Häufige Interaktionen
Interaktionsmeldungen treten im Apothekenalltag sehr häufig auf. Dabei geht es sowohl um Interaktionen zwischen verschiedenen Wirkstoffen als auch um Wechselwirkungen zwischen Wirkstoffen und Nahrungsmitteln, bzw. der Nahrungsaufnahme allgemein.
Nicht jede Interaktionsmeldung erfordert auch tatsächlich eine Gegenmaßnahme, manchmal sind Wechselwirkungen sogar erwünscht. In dieser Serie greifen wir die relevantesten Interaktionen auf, erklären die Hintergründe und geben Ihnen wichtige Informationen für das Beratungsgespräch an die Hand.
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Metformin und Vitamin B12: Immer gemeinsam denken

angebrochener Blister mit Metformin-Tabletten
Bei langfristiger Einnahme von Metformin sollte der Vitamin-B12-Spiegel im Blick behalten werden. | Bild: IMAGO / Ulrich Roth

Metformin gehört zu den wichtigsten Medikamenten in der Behandlung des Typ-2-Diabetes. Es senkt den Blutzucker, indem es die Wirkung von Insulin verbessert und die Aufnahme von Zucker aus dem Darm verringert. 

Das Arzneimittel gilt als zuverlässig und gut verträglich. Doch bei längerer Einnahme – vor allem über mehrere Jahre – kann es zu einer unerwünschten Nebenwirkung kommen: einem schleichenden Mangel an Vitamin B12.

Vitamin B12 – warum es für den Körper so wichtig ist

Vitamin B12 erfüllt viele Aufgaben im Körper. Es wird für die Bildung der roten Blutkörperchen benötigt und ist unentbehrlich für die Funktion der Nerven. Auch bei der Energiegewinnung aus der Nahrung spielt es eine zentrale Rolle. 

Zusätzlich hilft Vitamin B12 dabei, den Homocysteinspiegel im Blut zu senken. Homocystein ist eine natürliche Substanz, die im Körper anfällt – ist der Wert jedoch dauerhaft erhöht, kann das die Blutgefäße schädigen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Ein gesunder Vitamin-B12-Spiegel schützt also nicht nur Nerven und Blut, sondern auch das Herz.

Ein dauerhaft niedriger Vitamin-B12-Spiegel kann daher sowohl körperliche als auch geistige Beschwerden verursachen. Betroffen sind vor allem ältere Menschen und Patienten, die dauerhaft bestimmte Medikamente einnehmen – dazu zählt auch Metformin.

Wie Metformin den Vitamin-B12-Spiegel beeinflusst

Der Zusammenhang zwischen Metformin und einem niedrigen Vitamin-B12-Wert ist durch Studien gut belegt. Bei etwa jedem dritten Langzeitanwender von Metformin sinkt der B12-Spiegel. 

Die genaue Ursache ist nicht abschließend geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass Metformin die Aufnahme des Vitamins im Darm beeinträchtigt, unter anderem durch Veränderungen der Darmflora und eine verminderte Wirkung des sogenannten „intrinsic factor“, der für die Aufnahme von Vitamin B12 notwendig ist. Je höher die Tagesdosis und je länger die Einnahme von Metformin, desto größer scheint das Risiko zu sein.

Vitamin-B12-Mangel: Welche Beschwerden darauf hinweisen

Ein Vitamin-B12-Mangel entsteht meist langsam und bleibt lange unbemerkt. Erst nach einiger Zeit kann sich die Unterversorgung bemerkbar machen – häufig durch Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder eine blasse Haut. 

Auch Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Händen und Füßen sind mögliche Hinweise. In manchen Fällen kommt es zu Gangunsicherheiten oder Stimmungsschwankungen. 

Ein weiterer wichtiger Punkt: Ohne ausreichend Vitamin B12 kann die Bildung roter Blutkörperchen gestört sein. Das kann zu einer Blutarmut führen, die sich beispielsweise durch Schwäche, Blässe oder Atemnot bei Belastung äußern kann. 

Diese Beschwerden sind unspezifisch, das heißt: Sie können viele Ursachen haben. Deshalb ist es besonders wichtig, bei Metformin-Anwendern gezielt nachzufragen und einen möglichen Zusammenhang im Blick zu behalten.

Metformin und Vitamin B12: Interaktion in Beratung bedenken

In der Apotheke begegnen PTA täglich Kunden, die Metformin einnehmen – oft schon seit Jahren. Das Beratungsgespräch bietet eine gute Gelegenheit, auf die mögliche Wechselwirkung mit Vitamin B12 aufmerksam zu machen. 

Wer das Medikament schon länger einnimmt, sollte dazu ermutigt werden, den Vitamin-B12-Wert regelmäßig im Rahmen einer ärztlichen Blutuntersuchung überprüfen zu lassen. Auch bei unklaren Beschwerden wie Müdigkeit, Konzentrationsproblemen oder Missempfindungen kann der Hinweis auf eine mögliche B12-Unterversorgung ein wichtiger Impuls sein. 

Hier hilft eine freundliche, klare Kommunikation: Wer Metformin nimmt, sollte langfristig auch auf die Vitamin-B12-Versorgung achten.

Praktische Empfehlungen für die Ergänzung von Vitamin B12

Wenn ein Mangel festgestellt wurde oder bei langfristiger Metformin-Einnahme ein erhöhter Bedarf besteht, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Ergänzung. Bewährt haben sich Präparate mit Methylcobalamin, der aktiven und gut verwertbaren Form von Vitamin B12.

Zu den empfehlenswerten Produkten zählen Naturafit® B12 aktiviert sowie Vitamin B12 von Pure Encapsulations® – beide enthalten Methylcobalamin. Die Pure-Präparate sind als Kapsel oder als Liquid erhältlich. 

Die flüssige Form wird direkt über die Mundschleimhaut aufgenommen und eignet sich besonders bei eingeschränkter Aufnahmefähigkeit im Darm oder für Personen, die keine Kapseln schlucken möchten.

Metformin und Vitamin B12: Interaktion im Überblick

  • Metformin: bewährtes Arzneimittel in der Behandlung von Typ-2-Diabetes
  • bei langfristiger Einnahme auf Vitamin-B12-Versorgung achten
  • Symptome eines Vitamin-B12-Mangels sind vielfältig und bleiben oft lange unbemerkt
    • möglich sind u. a. Erschöpfung, Nervenschäden und Blutbildungsstörungen
  • PTA können gezielte Fragen stellen und auf die Möglichkeit einer ärztlichen Kontrolle der Blutwerte hinweisen. 
  • Mit dem passenden Präparat lässt sich ein Vitamin-B12-Mangel frühzeitig ausgleichen, bevor Symptome auftreten.
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