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Wildpilze weiter radioaktiv belastet

Wildpilze im Wald, gefüllter Korb mit Pilzen
Im Süden Deutschlands sind Wildpilze immer noch erheblich strahlenbelastet. | Bild: ArtSys / AdobeStock

Regelmäßig untersucht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die radioaktive Belastung wildwachsender Speisepilze im Süden Deutschlands. Im Zeitraum von 2020 bis 2022 wurden insgesamt 165 Pilzarten untersucht. 

Die Messwerte lagen laut aktuellem Bericht teilweise über 1.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse. Für Wildpilze, die im Handel verkauft werden, gilt ein Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse.

Gut zu wissen: Pilze sammeln auf eigene Gefahr

„Wer selbst Pilze sammelt, ist nicht von diesem Grenzwert geschützt“, erklärt BfS-Präsidentin Inge Paulini. 

Ihr Rat: Vor dem Genuss selbst gesammelter Pilze solle man sich gut informieren und sie nur in Maßen verzehren.

Starke Schwankungen je nach Region und Pilzart

Wie hoch die radioaktive Belastung ausfällt, schwankt sehr stark je nach Pilzart und ist von Standort zu Standort unterschiedlich. Zu den besonders stark belasteten Pilzarten zählen 

  • Semmelstoppelpilze,
  • Rotbraune Semmelstoppelpilze,
  • verschiedene Schnecklingsarten,
  • Gelbstielige Trompetenpfifferlinge,
  • Gemeine Rotfußröhrlinge,
  • Maronenröhrlinge,
  • Mohrenkopfmilchlinge,
  • Ockertäublinge,
  • Rotbraune Scheidenstreiflinge,
  • Violette Lacktrichterlinge und Ziegenlippen.

Nur geringe Konzentrationen ergaben sich dagegen zum Beispiel beim Beutelstäubling, beim Filzröhrling, beim Hasenröhrling, beim Sternschuppigen Riesenschirmling oder auch beim Weißen Büschelrasling.

Betroffen seien vor allem Gebiete im Bayerischen Wald, im Donaumoos nahe Ingolstadt sowie Regionen in den Alpen rund um Mittenwald und im Berchtesgadener Land, teilt das BfS mit. In diesen Gebieten hatte sich demnach nach der Katastrophe im Jahr 1986 deutschlandweit am meisten radioaktives Cäsium-137 auf dem Boden abgelagert. 

Gut zu wissen: Wie hoch ist die Strahlenbelastung durch Pilze?

Ein erwachsener Mensch, der jede Woche eine Mahlzeit aus 200 Gramm Pilzen mit 2.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm verzehre, bekomme dadurch pro Jahr eine zusätzliche Strahlendosis von 0,27 Millisievert, erklärt das Bundesamt für Strahlenschutz. Das entspreche etwa einer Belastung wie bei 20 Flügen von Frankfurt am Main nach Gran Canaria.

Cäsium-137 erst zur Hälfte abgebaut

Das radioaktive Isotop Cäsium-137 kommt nicht in der Natur vor, sondern entsteht unter anderem bei der Kernspaltung in Kernkraftwerken. Mit einer Halbwertszeit von rund 30 Jahren ist das aus Tschernobyl stammende Cäsium bisher erst ungefähr zur Hälfte zerfallen, erklärt das Bundesamt für Strahlenschutz. 

Im Extremfall enthalte eine einzelne Mahlzeit mit stark belasteten Pilzen mehr Cäsium-137, als man mit anderen Lebensmitteln in einem ganzen Jahr zu sich nehme. Dennoch müsse man beim Verzehr üblicher Mengen (bis zu 250 Gramm pro Woche) keine negativen gesundheitlichen Folgen aufgrund der Radioaktivität befürchten. 

Grundsätzlich kann sich Cäsium-137 aber nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums im Knochengewebe einlagern und dort das Erbgut schädigen. Langfristig kann das zu Knochenkrebs und Leukämie führen.

Wer aber seine persönliche Strahlenbelastung möglichst gering halten möchte, sollte die Pilze aus diesen Regionen meiden. Übrigens: Zuchtpilze wie Austernseitling oder Champignon sind nicht radioaktiv belastet. Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) / dpa 28.8.2023, mia