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Schwangerschaftsdiabetes: erst Lebensstiländerung, dann Insulin

Schwangerschaftsdiabetes birgt Risiken für Kind und Mutter. Eine Ernährungsumstellung ist der erste Schritt, um das Risiko einer Erkrankung zu senken. | Bild: Olesia Bilkei - Fotolia.com

Gefahren für das ungeborene Kind

Beim Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) handelt es sich um eine erstmals in der Schwangerschaft diagnostizierte Glukose-Toleranzstörung. Der Blutzucker der Mutter ist dabei entweder ständig oder auch nur ungewöhnlich lange nach den Mahlzeiten erhöht. Die hohe Zuckermenge geht direkt auf das ungeborene Kind über, das dadurch überernährt wird. Es wächst häufig zu schnell, und sein Stoffwechsel stellt sich schon vor der Geburt auf das ständige Überangebot an Kohlenhydraten ein.  

Tritt die Erkrankung schon früh in der Schwangerschaft auf und wird nicht entdeckt, so können sich Fehlbildungen des Herzens entwickeln. Die Hormonsituation beim Kind verzögert außerdem die Reifung der Lungenbläschen, sodass vor allem frühgeborene Babys häufiger mit Atemnot zu kämpfen haben und beatmet werden müssen.

Risiken auch für die Mutter

Auch für die Mutter ist der Schwangerschaftsdiabetes problematisch. So erhöht sich das Risiko, dass sie Bluthochdruck, Harnwegsinfekte, Nierenprobleme oder eine Neigung zu Krampfanfällen (Präeklampsie) entwickelt. Darüber hinaus haben die Frauen häufiger Frühgeburten. Sie gebären übermäßig große Babys, die häufiger per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden müssen.

Blutzucker-Screening wahrnehmen!

Um solche Gefahren zu verhindern, wurde vor einigen Jahren in der Schwangerschaftsvorsorge das Blutzucker-Screening als Kassenleistung verankert. Bei der Diagnostik wird zunächst ein Suchtest durchgeführt. Hierbei trinkt die Schwangere 200 Milliliter Wasser mit 50 Gramm Traubenzucker, woraufhin eine Stunde später der Blutzucker im Venenblut gemessen wird. Ist der Blutzuckerwert höher als 135 mg/dl, so besteht Diabetesverdacht. In diesem Fall muss in den folgenden Tagen ein oraler Glukosetoleranztest mit 75 Gramm Glukose im nüchternen Zustand durchgeführt werden. Nur wenn auch dieser zweite Test erhöhte Blutzuckerwerte zeigt, liegt ein Gestationsdiabetes vor. Dann muss die Schwangere mit dem Arzt das weitere Vorgehen festlegen.

Wirksame Lebensstiländerungen

An erster Stelle stehen eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung. Auch sollte die Frau weitgehend auf Süßigkeiten und Limonaden verzichten, um den Blutzuckerspiegel niedrig zu halten. Außerdem gehört reichliche, möglichst tägliche Bewegung dazu. Wenn die Schwangere diese Maßnahmen konsequent umsetzt, kann sie meist die Gefahren für sich und ihr Baby abwenden, betonen Frauenärzte und Diabetologen. Erst wenn diese Maßnahmen nicht greifen, muss der Arzt eine Insulintherapie in Betracht ziehen, mit der dann auch nicht zu lange gewartet werden darf. (Orale Antidiabetika sind in der Schwangerschaft nicht zugelassen.)

Auch viele schlanke Frauen sind betroffen

Die Experten betonen, wie wichtig es ist, dass alle Schwangeren am Screening teilnehmen. Zwar ist bei Übergewicht, höherem Alter und Diabetes in der Familie die Wahrscheinlichkeit für einen Gestationsdiabetes erhöht. Doch würden nur Frauen mit einem solchen Risikofaktor am Screening teilnehmen, würde ein großer Teil der Betroffenen übersehen. Denn immerhin 40 Prozent aller Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes sind schlank und haben auch sonst keinerlei Risiken.

Das Diabetesrisiko bleibt erhöht

Auch wenn der Schwangerschaftsdiabetes nach der Geburt wieder verschwindet, heißt es aufgepasst. So entwickelt jede zweite ehemalige Patientin innerhalb von zehn Jahren einen Typ-2-Diabetes. Und auch ihre Kinder haben lebenslang ein erhöhtes Diabetesrisiko. Früherkennung und rechtzeitiger Therapiebeginn sind daher sehr wichtig. Quellen: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.; diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe