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PTA am Limit: Grippe und Erkältung überrollt auch Apotheken

Bild: contrastwerkstatt / Adobe Stock

"Einmal etwas gegen Alles, bitte!"

Husten, Schnupfen, Hals- und Gliederschmerzen: "Ich brauche bitte etwas, was ganz schnell hilft!". So, oder so ähnlich kommen zurzeit viele Kunden in die Apotheken. An vorderster Front die PTA, die sich um eine fachgerechte Beratung und Versorgung jedes einzelnen kümmern. Bis zu 40% mehr Kunden, die zur Zeit pro Tag zu versorgen sind ergab unsere PTAheute.de-Umfrage*. Der Großteil der Befragten gab an, mindestens 20% mehr Kunden pro Tag zu beraten - die meisten wegen Grippe und Erkältung.

OTC-Präparate sind die Topseller

Am häufigsten gefragt sind derzeit OTC-Präparate gegen Schnupfen und Husten (73%) sowie vereinzelt Kombipräparate (10%), Antibiotika (13%) und sonstige verschreibungspflichtige Arzneimittel wie Salbutamol oder Codein (4%). In die Apotheke kommen sowohl Patienten, die schon beim Arzt waren, beispielsweise um eine Krankmeldung zu bekommen, jedoch keine RX-Medikamente verordnet bekommen haben, als auch die Selbstbehandler. Beide müssen gleichermaßen ausführlich und natürlich immer mit einem Lächeln auf den Lippen beraten werden. Ein Großteil der Nachfrage fällt also auf OTC-Präparate, bei denen der Beratungsaufwand sehr hoch ist und jeder Kunde individuell betrachtet werden muss. So stehen die PTA im HV und suchen für jeden Kranken die richtigen Produkte heraus. "Da ist man dann schon einmal zehn, manchmal fünfzehn Minuten mit einem Kunden beschäftigt, wenn man Wechselwirkungen etc. prüfen muss", sagt beispielsweise Nadine K., PTA in einer kleinen Landapotheke bei Münster. "… und dahinter stauen sich schon die nächsten Kunden. Da darf man sich einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen und muss versuchen, jeden bestmöglich zu versorgen, auch wenn im Hintergrund genervt geschnaubt wird", so die Kollegin. "Und dann, …", so Tobias K., PTA in Stuttgart, "… kommen da die Patienten, die einem ins Gesicht husten oder niesen und der Meinung sind, wir in der Apotheke wären ja abgehärtet und würden nicht krank - und wenn hätten wir ja gleich alles da, um es einzunehmen".

PTA verzichten freiwillig auf Pausen um Kunden zu beraten

Einen Mehrumsatz von bis zu 20% im Bezug auf OTC-Präparate gegen Erkältungsbeschwerden machen den enormen Beratungseinsatz leider nicht wett. Hinzu kommt, dass viele Apotheken - wie jeder andere Arbeitgeber zurzeit auch - mit einer sehr dünnen Personaldecke das Tagesgeschäft wuppen müssen. Bei unserer Umfrage* gaben 55% der PTA an, dass gerade mindestens eine, 26% sogar, dass mehrere Kolleginnen oder Kollegen zur Zeit krankheitsbedingt ausfallen. Die, die da sind verzichten auf Pausenzeiten oder verlängern ihre Arbeitszeiten freiwillig (33%), manche verzichten zumindest manchmal (45%). Stefanie L., PTA in einer großen Berliner Center-Apotheke beschreibt es so: "wir verkneifen es uns, auf die Toilette zu gehen - und wenn man dann mal eben rennen muss, dann stauen sich vorne schon wieder die Kunden! Von essen oder trinken während der Arbeitszeit möchte ich gar nicht sprechen …".

Die meisten Kunden wissen den Service zu schätzen

Die meisten Kunden wissen jedoch - so geht es auch aus der PTAheute.de-Umfrage* von dieser Woche hervor - den Service der Apotheken und den Einsatz der PTA sehr zu schätzen. 70% geben an, die Kunden wüssten sehr genau, was geleistet wird. Leider gibt es auch 30%, die kaum zu schätzen wissen, was an den HV-Tischen der Republik geleistet wird.

Erfreulich: die Zusammenarbeit mit den Arztpraxen

Trotz der Tatsache, dass natürlich auch die Wartezimmer der Arztpraxen aus allen Nähten platzen, funktioniert nach unserer Umfrage* die Zusammenarbeit hier momentan sehr gut. Carina S., PTA-Kollegin in Hamburg berichtet beispielsweise: "Wir haben momentan einiges an Defekten, vor allem auch bei Fiebersaft. Da genügt gerade nur ein Anruf in der Praxis, dass das Rabattarzneimittel nicht verfügbar ist und wir bekommen ein neues Rezept mit aut-idem-Kreuz." Geteiltes Leid scheint also zumindest bei fast 70% unserer Umfrageteilnehmer halbes Leid zu sein.

Dankeschön, liebe PTA!

Uns als Onlineredaktion von PTAheute.de bleibt es, Ihnen und uns allen die Daumen zu drücken, dass die Grippewelle bald ein Ende findet und der Frühling einkehrt. Sie als PTA machen alle einen super Job da draußen und stellvertretend für die 30%* der Kunden, die es vielleicht nicht so zu schätzen wissen, was Sie jeden Tag leisten, wollen wir einmal danke sagen. Danke, dass Sie die Kunden jeden Tag professionell und mit viel Fachwissen versorgen – und das schon seit 50 Jahren – so alt wird unser Beruf nämlich in diesem Jahr!

*Social-Media-Befragung vom 06.-08.März 2018 / 288 TN | Namen der Teilnehmer z. T. aus Gründen der Diskretion geändert.