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Arzneipflanze und Heilpflanze des Jahres 2021

Der NHV Theophrastus wählte den Meerrettich zur Heilpflanze des Jahres 2021 und will damit auf die antiviralen und antibakteriellen Wirkungen der Wurzelrübe aufmerksam machen. | Bild: photocrew / Adobe Stock

Meerrettich – Heilpflanze des Jahres 2021

Die Heilpflanze des Jahres wird stets vom Naturheilverein Theophrastus (NHV Theophrastus) bestimmt. Für das kommende Jahr fiel die Wahl auf den Meerrettich (Armoracia rusticana). Er löst die Wegwarte als diesjährige Heilpflanze des Jahres ab. Als Begründung für die Meerrettich-Wahl führt der NHV Theophrastus an, dass das heilpflanzliche Potential der scharfen Wurzel (Armoraciae radix) noch zu wenig ausgeschöpft werde. Der NHV Theophrastus verweist auf die antiviralen und antibakteriellen Wirkungen. Meerrettich sollte – zumindest in der kalten Jahreszeit – Bestandteil des täglichen Speiseplans sein.

Scharfmacher gegen Infekte

Verantwortlich für die Wirksamkeit der Kreuzblütler-Wurzelrübe sind Senfölverbindungen. Aus den enthaltenen Senfölglykosiden (vor allem Sinigrin und Gluconasturtiin) bilden sich beim Aufbrechen der Pflanzenzellen enzymatisch die aktiven Senföle (vor allem Allyl-Senföl und Phenylethyl-Senföl). Sie werden bei oraler Aufnahme im Dünndarm resorbiert und vorwiegend über Nieren und Lunge ausgeschieden. Deshalb wirken sie auch bevorzugt in diesen Geweben. 

Phytotherapeutisch ist Armoraciae radix bei Atemwegskatarrhen und unterstützend bei Harnwegsinfekten indiziert (Tagesdosis 20 g frische Wurzel, Zubereitungen entsprechend). Meerrettichwurzelpulver steckt, zusammen mit dem ebenfalls Senföl-haltigen Kapuzinerkressenkrautpulver, zum Beispiel in Angocin® Anti-Infekt N. 

Äußerlich angewendet hat Meerrettich eine durchblutungsfördernde Wirkung. Deshalb kann man zum Beispiel Meerrettich-Auflagen bei leichten Muskelschmerzen einsetzen. Volksmedizinisch wird Meerrettich auch zur Verdauungsförderung empfohlen. Magenempfindliche Personen sollten damit allerdings vorsichtig sein.

Mehr Rettich?

Ob der Meerrettich etwas mit dem Meer zu tun hat, ist ungeklärt. Jedoch nahmen frühere Seefahrer die Vitamin-C-reiche Wurzel gerne als Proviant mit an Bord zum Schutz vor Skorbut. Der Name Meerrettich könnte auch von „mehr Rettich“ oder „großer Rettich“ abgeleitet sein.

Anbau im Frankenland

Meerrettich wird in einigen Regionen Deutschlands angebaut, vor allem in Franken. Die weißblühende Brassicacee findet man aber auch wild, meist am Rand feuchter Wiesen und an Bachläufen. Auffallend sind die großen, bis zu einem Meter langen Grundblätter von Armoracia rusticana. Quellen: Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde; NHV Theophrastus; W. Blaschek; Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka, WVG 2016; B.-E. van Wyk, C. Wink, M. Wink: Handbuch der Arzneipflanzen, WVG 2015; U. Bühring: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde, Haug 2014