Aktuelles

In der Apotheke werden PTA mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert. Lesen Sie hier die tagesaktuellen News aus den Bereichen Pharmazie, Forschung, Ernährung, Gesundheit und vielem mehr. Bleiben Sie informiert, um Ihre Kunden stets kompetent zu beraten.

5 min merken gemerkt Artikel drucken

Nackenschmerzen in der Selbstmedikation: Was hilft?

Braunhaarige Frau greift sich an den schmerzenden Nacken
Oft entstehen Nackenschmerzen durch Fehlhaltung. | BIld: RFBSIP / AdobeStock

Nackenschmerzen zählen zu den häufigsten funktionellen Beschwerden des Bewegungsapparats. Meist beruhen sie auf muskulären Verspannungen. Die Ursachen reichen von einseitiger Belastung über Bewegungsmangel bis hin zu Stress oder einem ungeeigneten Arbeitsplatz. 

Auch schlecht abgestimmte Kopfkissen oder ungünstige Schlafpositionen können der Auslöser sein. Die verspannten Muskeln verhärten sich, was zu ziehenden Schmerzen, Spannungskopfschmerzen oder einer eingeschränkten Beweglichkeit führen kann.

In der Regel lassen sich Nackenschmerzen gut in der Selbstmedikation behandeln. PTA können ihren Kunden einige Optionen vorschlagen.

Gut zu wissen: Was ist der „Handy-Nacken“?

Der sogenannte „Handy-Nacken“ ist ein eher neues Phänomen – verursacht durch die dauerhafte, nach vorn geneigte Kopfhaltung beim Blick auf das Display. 

Diese unnatürliche Haltung belastet die Nackenmuskulatur dauerhaft und kann zu Verspannungen, Kopfschmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit führen.

Extra-Tipp: Das Handy sollte auf Augenhöhe gehalten werden. Handypausen entlasten den Nacken zusätzlich.

Wie können Nackenschmerzen behandelt werden?

Oft genügt es schon, die verspannte Muskulatur zu entlasten und gezielt zu wärmen. Wärme wirkt durchblutungsfördernd, muskelentspannend und schmerzlindernd. Besonders beliebt in der Apotheke sind Wärmeauflagen wie ThermaCare® Nacken & Schulter oder ABC-Wärme-Pflaster® mit Capsaicin. Auch Rotlichtlampen oder Körnerkissen kommen gerne zum Einsatz – wichtig ist dabei die gleichmäßige, wohldosierte Wärme.

Gut zu wissen: Wärme und Schmerzmittel

Wichtig für die Beratung: Wärme sollte nicht gleichzeitig mit Schmerz- oder Wirkstoffgelen kombiniert werden, da es sonst zu Hautreizungen oder verstärkter Wirkstoffaufnahme kommen kann.

Wenn statt Wärme eine kühlende, schmerzlindernde Wirkung im Vordergrund steht, kommen topische Schmerzmittel wie Voltaren® Schmerzgel oder Doc® Ibuprofen Schmerzgel infrage. Diese werden direkt auf die schmerzende Stelle aufgetragen und können sanft einmassiert werden.  

Wenn die Beschwerden stärker ausgeprägt sind oder großflächig auftreten, können auch systemische Schmerzmittel sinnvoll sein. Dazu zählen klassische nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen (z. B. Nurofen® Weichkapseln) oder Diclofenac (z. B. Voltaren® dolo). Diese wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend. 

Auch Paracetamol (z. B. Ben-u-ron®) kann eingesetzt werden – insbesondere geeignet für Patienten mit empfindlichem Magen. 

Wichtig sind eine individuell angepasste Dosierung und die Beachtung möglicher Kontraindikationen. In der Beratung sollte auf eine möglichst kurze Einnahmedauer hingewiesen werden – idealerweise nur wenige Tage.

Pflanzliche Hilfe bei Nackenschmerzen

Für Kunden, die eine natürliche Alternative zu chemisch-synthetischen Wirkstoffen suchen oder diese nicht gut vertragen, stehen bewährte pflanzliche Präparate zur Verfügung. Besonders hilfreich bei muskulären Verspannungen und Schmerzen sind Zubereitungen mit Arnika, Beinwell, Rosmarinöl oder Latschenkiefernöl. Diese Pflanzen wirken durchblutungsfördernd, entzündungshemmend und muskelentspannend.

Produkte wie Kytta® Schmerzsalbe mit Beinwellextrakt oder Doc® Arnika Schmerzgel eignen sich gut zur lokalen Anwendung. Auch Latschenkiefer-Produkte wie das Allgäuer Latschenkiefer® Muskel- und Gelenkfluid haben sich bei Nackenschmerzen bewährt.

Muskel- und Schmerzroller sind praktisch in der Anwendung und besonders beliebt für unterwegs. Produkte wie Retterspitz® Muskelroller oder Arnika Roll-on von Weleda® kombinieren durchblutungsfördernde ätherische Öle mit schmerzlindernden Pflanzenextrakten.

Ergänzend können auch Badezusätze wie das Weleda Sport und Muskel Regenerationsbad® empfohlen werden, um die Muskulatur ganzheitlich zu lockern.

Was kann man vorbeugend gegen Nackenschmerzen tun?

Viele Beschwerden lassen sich durch einfache Maßnahmen vermeiden oder lindern. Die folgenden Tipps können dem Kunden aktiv helfen:

  • Arbeitsplatz ergonomisch gestalten: Bildschirm auf Augenhöhe, gerade Sitzhaltung, Armauflage beachten.
  • Bewegungspausen einbauen: Regelmäßiges Aufstehen, Schulterkreisen und Dehnübungen helfen.
  • Zugluft vermeiden: Gerade bei kühlem Wetter einen Schal oder ein leichtes Tuch tragen.
  • Stress abbauen: Atemübungen oder kleine Ruheinseln im Alltag entspannen auch den Nacken.
  • Richtige Schlafposition wählen: Flaches, stützendes Kissen entlastet die Nackenmuskulatur.

Nackenschmerzen: Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?

Nicht jeder Nackenschmerz lässt sich mit Wärmepflaster und Schmerzsalbe in den Griff bekommen. Immer dann, wenn die Beschwerden plötzlich, stark oder ungewöhnlich auftreten, ist ärztliche Abklärung gefragt. 

Das gilt vor allem bei ausstrahlenden Schmerzen in Arme oder Hände, Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Lähmungen. Auch Begleitsymptome wie Fieber, Schwindel, Sehstörungen oder Übelkeit sollten ernst genommen werden.

Ein Warnsignal ist außerdem, wenn die Schmerzen trotz Selbstbehandlung nach einigen Tagen nicht nachlassen oder sich sogar verschlimmern. Nach einem Sturz oder Unfall ist der Gang zum Arzt Pflicht – hier besteht Verletzungsgefahr an der Halswirbelsäule. 

Bei bekannten Grunderkrankungen wie Osteoporose, Rheuma oder Bandscheibenvorfällen ist eine genaue Diagnose ebenso wichtig.

Die Selbstmedikation hat ihren festen Platz – aber auch ihre Grenzen. Eine gute Beratung in der Apotheke erkennt diese und leitet den Kunden im Zweifel sicher weiter. So zeigt sich echte pharmazeutische Kompetenz. Quellen:
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). (2021).

Nicht-spezifischer Kreuz- und Nackenschmerz – Leitlinie Nr. 053-012. Version 2.

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. (o. J.).

Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK).

Fiedler, H. P. (Hrsg.). (2011). Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (6. Aufl.). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.

Wichtl, M. (Hrsg.). (2009). Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis