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Antibiotikaresistenzen und soziale Ungleichheit

Im Juli dieses Jahres haben Mitarbeitende des Robert Koch-Instituts eine Studie veröffentlicht, die die Infektionen mit verschiedenen antibiotikaresistenten Bakterien mit einem niedrigen sozialen und ökonomischen Status in Beziehung setzt.
Dazu betrachteten sie die Infektionsdaten mit MRSA-Keimen (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), Carbapenem-resistenten Acinetobacter-Subspezies sowie Enterobacterales wie Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae in allen deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten zwischen 2010 und 2019.
Studie: Mehr MRSA-Fälle in sozial schwachen Regionen
Bei den gemeldeten MRSA-Fällen ließ sich ein Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Faktoren und den Infektionszahlen herstellen, während die Wahrscheinlichkeit von Infektionen mit den anderen beiden Erregerstämmen nicht erhöht war.
Für MRSA war das Ergebnis jedoch deutlich: Etwa die Hälfte aller dokumentierten Infektionen entfiel auf die wirtschaftlich schwächsten Regionen der Republik. Im Vergleich zu den ökonomisch stärksten Gebieten betrug die Hazard Ratio 4,8 – das bedeutet, dass das Risiko einer Infektion 4,8-mal so hoch war.
Dabei waren die siedlungstechnischen Extremfälle – größere Städte und sehr dünn besiedelte Regionen – besonders betroffen, während mittelstark besiedelte Gebiete deutlich geringere Zahlen aufwiesen.
Zur Erinnerung: Was ist die Hazard Ratio?
Die Hazard Ratio ist das Risikoverhältnis zwischen einer Personengruppe, die einem bestimmten Risiko- oder Umweltfaktor ausgesetzt ist, und einer nicht exponierten Vergleichsgruppe.
Eine Hazard Ratio von 1 oder darunter bedeutet, dass kein erhöhtes Risiko durch die Exposition besteht. 1,5 steht für ein um die Hälfte erhöhtes Risiko, 2,0 für ein doppelt so hohes Risiko.
Wodurch kommen so viele MRSA-Infektionen zustande?
Das häufige Vorkommen in Städten erklären die Studienautoren mit der drängenden Nähe, die durch einen niedrigen sozialen Status noch verstärkt wird: Kleine Wohnungen mit vielen Familienmitgliedern und viele gemeinsam genutzte Gegenstände bieten ideale Möglichkeiten für die MRSA-Erreger, die sich über die Haut – insbesondere der Hände – verbreiten.
Auf dem Land erkannten die Forschenden einen Zusammenhang zwischen der Infektionsrate und einer hohen Dichte von Schweine- und Geflügelmastbetrieben. Als sogenannte Zoonosen sind MRSA-Erreger zwischen Mensch und Tier in beiden Richtungen übertragbar.
Für städtische und ländliche Gegenden gilt gleichermaßen, dass sozial Schwache oft eine geringere Gesundheitskompetenz und einen ungesünderen Lebensstil haben. Aus diesem Grund sind sie tendenziell öfter krank, stecken sich häufiger gegenseitig an und setzen sich durch potenziell häufigere Krankenhausaufenthalte erneut antibiotikaresistenten Keimen aus.
Die Studienautoren empfehlen deshalb, dass künftige Forschungsarbeiten mituntersuchen, ob eine Antibiotikaresistenz im privaten Umfeld, in Gesundheitseinrichtungen oder durch den Kontakt mit Nutztieren erworben wurde.
Förderung von Gesundheitsmaßnahmen in sozial schwachen Regionen
MRSA-Infektionen treten deutlich häufiger in Gegenden mit vielen sozial benachteiligten Bewohnern auf, vor allem wenn diese besonders dicht oder besonders dünn besiedelt sind.
Auch wenn sich aus Assoziationsstudien kein eindeutiges Ursache-Wirkungs-Prinzip ableiten lässt, raten die Studienautoren zu gezielten Gesundheitsmaßnahmen, um die Ungleichheiten in der Versorgung auszugleichen.
Zum Beispiel könnten in sozial schwachen Regionen Vorsorgeuntersuchungen oder zumindest Informationskampagnen dazu beitragen, die MRSA-Fälle zu reduzieren. Quellen:
- https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560-7917.ES.2025.30.28.2400723
- https://flexikon.doccheck.com/de/MRSA?
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/resistenzen-sind-sozial-ungleich-verteilt-157799/
- https://laboklin.de/de/leistungen/infektionskrankheiten-erreger-und-antikoerpernachweise/bakterien/mrsa-mrsp-methicillin-resistente-staphylokokken/