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Die innere Uhr: nicht einfach umstellbar

Ob Frühaufsteher oder Langschläfer, das bestimmen die Gene und das lässt sich nicht so schnell ändern. | Bild: MichaelJBerlin / Adobe Stock

Ob man frühmorgens gut aus den Federn kommt und dafür abends zeitig ins Bett geht oder doch eher bis spätabends wach bleibt und dann morgens länger schläft, bestimmen wohl unsere Gene. „Nachteulen“ oder „Langschläfer“ und „Lerchen“ oder „Frühaufsteher“ stellen die beiden wichtigsten Chronotypen beim Menschen dar. Durch ihre innere biologische Uhr unterscheiden sich die beiden Chronotypen in körperlichen Merkmalen – wie Schlaf-Wach-Phasen oder zu welchen Tageszeiten sie besonders leistungsfähig sind. Unterschiede gibt es auch in den Hormonspiegeln oder Körpertemperaturen.

Was ist der circadiane Rhythmus?

Was die beiden Chronotypen jedoch wieder eint: Ihr circadianer Rhythmus – also ihr innerer Rhythmus – beträgt 24 Stunden und wiederholt sich periodisch, sprich in einem Abstand von 24 Stunden. Denn: Mit dem circadianen Rhythmus hat sich der Mensch vor langer Zeit – und auch andere Lebewesen – den sich im Tagesrhythmus ändernden Umweltbedingungen angepasst. Als wohl augenfälligster äußerer Rhythmusgeber fungiert – aufgrund der Rotation der Erde um ihre eigene Achse, die den täglichen Wechsel zwischen Tag und Nacht bedingt – die Stärke und Dauer der Lichteinstrahlung.

Babys und ältere Menschen: Chronotyp weniger deutlich spürbar

Auch wenn der jeweilige Chronotyp genetisch bestimmt ist, neigt man wohl in unterschiedlichen Lebensphasen eher dazu, eine Eule oder Lerche zu sein. Betrachtet man den durchschnittlichen Schlaf- und Aufwachzeitpunkt, sind Kinder in aller Regel recht frühe Chronotypen – also Lerchen – und werden im Laufe des Teenageralters immer später und entwickeln sich zu Eulen, bis sich der Trend etwa ab dem 20. Lebensjahr wieder umkehrt. Der circadiane Rhythmus ist nicht in jedem Lebensalter gleich stark zu spüren. Er macht sich vor allem im Kinder- und Jugendlichen- und Erwachsenalter bemerkbar. Hingegen ist bei Kleinkindern und alten Menschen der individuelle Chronotyp weniger deutlich, weil der circadiane Rhythmus noch nicht eindeutig dominiert beziehungsweise nicht mehr so stark wirkt. Bei Babys überwiegen noch kurze Aktivitätsphasen, die sich mit kurzen Schlafphasen abwechseln. Auch im Greisenalter verliert der Chronotyp wieder an Einfluss.

Leben wider den eigenen Chronotypen

Nicht immer läuft das moderne Leben deckungsgleich zum circadianen Rhythmus, und viele Menschen zwingt Schule oder Arbeit beispielsweise in einen Rhythmus, der eigentlich dem eigenen Biorhythmus und Chronotypen entgegensteht. Jugendliche, die während der Pubertät eher Langschläfer sind, müssen dennoch durch den zeitigen Schulbeginn früh aus den Federn, zu einem Zeitpunkt, an dem sie noch nicht maximal leistungsfähig sind. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Schüler jedoch bei späterem Schulbeginn besser und leistungsfähiger sind. Das soll sich besonders im Winter bemerkbar gemacht haben. Problematisch wird auch gesehen, dass zum einen weniger Zeit bei Tageslicht verbracht wird und die Lichteinstrahlung in Innenräumen deutlich geringer ist als im Freien. Daneben wiederum sind Menschen nachts im Vergleich zu früher viel häufiger und stärker künstlichen Lichtreizen ausgesetzt – was die innere Uhr ebenfalls „verwäscht“.

Leistungsfähigkeit sinkt

Auch Schichtarbeiten oder Langstreckenflüge in andere Zeitzonen beeinflussen die eigene innere Uhr. Wechselt man bei einem Langstreckenflug die Zeitzone, braucht der Körper eine gewisse Umgewöhnungszeit für seinen circadianen Rhythmus. Das macht sich als „Jetlag“ durch Müdigkeit und eine geringere Leistungsfähigkeit bemerkbar. Dauerhafte Störungen des Tagesrhythmus – wie bei Schichtarbeitern – können sich Untersuchungen zufolge auch auf die Gesundheit auswirken. Es gibt Daten, dass Schichtarbeiter unter „metabolischem Stress“ leiden, was beispielsweise die Entstehung von Diabetes mellitus begünstigen kann.

Hormone circadian gesteuert

Auch viele Hormone unterliegen einem circadianen Rhythmus, die Ausschüttung von Cortison erfolgt in den frühen Morgenstunden. Müssen Patienten Corticoide einnehmen, beispielsweise Prednisolon, versucht man die körpereigene morgendliche Freisetzung zu berücksichtigen. Das ist der Grund, warum in aller Regel Patienten ihr Corticoid morgens einnehmen sollen.