Aktuelles
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Geiselnahme in Karlsruher Apotheke: Richtig verhalten, wenn die Apotheke bedroht wird

Bild: Spezialeinsatzkräfte der Polizei überwältigen den Geiselnehmer in einer Karlsruher Apotheke. | Christoph Schmidt / dpa

Natürlich rechnet niemand damit, dass so etwas ausgerechnet in der Apotheke passiert, in der man arbeitet, und keiner möchte darüber nachdenken! Doch gerade weil eine solche Situation die Opfer unverhofft trifft, rät die Polizei, sich im Team zu beraten, wie man sich im Falle eines Raubüberfalls am besten verhält und gibt wichtige Tipps, die wir für Sie zusammengefasst haben.

Das geschah in Karlsruhe

Fast fünf Stunden lang hatte ein Geiselnehmer in Karlsruhe mehrere Menschen in seiner Gewalt. Die Geiselnahme begann gegen 16:30 Uhr, die Einsatzkräfte hatten sehr schnell Kontakt „in die Apotheke hinein“, wie es hieß. Sie sperrten das Gebiet weiträumig ab. Nach fast fünf Stunden, gegen 21:10 Uhr, stürmten Spezialkräfte die Apotheke und beendeten die Geiselnahme. Der Geiselnehmer wurde überwältigt und festgenommen. Der deutsche Beschuldigte ist den Angaben zufolge bereits polizeibekannt. Gegen ihn wurden in der Vergangenheit unter anderem wegen Gewalt- und Eigentumsdelikten Strafanzeigen erstattet. Nach Angaben der Polizei hatte der Täter am Freitag elf Geiseln in seiner Gewalt – fast fünf Stunden lang. 

Nach ersten Erkenntnissen blieben alle Geiseln und auch der Täter körperlich unverletzt. Den Mitarbeitenden der Apotheke gehe es am Tag danach den Umständen entsprechend gut. „Die Polizei hat einen super Job gemacht“, äußerte sich der Apothekeninhaber Patrick Kwik gegenüber den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) am Samstag . „Aber wir sind auch noch mit Aufräumen beschäftigt.“ Wahrscheinlich müssten er und die Geiseln die ganze Dimension der Geiselnahme in den kommenden Tagen noch gründlich aufarbeiten. Dass es sich um eine „lebensbedrohliche Situation“ gehandelt habe, war dem Apotheker allerdings bereits zu Beginn der Geiselnahme klar. Gegen 16:15 Uhr sei ein Mann in die Apotheke gekommen, habe eine Pistole gezückt, einmal in die Luft geschossen und alle Leute im Laden aufgefordert, sich auf den Boden zu legen, berichtet Kwik den BNN. Dann habe der Mann sieben Millionen Euro Lösegeld gefordert. Dass der 20-jährige Geiselnehmer eine Schreckschusspistole hatte, konnte zu diesem Zeitpunkt laut Kwik noch niemand ahnen. Der Apotheker selbst befand sich nach eigenen Angaben nicht im direkten Sichtfeld des Täters und konnte deshalb unbemerkt nach draußen gelangen. Als er im benachbarten Imbiss eintraf, um von dort die Polizei zu rufen, sei der Einsatz aber bereits im vollen Gange gewesen, so Kwik weiter.

Notfallplan erstellen

Für den Fall der Fälle sollte jeder Apothekenmitarbeiter über das richtige Verhalten bei einem Raubüberfall geschult sein. Idealerweise erstellt der Arbeitgeber mit seinem gesamten Team einen Notfallplan. Der wichtigste Grundsatz sollte sein: Sicherheit geht vor! Deshalb sind Gegenwehr, die Benutzung von Waffen und das Aufhalten des Täters ein absolutes Tabu. Stattdessen gilt es, Ruhe zu bewahren und den Anweisungen des Gegenübers zu folgen. Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes empfiehlt folgendes Verhalten während eines Raubüberfalls:

  • Gehen Sie kein Risiko ein und bringen Sie sich nicht in Lebensgefahr, beispielsweise durch Gegenwehr oder Hilferufe.
  • Hören Sie dem Täter genau zu und befolgen Sie ruhig und widerspruchslos seine Anweisungen. Passives Verhalten und eine ruhige Stimme können unüberlegtes Handeln des Täters verhindern.
  • Erklären Sie dem Täter, was Sie tun, beispielsweise: „Dafür muss ich die Kasse öffnen.“ Halten Sie Ihre Hände dabei für den Täter gut sichtbar und geben Sie gefordertes Geld sofort heraus.
  • Lösen Sie einen stillen Alarm erst aus, wenn dies gefahrlos möglich ist. Sonst könnte die Gefahr einer Geiselnahme bei Eintreffen der Polizei bestehen.
  • Lauter Alarm kann lebensgefährlich sein. Er darf nur ausgelöst werden, wenn niemand bedroht ist.
  • Helfen Sie möglichen Verletzten, wenn Sie sich dadurch nicht in Gefahr bringen.
  • Prägen Sie sich die persönlichen Merkmale des Täters ein. Konzentrieren Sie sich dabei auf einen Täter, dann können Sie diesen später besser beschreiben.
  • Wenn Sie den Täter erkannt haben, lassen Sie sich dies möglichst nicht anmerken.

Nach dem Überfall

Erst wenn der Täter die Apotheke verlassen hat, sollte man umgehend die Polizei unter der Telefonnummer 110 oder, wenn vorhanden, auch über den „stillen“ Alarm rufen. Zur Sicherheit kann man die Türen verschließen und dann sollte man auf das Eintreffen der Polizei warten. Im Tatraum sollte möglichst nichts verändert werden, um keine Spuren zu vernichten. Am besten verlassen alle den direkten Ort des Geschehens. Um schnell eine Fahndung einzuleiten, wird die Polizei nach einer kurzen Beschreibung des Täters, des möglichen Fluchtfahrzeuges und der Fluchtrichtung fragen. Oft rufen solche Erlebnisse, in denen man sich verängstigt und hilflos fühlt, heftige Reaktionen und Gefühle bei den Betroffenen hervor. Dann sollten sich diese Personen unbedingt helfen lassen, z. B. von der Notfallseelsorge oder der Berufsgenossenschaft.

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.