Aktuelles
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Paracetamol und Ibuprofen: Allein, gemeinsam, im Wechsel?: Fieber bei Kindern

Bild: antic / Adobe Stock

Verunsicherte Eltern sind keine Seltenheit in der Apotheke. Sie möchten Arzneimittel für ihre Kinder – wirken sollen sie, aber keine oder zumindest möglichst keine Nebenwirkungen verursachen. Je weniger Arzneimittel, desto besser – was prinzipiell ein vernünftiger Ansatz ist. Immer wieder stehen diese Eltern dann in der Apotheke, in der Hand ein Rezept oder zumindest eine Empfehlung des Kinderarztes für ihr fieberndes Kind: zwei Arzneimittel, Ibuprofen und Paracetamol. Sie sollen beide Fiebersenker im Wechsel geben. Die Praxis ist gängig. Aber zwei Arzneimittel zur Fiebersenkung, genügt da nicht eines? Und schon ist sie wieder da – die Unsicherheit. Wie also schaut es tatsächlich aus mit den Daten zur Kombitherapie aus Ibuprofen und Paracetamol bei Fieberkindern? Empfehlenswert oder doch lieber die Finger davon lassen, und als PTA von der gemeinsamen Fiebersenkung mit Ibuprofen im Wechsel mit Paracetamol abraten?

Ibuprofen senkt allein rascher Fieber als in Kombination mit Paracetamol

Bereits 2008 wurde diese Fiebersenkungs-Diskussion angestoßen – durch eine britische Studie. Diese fand, dass Kinder unter Ibuprofen schneller fieberfrei waren – nach 42 Minuten –, als unter einer kombinierten, gleichzeitigen Gabe von Paracetamol plus Ibuprofen (45 Minuten). Am längsten dauerte die Fiebersenkung mit Paracetamol als Monotherapie. Hier waren die Kinder erst nach 71 Minuten, also nach über einer Stunde, fieberfrei.

Am längsten fieberfrei unter Ibuprofen plus Paracetamol

Allerdings machten die Forscher noch eine weitere Beobachtung: Ibuprofen senkte zwar rasch das Fieber, allerdings hielt diese Fieberfreiheit nicht auch automatisch am längsten an. Hier punktete die Kombinationsbehandlung aus Paracetamol und Ibuprofen. Innerhalb von 24 Stunden hatten Kinder mit Ibuprofen 17,6 fieberfreie Stunden, die Kinder mit beiden Arzneimitteln 20,3 Stunden, und Paracetamol schaffte nur eine fieberfreie Zeit von 15,7 Stunden.

Aus diesen Ergebnissen leiteten die Wissenschaftler eine Überlegung ab: Man könne eine rasche Fieberfreiheit durch die initiale Gabe von Ibuprofen erreichen, genüge diese Fiebersenkung nicht, könnten Ärzte oder Eltern zusätzlich Paracetamol geben. Allerdings: Untersucht hatte die Studie die Gabe von Ibuprofen und Paracetamol im Wechsel nicht! Sondern lediglich die gleichzeitige Verabreichung. Die Studie fand nicht nur Befürworter: Kritiker der Studie bemängelten die Temperaturbestimmung – gemessen wurde unter der Achsel. Goldstandard ist jedoch bei Kindern, als genaueste Messung, die rektale. Manche Ärzte äußerten Bedenken zu der abwechselnden Gabe der beiden Arzneimittel: Sie fürchteten zum Teil, dass Eltern das alternierende Dosier-Regime überfordert und sprachen von einem „Vorbeimogeln“ an Höchstgrenzen. Gibt es denn mittlerweile fundiertere Empfehlungen?

Ibuprofen plus Paracetamol: gleichzeitig oder abwechselnd macht keinen Unterschied

In der Tat gibt es neuere Untersuchungen (sechs Studien an insgesamt 915 Kindern), die Wissenschaftler jüngst auswerteten, um eine abschließende Einschätzung zu treffen. Sie fanden, dass Ibuprofen plus Paracetamol bei gleichzeitiger Einnahme das Fieber rascher senke als die jeweilige Monotherapie mit den Arzneimitteln. Auch blieb das Fieber unter Ibuprofen plus Paracetamol länger unten, als mit den jeweils nur einzelnen Substanzen. Für die abwechselnde Gabe von Ibuprofen und Paracetamol fanden die Wissenschaftler zumindest schwache Belege, dass diese Methode das Fieber effektiver kontrolliere, als die alleinige Gabe der jeweiligen Arzneimittel. Auch bekamen unter Kombination weniger Kinder innerhalb von drei Stunden erneut Fieber, als unter Ibuprofen oder Paracetamol allein.

Keinen Unterschied macht es jedoch wohl, ob Ibuprofen und Paracetamol abwechselnd gegeben werden oder ob die Eltern beide Arzneimittel gleichzeitig verabreichen. Die Körpertemperatur der Kinder unterschied sich nicht. Auch waren gleich viele Kinder nach einer Stunde immer noch fieberfrei.

Kombinierte Paracetamol- und Ibuprofen-Einnahme gut verträglich

Nicht nur die Wirksamkeit, auch die Verträglichkeit von Arzneimittel-Therapien spielt eine Rolle. Hier zeigte allerdings die kombinierte Gabe von Ibuprofen und Paracetamol keine Nachteile gegenüber der jeweiligen Monotherapie – sie waren hinsichtlich der Nebenwirkungen vergleichbar verträglich.

„Hmmm“ mag man nun denken – und nun? Einmal klappte die Fiebersenkung mit Ibuprofen schneller, einmal mit der Kombination Ibuprofen plus Paracetamol. Hinsichtlich der Dauer der Fieberfreiheit, scheint die kombinierte Gabe von Ibuprofen plus Paracetamol tatsächlich den Monotherapien überlegen. Allerdings, so richtig überzeugend im Sinne von „das ist die beste Fiebersenkung“, sind die Daten nicht. Das Problem hierbei ist nur: Die Eltern stehen in der Apotheke und erwarten eine fachliche Empfehlung seitens der PTA und dem Apotheker.

Nachdem beide Untersuchungen zeigten, dass die Fiebersenkung mit beiden Arzneimitteln in Kombination – ob gleichzeitig oder alternierend – effektiver das Fieber senkt als die jeweilige Monotherapie, scheint es tatsächlich eine gute Vorgehensweise zu sein, eine rasche Fiebersenkung mit Ibuprofen als alleiniges Arzneimittel zunächst zu versuchen. Reicht diese jedoch nicht, kann die Fiebersenkung mit Paracetamol intensiviert werden. Auch die kombinierte Gabe der von Ibuprofen und Paracetamol ist nach Ansicht der Wissenschaftler gut verträglich. Wichtig bei fiebernden Kindern ist vor allem, dass die Eltern ausreichend rehydrieren, um den durch die erhöhte Körpertemperatur und das Schwitzen ausgelösten Flüssigkeitsverlust gut auszugleichen.

Kritische Stimmen zur abwechselnden Gabe von Ibuprofen und Paracetamol

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sieht die alternierende Einnahme von Ibuprofen und Paracetamol kritisch. Zwar sei dies sowohl bei Eltern, als auch bei medizinischem Personal gängige Praxis – der Beleg, dass die abwechselnde Fiebersenkung tatsächlich effektiver sei als eine alleinige Gabe von Paracetamol oder Ibuprofen sei jedoch schwach, nimmt die DGKJ Stellung. Sie bestätigt zwar, dass „durch alternierende Applikation eine insgesamt niedrigere Körpertemperatur für einen etwas längeren Zeitraum erreicht werden“ könne, doch sieht die DGKJ vor allem auch Gefahren einer abwechselnden Gabe.

So fürchtet die Fachgesellschaft, dass eine abwechselnde Gabe der beiden Fiebersenker die Eltern überfordere und dass letztendlich die Dosierungsintervalle nicht sauber eingehalten würden – was mit einer erhöhten Gefahr für Nebenwirkungen bei Nieren und Leber einhergeht. Diese Überlegung ist durchaus berechtigt.