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Tag der Zahngesundheit: Neue Präventionsleistungen für Pflegebedürftige

Quelle: VadimGuzhva / Adobe Stock

Bei vielen älteren Menschen mit Pflegebedarf sowie bei Personen mit Behinderungen ist es um die Zahngesundheit deutlich schlechter bestellt als beim Durchschnitt der Bevölkerung. Das hat naheliegende Gründe: Werden ältere Menschen pflegebedürftig, sind sie oft nicht mehr in der Lage, sich ausreichend um die Zahnpflege zu kümmern. Das gleiche gilt für viele Menschen mit Behinderungen. Hinzu kommt, dass einige aufgrund ihres Handicaps gar nicht selbst eine Zahnarztpraxis aufsuchen können.

Pflegebedürftigkeit gleich schlechte Mundgesundheit

Oft sind ein Pflegegrad oder eine körperliche Behinderung gleichbedeutend mit einer schlechten Mundgesundheit. Wenn Menschen, die zuvor eine recht gute Zahngesundheit hatten, pflegebedürftig werden, gibt es einen regelrechten Einbruch. Die Erfolge jahrzehntelanger zahnmedizinischer Prävention und Zahnerhaltung werden dann in kurzer Zeit zunichte gemacht. So sind gerade im Pflegebereich spezifische Defizite bei der Zahngesundheit häufig: Parodontalerkrankungen, Karies an freiliegenden Zahnwurzeln oder Probleme, die sich aus allgemeinmedizinischen Erkrankungen sowie einem verringerten Speichelfluss ergeben. Die Zahngesundheit ist nicht nur für sich gesehen ein wichtiges Gut. Sie wirkt sich auch auf die Allgemeingesundheit und das Befinden der Betroffenen aus.

Tag der Zahngesundheit am 25. September

Die besonderen zahnmedizinischen Belange von pflegebedürftigen und behinderten Menschen rückt auch der diesjährige Tag der Zahngesundheit am 25. September in den Blickpunkt. Er steht 2018 unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund – bei Handicap und Pflegebedarf“. Seit 1991 gibt es diesen bundesweiten Aktionstag, der in der Öffentlichkeit auf das Thema Mundgesundheit aufmerksam macht. In diesem Jahr geht es vor allem darum, die Bevölkerung auf die Veränderungen in der zahnmedizinischen Versorgung bei Pflegebedürftigkeit zu informieren. Gleichzeitig soll Pflegebedürftigen und Menschen mit Handicap signalisiert werden, dass ihre Mundgesundheit ein wichtiges Thema ist.

Antwort auf Versorgungsdefizite

Das derzeitige GKV-System für die zahnmedizinische Versorgung wird den besonderen Anforderungen und Belangen von pflegebedürftigen und behinderten Menschen nicht gerecht. Denn es setzt ja voraus, dass Versicherte selbst die Zähne putzen und in die Zahnarztpraxis gehen können – also Eigenverantwortung für ihre Zahngesundheit übernehmen. Für Patienten, die diese Fähigkeiten nicht (mehr) haben, besteht also eine Versorgungslücke. Deshalb gibt es für diesen Personenkreis nun ein neues Konzept, das besondere Präventionsleistungen anbietet. Das Konzept trägt den Titel „Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter“. Es wurde gemeinsam entwickelt von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), der Bundeszahnärztekammer und wissenschaftlichen Fachgesellschaften.

Anspruch auf Vorsorgemaßnahmen

Seit 1. Juli 2018 haben Pflegebedürftige sowie behinderte Menschen nach dem neuen Vorsorgekonzept Anspruch auf folgende Leistungen:

  • Der Mundgesundheitsstatus wird erhoben. Dabei beurteilt der Zahnarzt den Pflegezustand von Zähnen, Zahnfleisch, Mundschleimhaut und Zahnersatz.
  • Ein Mundgesundheitsplan wird erstellt. Er gibt Auskunft über die individuelle Mund- und Prothesenpflege.
  • Die Patienten werden aufgeklärt über die Bedeutung der Mundhygiene und über Maßnahmen, wie die Mundgesundheit erhalten werden kann.
  • Harte Zahnbeläge können entfernt werden. Diese Leistungen dürfen die Betroffenen zweimal jährlich in Anspruch nehmen. Zahnärzte können die Vorsorgemaßnahmen entweder in der Praxis oder in häuslicher Umgebung oder in Pflege- bzw. Behinderteneinrichtungen durchführen.

Hilfe für die Helfer

Wie kann man im Alltag die Mundgesundheit von Pflegebedürftigen stärken? Vor dieser Frage stehen vor allem pflegende Angehörige. Um sie zu unterstützen, hat eine gemeinnützige Stiftung – das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) – einen Ratgeber mit praktischen Tipps herausgegeben.

Ergänzend zu diesen Informationen haben ZQP und Bundeszahnärztekammer (BZÄK) Erklärvideos produziert, die Anleitungen zur Mund- und Zahnpflege bei Menschen mit Pflegebedarf geben: