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Einbrüche in Apotheken: Warum passiert das so häufig?

Apotheken sind oft das Ziel von Einbrechern. Welche Umstände machen es Kriminellen besonders leicht? Bild: sdecoret / AdobeStock

Einbrecher wollen schnell und unbeobachtet an das Eigentum anderer gelangen. Dabei nehmen sie auch große Sachschäden, die sie häufig hinterlassen, billigend in Kauf. Sie nutzen jede sich bietende Gelegenheit und sind dementsprechend gerade auch in der dunklen Jahreszeit aktiv. In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der gemeldeten Einbrüche in Apotheken und Arztpraxen um 30 Prozent gestiegen. Aber warum bieten eigentlich ausgerechnet Apotheken Kriminellen gute Chancen für einen Einbruch?

Welche Risikofaktoren gibt es für Einbrüche in der Apotheke?

Große Fensterfronten lassen sich von Kriminellen leicht einschlagen oder aufbrechen. | Bild: Rathaus-Apotheke Grötzingen
  • Apotheken sind oft zentral gelegen und verkehrstechnisch gut angebunden. Das macht sie für Kunden – aber eben auch für Einbrecher – gut erreichbar und bietet gute Fluchtmöglichkeiten. In Fußgängerzonen sind Apotheken oft von Bürogebäuden und anderen Ladengeschäften umgeben, sodass ein Einbruch nachts oft stattfinden kann, ohne dass Nachbarn etwas bemerken.
  • Die Öffnungszeiten, also die Zeiten, in denen jemand sich in der Apotheke befindet, stehen öffentlich zur Verfügung und auch die Notdienstzeiten lassen sich leicht herausfinden, sodass es für Einbrecher einfach ist festzustellen, wann sie „freie Bahn“ haben. So können die Kriminellen auch mehrere Stunden unbemerkt in einer Apotheke verbringen, um beispielsweise einen Tresor zu knacken.
  • Viele Apotheken haben große Schaufenster und verglaste Automatiktüren, die sich leicht einschlagen oder aufbrechen lassen. Warenschleusen befinden sich oft uneinsehbar auf der Rückseite von Gebäuden und sind so nicht einbruchsicher.
  • Die aktuell geltende Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen (EnSikuMaV) untersagt es derzeit, die Außenbeleuchtung der Apotheken in der Zeit von 22 Uhr abends bis 16 Uhr am Folgetag zu betreiben. In diesem Zeitraum dürfen auch der Apothekenschriftzug und die Schaufenster nicht beleuchtet sein. Eine Ausnahme gilt für dienstbereite Apotheken, da diese für Kunden schnell erkennbar sein müssen. Diese Dunkelheit macht es Einbrechern leicht, unbemerkt in ein Gebäude einzudringen.

Worauf sollte man nach einem Einbruch achten?

  • Wenn Sie am Morgen die Apotheke betreten und einen Einbruch feststellen oder der Einbrecher noch da ist, rufen Sie die Polizei unter der Notrufnummer 110 an.
  • Sollten Sie den Tätern gegenüberstehen, spielen Sie nicht den Helden. Einbrecher seien zwar in der Regel keine Gewalttäter, so die Polizei, dennoch sollten Sie keinesfalls versuchen, die Einbrecher aufzuhalten.
  • Prägen Sie sich Gesichter, Kleidung und sonstige Merkmale der Täter und des eventuellen Fluchtfahrzeuges gut ein.
  • Sollten Sie einen Täter erkennen, lassen Sie sich dies am besten nicht anmerken.
  • Verändern Sie nichts am Tatort, sondern warten Sie, bis die Polizei bzw. der polizeiliche Erkennungsdienst eintrifft.
  • Machen Sie Fotos (z. B. mit dem Smartphone) von Einbruchsspuren, Beschädigungen etc.
  • Informieren Sie eintreffende Kunden über den Vorfall und dass sie die Offizin kurzfristig nicht betreten können. Nehmen Sie Rezepte über die Notdienstklappe oder außerhalb der Räume entgegen. Gegebenenfalls kann eine Kasse betriebsbereit gemacht werden, um eine Notversorgung zu gewährleisten.
  • Ist aufgrund des Einbruchs ein Betrieb der Apotheke vorläufig nicht möglich, müssen auch die zuständigen Behörden informiert werden.
  • Unterstützen Sie die Apothekenleitung dabei, eine Liste mit gestohlenen Gegenständen, Arzneimitteln oder Bargeld zu erstellen.
  • Hilfreich kann schon eine im Vorfeld gefertigte Liste mit allen Notfalldaten, Kontakten und Kundennummern sein, die zentral in der Apotheke abgelegt wird. So hat man im Ernstfall alle relevanten Daten griffbereit, sollten Laptops / Tablets etc. gestohlen werden.

Wie kann man mit Ängsten im Apothekenteam umgehen? 

Die psychischen Folgen eines Einbruchs belasten manche Menschen auch ohne direkte Beteiligung wie beispielsweise bei einem Wohnungseinbruch. Es können Hemmungen beim morgendlichen Öffnen der Apothekenräume entstehen und das Sicherheitsgefühl am Arbeitsplatz kann gestört sein. Möglicherweise können Notfallpsychologen, die mit dem Team sprechen, hier helfen, das Ereignis zu verarbeiten. Außerdem kann es helfen, im Team über das Geschehene zu sprechen, beispielsweise bei einem gemeinsamen Abendessen nach Feierabend. Und es kann helfen, eine Zeit lang morgens nicht alleine der oder die Erste zu sein.