Heimische Heilpflanzen
In unserer Serie „Heimische Heilpflanzen“ stellen wir Ihnen wichtige Arzneipflanzen vor. Dabei greifen wir solche heraus, die in der Apotheke bekannte Therapeutika sind und gleichzeitig sozusagen vor der Haustür wachsen. Auch wenn sich manche dieser heimischen Heilpflanzen eher unscheinbar präsentieren, hat bei genauerer Betrachtung doch jede ein paar Besonderheiten zu bieten. 
Titelbild: Daniil / Adobe Stock
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Fenchel – gut für Atemwege und Magen-Darm-Trakt

Fenchel mit gelben Blüten
Der Fenchel ist gekennzeichnet durch seine kleinen, goldgelben Blüten. | Bild: lzf / AdobeStock

Der Fenchel (Foeniculum vulgare), auch Echter Fenchel oder Garten-Fenchel genannt, ist eine Pflanzenart der Gattung Foeniculum innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).  

Er wird heute fast über den gesamten Globus als Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze kultiviert, kommt aber auch verwildert vor.

Die drei Varietäten des Fenchels 

Foeniculum vulgare erscheint in drei Varietäten, die sich im Geschmack – und teilweise in der Wuchsform – unterscheiden: Es gibt 

  • den Bitterfenchel mit bitter-süß und leicht scharf schmeckenden Samen, 
  • den Süßfenchel mit süß schmeckenden Samen und 
  • den Zwiebelfenchel, der als einziger eine Knolle bildet und deshalb als Gemüse verwendet wird.  

Fenchel wächst als zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Höhen zwischen 40 und 200 Zentimetern. An kräftigen, aufrechten Stängeln sitzen feine Laubblätter und im Juli und August zahlreiche Dolden mit kleinen goldgelben Blüten.  

Die im reifen Zustand grünlich-braunen Samen – biologisch korrekt „Früchte“, da der Fenchel kein Nacktsamer ist – sind 3 bis 12 Millimeter lang und besitzen fünf Längsrippen.

Gut zu wissen: Fenchel ist Arzneipflanze des Jahres 2009

Der interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg hat den Fenchel im Jahr 2009 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.

Arzneiliche Anwendungsgebiete des Fenchels

Fenchel wird hauptsächlich zur Therapie von Erkältungs- und Atemwegserkrankungen sowie bei Störungen des Magen-Darm-Traktes genutzt. Weitere Anwendungsgebiete sind die Anregung des Appetits, die Förderung der Milchbildung und die Nutzung bei menstruationsbedingten Krämpfen.

Als Arzneigrundlage kommen hauptsächlich die getrockneten reifen Früchte, aber auch das aus ihnen durch Wasserdampfdestillation gewonnene Fenchelöl zum Einsatz. Beides wird meist aus dem Bitterfenchel gewonnen, dementsprechend müssen Apotheken bei der Verordnung von Fenchel diese Varietät nach dem Deutschen Arzneibuch abgeben.

Die schleim- und krampflösende Wirkung von Fenchel wird auf die in ihm enthaltenen ätherischen Öle Anethol und Fenchon zurückgeführt: Anethol fördert die Darmperistaltik und regt die Flimmerhärchen in den Bronchien an, was den Abtransport von Schleim fördert. Fenchon hat eine antibakterielle und antimykotische Wirkung.

Fertigarzneimittel und Zubereitungen aus Fenchel

Fenchel findet als pflanzliches Arzneimittel in Form von Tabletten, Tropfen, Pastillen, Balsam oder Tees Verwendung. Der aus den getrockneten Früchten hergestellte Fencheltee gehört nach Pfefferminz- und Kamillentee zu den meistgeschätzten Kräutertees.

Die meisten Fencheltees sind als Lebensmittel zugelassen, es gibt aber auch pflanzliche Arzneimittel wie Aurica Fenchel Tee oder Sidroga Fencheltee. In Tees und anderen Arzneimitteln wird Fenchel häufig mit anderen, ähnlich wirkenden Drogen kombiniert.

Apothekenpflichtig sind manche Fenchelpräparate in Tropfenform: So besteht Gastricholan-L Flüssigkeit aus Bitterfencheltinktur, Pfefferminzblättertinktur und Kamillenblütentinktur, und Cefabronchin, Tropfen zum Einnehmen beinhalten neben Fenchel-Extrakt unter anderem Seifenkrautwurzel-Extrakt, Bibernellwurzel-Extrakt und Eukalyptusblätter-Extrakt.

Zu den apothekenpflichtigen Arzneimitteln mit dem ätherischen Fenchelöl gehört Weleda Bronchialbalsam, der außerdem Eukalyptusöl, Wacholderbeeröl, Pfefferminzöl, Fichtennadelöl, Rosmarinöl und Salbeiöle beinhaltet.

Trockenextrakte in Dragee- oder Kapselform sowie Lutschpastillen sind in der Regel frei erhältliche Nahrungsergänzungs- oder Lebensmittel, genauso wie die häufig für erkältete Kinder empfohlenen, wohlschmeckenden Zubereitungen Fenchelsirup und Fenchelhonig. Quellen:
- Arzneipflanzenlexikon.info
- Wikipedia
- DocCheck Flexikon
- Gelbe Liste
 

Gut zu wissen: Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Fenchel

Als Nebenwirkung lösen Fenchelpräparate gelegentlich allergische Reaktionen an Haut und Atemwegen aus. Wechselwirkungen sind nicht bekannt.  

Auf Fenchelprodukte verzichten sollten laut European Medicines Agency (EMA) Kinder unter vier Jahren sowie Schwangere und Stillende, da das enthaltene Estragol womöglich krebserregende Eigenschaften aufweist und der Estragolgehalt insbesondere in Tees stark schwankt.

Bei Allergien gegen Doldenblütler wie Fenchel, Kümmel oder Sellerie oder gegen Anethol müssen Fenchelzubereitungen gemieden werden.

Zurück