Sprechen, schmecken und essen sind Dinge, die ohne unseren Mund unvorstellbar wären. Doch was, wenn einem dies durch Schmerzen erschwert wird? Viele Menschen klagen über schmerzhafte Zustände im Mundbereich. Wie Sie am besten mit solchen Symptomen umgehen, erfahren Sie in diesem Wissen am HV.
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Was hilft bei einer Zahnfleischentzündung?

In den meisten Fällen ist es eine unzureichende Mundhygiene, die zur Entstehung einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) führt. Das Zahnfleisch bildet den Abschluss der Mundschleimhaut. Es umschließt die Zähne dicht und sorgt so dafür, dass keine Keime aus der Mundhöhle in Richtung der Kiefer wandern können. Gesundes Zahnfleisch ist fest, blass rosa und blutet bei der Mundhygiene unter Verwendung von Zahnbürste und Zahnseide nicht.
Plaquebildung auf den Zähnen bietet den Bakterien der physiologischen Mundflora Nahrung, sodass sie sich übermäßig vermehren können. Als Stoffwechselendprodukte sondern diese Bakterien aggressive Substanzen ab, die das Zahnfleisch reizen und so den Beginn einer Entzündung bilden.

Gut zu wissen: Zu viel putzen kann dem Zahnfleisch schaden!
Neben unzureichender Mundhygiene kann auch eine übertriebene Reinigung zu Zahnfleischentzündungen führen. Das passiert immer dann, wenn beim zu eifrigen Putzen das Zahnfleisch irritiert wird oder ungeeignete Zahnpflegeprodukte verwendet werden, die das Zahnfleisch reizen. Schon durch kleine Verletzungen können Bakterien eindringen und so eine Entzündung verursachen.
Auch der Verzehr von harten oder heißen Lebensmitteln kann eine Entzündung der Mundschleimhaut begünstigen.
Wer ist besonders von einer Zahnfleischentzündung gefährdet?
Einige Grunderkrankungen, Lebensumstände sowie ein ungesunder Lebensstil erhöhen das Risiko für eine Gingivitis. Einen besonders großen Einfluss haben
- Stoffwechselerkrankungen, z. B. Diabetes mellitus,
- Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen, z. B. Leukämie oder AIDS,
- bestimmte Medikamente, z. B. Immunsuppressiva, das Antiepileptikum Phenytoin, das Antihypertonikum Nifedipin, weibliche Sexualhormone,
- hormonelle Schwankungen in der Pubertät, Schwangerschaft oder den Wechseljahren,
- ein hoher Alkohol- und Nikotinkonsum,
- Stress und
- eine unausgewogene und vitaminarme Ernährung.
Die genannten Risikofaktoren sind nie die alleinige Ursache für die Entstehung einer Zahnfleischentzündung. In Zusammenhang mit der Bildung von Plaques und/oder Verletzungen des Zahnfleischs erhöht sich jedoch die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Gingivitis.
Typisch bei Gingivitis: Zahnfleischbluten und Entzündungen
Kunden mit einer Zahnfleischentzündung schildern im Beratungsgespräch Symptome wie häufiges Zahnfleischbluten unmittelbar nach dem Essen oder auch nach dem Zähneputzen. Außerdem fühlt sich das Zahnfleisch schmerzhaft und entzündet an, ist gerötet und druckempfindlich. Auch Aphten (Schleimhautentzündungen im Mund) treten in diesem Zusammenhang häufig auf.

Sind die Beschwerden sehr stark ausgeprägt und bestehen länger als fünf Tage am Stück, sollte der Kunde an den Zahnarzt verwiesen werden. So können Komplikationen wie eine Parodontitis, bei der sich die Entzündung auf tiefere Bereiche des Zahnfleischs und sogar die Knochen ausbreitet, schnell erkannt und therapiert werden.
Eine Zahnfleischentzündung kann auch als Folge eines schlecht sitzenden Zahnersatzes, wie einer Zahnprothese oder Zahnspange, entstehen. Insbesondere Personen, die diese erst seit kurzem tragen, haben häufig Probleme im Alltag.
Hier sollten die entzündeten Stellen – meist unter der Prothese – lokal behandelt werden und ein Zahnarztbesuch für eine Kontrolle bzw. Korrektur des Zahnersatzes angeraten werden.
Bei akuter Zahnfleischentzündung: Mundhygiene intensivieren
Eine akute Zahnfleischentzündung verläuft in den meisten Fällen unkompliziert und kann von dem Betroffenen selbst innerhalb weniger Tage behandelt werden. Wichtig ist vor allem eine intensivierte Mundhygiene.
Dabei sollten am besten Zahnbürsten mit weichen Borsten (z. B. Curaprox® CS 5460 ultra soft) und spezielle Zahnpasten (z. B. Aminomed, elmex® Sensitive Zahnpasta) verwendet werden, um das empfindliche Zahnfleisch zu schonen.
Pflanzenextrakte und ätherische Öle bei akuter Zahnfleischentzündung
Im Anschluss an die Mundpflege können Mundspüllösungen, -gele und -salben den Heilungsprozess positiv beeinflussen. Während Sprays den Vorteil bieten, auch schwer erreichbare Bereiche im Mund zu behandeln, bringen Gele einen guten Haft- und Kühleffekt mit. Je nach Wirkstoffkombination können die Produkte bereits bei Säuglingen und in der Schwangerschaft sowie Stillzeit angewendet werden.
Extrakte aus Salbei (z. B. Salviathymol® N Madaus Flüssigkeit) oder Myrrhe (z. B. Myrrhentinktur Hofmann's®) wirken antiseptisch und adstringierend. Dies sorgt für eine Verdichtung des Zahnfleisches und erhöht damit die Widerstandsfähigkeit gegenüber Bakterien.
Kamillenextrakte (z. B. Kamistad® Mundspray) wirken antiphlogistisch sowie antiseptisch und unterstützen das Abklingen der Entzündung. Außerdem können ätherische Öle aus Nelke, Thymian, Eukalyptus oder Teebaum (z. B. Parontal® F5) mit antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften punkten.
Einige Produkte enthalten zusätzlich Lokalanästhetika wie Lidocain (z. B. Kamistad® Gel, InfectoGingi® Mundgel, Parodontal® Mundsalbe) oder Polidocanol (z. B. Recessan®), die den Schmerz erträglicher machen. Ebenso kann auch eine Kombination aus Rhabarberwurzelextrakt und Salicylsäure (z. B. Pyralvex® Lösung) empfohlen werden.
Zahnfleischentzündung: Antiseptika zur kurzfristigen Anwendung geeignet
Darüber hinaus können synthetische Antiseptika das Ausheilen der Zahnfleischentzündung unterstützen, indem sie die Anzahl der Keime im Mund reduzieren. Zu den gängigen Wirkstoffen gehören
- Chlorhexidin (z. B. Chlorhexamed Forte alkoholfrei 0,2 %),
- Povidon-Iod (z. B. Betaisodona® Mund-Antiseptikum),
- Hexetidin (z. B. Hexoral® Lösung),
- Wasserstoffperoxid (z. B. Wasserstoffperoxid-Lösung 3 %) und
- Octenidin (z. B. octenisept® antiseptic).
Bei der Anwendung in Spüllösungen muss auf eine ausreichende Verweildauer im Mund geachtet werden, damit sich die Wirkung entfalten kann. Im Anschluss wird die Lösung wieder ausgespuckt. Die Anwendung sollte nur so lange durchgeführt werden, bis die Entzündung ausgeheilt ist. Einige Wirkstoffe können langfristig zu Verfärbungen an den Zähnen führen und die natürliche Bakterienzusammensetzung im Mund ungünstig beeinflussen.
Es gibt auch Zahnpasten, die antiseptische Wirkstoffe enthalten und bei einer Gingivitis eingesetzt werden können, z. B. Gum® Paroex® 0,06 % Zahnpasta, Curaprox® PerioPlus+ Support mit Chlorhexidin.
Zahnfleischentzündungen vorbeugen – so geht's
Zweimal täglich gründliches Zähneputzen unter der Verwendung von Interdentalbürsten (z. B. TePe® Interdentalbürsten) und Zahnseide (z. B. elmex® Zahnseide gewachst) reicht aus, um einer Gingivitis vorzubeugen. Außerdem sollte ein- bis zweimal im Jahr ein routinemäßiger Zahnarztbesuch in Kombination mit einer professionellen Zahnreinigung angeraten werden.
Bestehen Risikofaktoren oder ist eine ausreichende Mundhygiene wie beispielsweise bei pflegebedürftigen Personen oder nach einer Operation im Mundraum nicht möglich, können niedrig konzentrierte antiseptische Mundspüllösungen (z. B. Chlorhexamed® tägliche Mundspülung, Gum® Paroex Mundspülung mit 0,06 % Chlorhexidin) auch über einen längeren Zeitraum angewendet werden.
Prothesenträger sollten auf eine regelmäßige Pflege des Zahnersatzes achten und dafür geeignete Reinigungsprodukte (z. B. Corega® purfrisch Reinigungsschaum) sowie spezielle Prothesenbürsten (z. B. Gum® Prothesenbürste) verwenden. Quellen:
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/083-016l_S3_Haeusliches-chemisches-Biofilmmanagement-Praevention-Therapie-Gingivitis_2021-02-abgelaufen.pdf
- Lennecke, Hagen, Selbstmedikation für die Kitteltasche, Leitlinien zur pharmazeutischen Beratung, 7. Auflage, 2021, Deutscher Apotheker Verlag