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Globuli mit Viagra-Wirkstoff Sildenafil aufgetaucht

Wieder einmal wurde der Viagra-Wirkstoff Sildenafil in einem im Internet als rein pflanzliches Präparat zur Behandlung von Potenzstörungen beworbenen Präparat – Power Khan – gefunden. | Bild: LUA

Das Landesuntersuchungsamt (LUA) in Rheinland-Pfalz warnt vor dem illegalen Potenzmittel „Power Khan“. Das als „Natural Herbs for Male Vitality“ beworbene Präparat wirkt weniger natürlich als der Hersteller suggeriert. Denn: „Die Globuli enthalten mit hoher Wahrscheinlichkeit Hydroxyhomosildenafil und weitere Sildenafil-Derivate in stark schwankenden Konzentrationen“, erklärt das LUA in einer aktuellen Mitteilung. Auf der Homepage von „Power Khan“ sieht man das nicht so streng: „Power Khan ist ein 100 Prozent natürliches Kräuterprodukt ohne Nebenwirkungen, das Ihnen sexuelle Kraft und Ausdauer verleiht“, liest man dort. 

Sildenafil in jeder Stärke verschreibungspflichtig 

Das LUA macht aktuell nochmals deutlich, dass „Produkte mit Sildenafil (...) in Deutschland zulassungs- und verschreibungspflichtig“ sind und „nur unter ärztlicher Aufsicht zur Behandlung von Erektionsstörungen eingesetzt“ werden. Der Handel mit nicht zugelassenen Sildenafilpräparaten ist eine Straftat. 

Sildenafil bei erektiler Dysfunktion: maximal 100 mg pro Tag 

Sildenafil ist in zwei Indikationen in Deutschland zugelassen, die wohl prominentere ist die der erektilen Dysfunktion bei erwachsenen Männern. Unter erektiler Dysfunktion versteht man „die Unfähigkeit, eine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zu erreichen oder aufrechtzuerhalten“, definiert die Fachinformation zu den in dieser Indikation zugelassenen Sildenafil-Arzneimitteln. Daneben wird Sildenafil noch bei pulmonaler arterieller Hypertonie (Bluthochdruck im Lungenkreislauf) eingesetzt, Handelsname ist Revatio®. 

Die maximale Höchstdosis von Sildenafil liegt bei 60 mg täglich zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie. Zur Therapie der erektilen Dysfunktion dürfen Männer höchstens 100 mg pro Tag einnehmen. 

Für wen Sildenafil gefährlich werden kann 

Sildenafil gehört – wie Tadalafil (Cialis® und Generika) und Vardenafil (Levitra®) – in die Gruppe der Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5). Diese wirken vasodilatierend. Durch diese Vasodilatation im Corpus cavernosum des Penis werden die Schwellkörper besser durchblutet, eine erwünschte Erektion erfolgt schneller und bleibt auch über eine längere Zeit aufrechterhalten. Die Gefäßerweiterung ist jedoch nicht auf den Penis beschränkt, sondern betrifft auch andere Gefäße – was zu einer Senkung des Blutdruckes führen kann. Medizinisch ausgenutzt wird dieser Effekt bei Revatio® in der Behandlung der pulmonalen Hypertonie. 

Nicht mit Nitraten! 

Allerdings eignen sich PDE-5-Hemmer aufgrund dieser Nebenwirkung nicht für alle Patienten. Kontraindiziert ist Sildenafil bei Patienten, die zur Blutdrucksenkung Nitrate einnehmen. Auch Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie instabiler Angina pectoris oder schwerer Herzinsuffizienz, denen von sexueller Aktivität abzuraten ist, dürfen Sildenafil nicht anwenden. Grund hierfür ist, dass schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse – unter anderem Herzinfarkt, plötzlicher Herztod, ventrikuläre Arrhythmien, zerebrovaskuläre Blutung, Hypertonie und Hypotonie – nach der Markteinführung im zeitlichen Zusammenhang mit dem Gebrauch von Sildenafil gemeldet wurden. Viele Ereignisse traten laut Fachinformation während oder kurz nach dem Geschlechtsverkehr auf, wenige kurz nach dem Gebrauch von Sildenafil ohne sexuelle Aktivität. 

RP Tübingen warnte im April vor „Rammbock“ 

Warnungen vor illegalen sildenafilhaltigen Präparaten kommen in regelmäßigen Abständen. Im April dieses Jahres mahnte das Regierungspräsidium Tübingen, die Finger von dem als Nahrungsergänzungsmittel im Verkehr befindlichen Präparat „Rammbock" zu lassen. „Rammbock“ enthielt teilweise sogar mehr Sildenafil als die maximal zugelassene Höchstdosis (100 mg). 

Nicht im Internet bestellen 

Auch das LUA erklärt, dass „Potenzmittel mit nicht deklarierten Arzneistoffen (...) leider keine Seltenheit“ sind. Das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz rät „Verbrauchern deshalb dringend davon ab, Potenzmittel im Internet zu bestellen.“