz- und Rivanollösung ausspülen. Die Nachsorge erfolgt dann wie bei anderen spitzen Verletzungen.
Bei Augenverletzungen gilt dasselbe wie beim Menschen. Der Transport zum Arzt sollte abgedunkelt und möglichst mit Kühlung des verletzten Auges erfolgen, damit es nicht schnell zuschwillt. Am besten werden dabei beide Augen abgedeckt, damit sie sich nicht zu viel bewegen und die Verletzung nicht noch schlimmer wird. Steckt ein Fremdkörper im Auge, sollte man diesen nicht selber versuchen zu entfernen, sondern es dem Tierarzt überlassen. Kleinere Fremdkörper wie Steinchen, Staub, Sand oder auch Chemikalien können mit Kochsalzlösung von innen nach außen ausgespült werden. Anschließend können Augentropfen oder Augenkompressen mit Calendula oder Euphrasia Linderung verschaffen.
Schnelles Handeln bei Vergiftungen
Besteht der Verdacht, dass das Haustier giftige Substanzen aufgenommen hat, dann sollte gleich ein Anruf bei der Giftnotrufzentrale getätigt werden. Dort befasst man sich zwar in erster Linie mit menschlichen Patienten, doch soweit es möglich ist, werden dort auch Vergiftungsfälle bei Tieren beraten. Leider gibt es hier keine bundeseinheitlich gleiche Telefonnummer, doch auf der Seite des Bundesamtes für Verbraucherschutzes und Lebensmittelsicherheit findet sich eine Liste der relevanten Telefonnummern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Auch wenn man den Giftstoff so schnell wie möglich aus dem Körper heraushaben will, ist das Auslösen von Erbrechen nicht immer die beste Wahl. Ist das Tier bewusstlos oder krampft es, sollte es selbstverständlich unterlassen werden, das Tier zum Erbrechen zu bringen. Auch wenn es erdölhaltige Substanzen wie beispielsweise Lampenöl zu sich genommen hat, sollte es unterbleiben, um ein Aspirieren des Öls in die Lunge mit anschließender Lungenentzündung auszuschließen. Ätzende Flüssigkeiten sind im Magen grundsätzlich besser aufgehoben als in der Speiseröhre und alles, was schäumt, sollte ebenfalls nicht wieder hochgeholt werden, um ein Ersticken durch den entstehenden Schaum zu vermeiden. Unter Umständen kann ein entschäumendes Präparat mit Simeticon helfen. Die Gabe von medizinischer Kohle kann ebenfalls grundsätzlich dabei helfen Giftstoffe zu binden, sollte aber auch mit dem Giftnotruf abgeglichen werden.
Die Nachsorge obliegt dem Tierarzt und unterscheidet sich, je nachdem, um welches Gift es sich gehandelt hat. Der Halter kann ihn aber auf die Gabe von Mariendistelpräparaten ansprechen, damit sich die Leber des Tieres schneller erholt, falls sie angegriffen wurde.