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Leseprobe PTAheute 8/2021: Knochenräuber Osteoporose: Was ist Osteoporose?

Osteoporose ist ein Krankheitsbild, das weit mehr, als "alte kaputte Knochen" umfasst. | Bild: Kirkikis / iStockphoto.com

Bei einer Osteoporose kommt es unbemerkt zu einem Rückgang der Knochenmasse. Gleichzeitig ändert sich auch die Struktur der Knochen, sie werden poröser und brechen leichter. Obwohl sie starr und fest erscheinen, werden Knochen ständig auf- und abgebaut. 

Bis zu einem Alter von etwa 30 Jahren nimmt die Knochendichte beim Menschen zu, danach überwiegt der Abbau. Dabei handelt es sich um einen normalen physiologischen Vorgang, der relativ langsam voranschreitet. Nach den Wechseljahren nimmt die Knochendichte bei der Frau jedoch stark ab. Das ist darauf zurückzuführen, dass der Estrogenspiegel absinkt und so der positive Effekt des Estrogens auf die Knochendichte wegfällt. Das ist der Grund, warum etwa jede dritte Frau ab 50 Jahren in Deutschland von Osteoporose betroffen ist. Männer können ebenfalls erkranken, bei ihnen tritt die Osteoporose jedoch meist als Folge von Begleiterkrankungen auf. 

Welt-Osteoporose-Tag am 20. Oktober

Am 20. Oktober ist Welt-Osteoporose-Tag – der Tag, an dem die Knochenerkrankung in den Fokus rückt. Der Aktionstag wurde 1996 vom britischen Osteoporoseverband National Osteoporosis Society (NOS) ins Leben gerufen und 1998 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit anerkannt. 

Erhöhen ein ungesunder Lebensstil und bestimmte Erkrankungen das Osteoporoserisiko?

Dennoch ist ein zunehmender Knochenabbau kein unausweichliches Schicksal, denn einige Parameter kann man beeinflussen. So sind zum Beispiel eine ausreichende Menge an Calcium und Vitamin D sowie ausreichende körperliche Betätigung wichtig. 

Ein erhöhtes Osteoporoserisiko haben Menschen, die sich wenig bewegen, rauchen, regelmäßig Alkohol trinken und sich ungesund ernähren. Außerdem erhöhen bestimmte Erkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion, Leber- oder Nierenerkrankung und ein Diabetes mellitus das Osteoporoserisiko. 

Auch die längerfristige Einnahme von Arzneimitteln, zum Beispiel Antiepileptika, Glucocorticoiden oder Protonenpumpenhemmern, kann sich negativ auf die Knochendichte auswirken. Zu den Risikopatienten zählen außerdem Personen mit Untergewicht, einer genetischen Veranlagung und Frauen, die früh in die Wechseljahre kommen.

Symptome bei Osteoporose von Rückenschmerzen bis Knochenbruch

Eine Osteoporose kann lange Zeit beschwerdefrei verlaufen und bleibt häufig unentdeckt. Bei manchen Patienten treten unspezifische Anzeichen wie zum Beispiel starke Rückenschmerzen auf. Die Ursache kann ein unbemerkter Bruch eines Wirbelkörpers sein. Durch eine Formveränderung der Wirbelkörper kann sich ein Rundrücken bilden, außerdem kann die betroffene Person durch das Zusammensacken der Wirbelkörper mehrere Zentimeter kleiner werden. Mittels Röntgenuntersuchung können Veränderungen oder Brüche von Wirbelkörpern diagnostiziert werden.

In fortgeschrittenen Stadien treten Knochenbrüche schon bei normalen Alltagsbelastungen auf, zum Beispiel beim Heben von Gegenständen oder sogar schon bei starkem Husten. Typisch sind Brüche an der Wirbelsäule, der Hüfte, dem Oberschenkel und den Unterarmknochen. Die Furcht vor erneuten Brüchen führt dazu, dass sich die Betroffenen immer weniger bewegen, ein Rückgang der Muskulatur und ein noch höheres Frakturrisiko sind die Folge. Ein Teufelskreis, der eine verminderte Lebensqualität, erhöhte Pflegebedürftigkeit und Sterblichkeit mit sich bringt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Osteoporose gehört zu den häufigsten Erkrankungen weltweit.
  • Betroffen sind häufig Frauen über 50 Jahren.
  • Da zu Beginn der Osteoporose oft keine
    Beschwerden auftreten, wird sie häufig zu
    spät diagnostiziert.
  • Zur Diagnose der Osteoporose wird meist
    die DXA-Messung, aber auch die quantitative Computertomografie angewendet.

Osteoporose-Vorsorge kann Knochenabbau verlangsamen

Durch eine frühzeitige Behandlung mit Arzneimitteln und die Umstellung der Lebensgewohnheiten kann der Knochenabbau verlangsamt werden. Die Leitlinien empfehlen, Frauen ab 70 und Männer ab 80 Jahren regelmäßig zu untersuchen, doch auch bei jüngeren Patienten, insbesondere Frauen ab 50 Jahren mit den oben genannten Risikofaktoren, ist eine Diagnostik sinnvoll.

Wie erkläre ich es meinem Kunden?

  • „Ja, das stimmt, starke Rückenschmerzen können ein Anzeichen für eine Osteoporose sein. Eine Messung der Knochen- dichte kann zum Beispiel ein Orthopäde durchführen.“
  • „Achten Sie darauf, sich viel zu bewegen. So können Sie einer Osteoporose vorbeugen.“

DXA-Messung der Knochendichte macht Osteoporose sichtbar

Der Goldstandard und die einzige von der Weltgesundheitsorganisation und dem Dachverband für Osteologie anerkannte Methode ist die DXA-Messung (Dual Energy X-ray Ab- sorptiometrie), bei der der Mineralgehalt des Oberschenkelknochens und der Lendenwirbelsäule untersucht wird. Die Messung basiert auf Röntgenstrahlen. Im Gegensatz zu einer normalen Untersuchung werden hierbei jedoch zwei Röntgenröhren mit unterschiedlicher Leistung verwendet. Die Strahlung wird unterschiedlich stark resorbiert, die Kombination der sich daraus ergebenden Messwerte erlaubt einen Rückschluss auf die Knochendichte. 

Zur Auswertung werden die T- und Z-Werte berechnet. Der T-Wert setzt die Knochendichte in Relation zu der Knochendichte gesunder 30-Jähriger. Werte zwischen 0 und -1 gelten als normal, ist der Wert kleiner als -2,5, liegt eine Osteoporose vor. Bei Werten zwischen -1 und -2,5 spricht man von Osteopenie, der Vorstufe der Osteoporose. Der Z-Wert setzt die Knochendichte ins Verhältnis mit dem Durchschnittswert von Menschen gleichen Alters und gleichen Geschlechts. 

Die Messung wird ambulant in einer orthopädischen oder radiologischen Praxis durchgeführt. Sie dauert nur wenige Minuten, ist präzise und kann auch zur Verlaufskontrolle von Osteoporose verwendet werden. Die meisten Krankenkassen übernehmen die Kosten von etwa 50 Euro nur in bestimmten Fällen, zum Beispiel wenn bereits Knochenbrüche aufgetreten sind.

Computertomografie wird in Osteoporosezentren durchgeführt

Nicht für alle Patienten ist die DXA-Messung geeignet. Sind die Knochen bereits durch Arthrose geschädigt oder haben die Patienten ein künstliches Hüftgelenk, wird die wesentlich genauere quantitative Computertomografie (QCT) zur Messung der Knochendichte verwendet. Bei dieser Methode werden schichtweise Aufnahmen von den Knochen gemacht, sodass man ein dreidimensionales Bild von der Struktur erhält. 

Neben einem Scan des ganzen Körpers existieren auch Systeme, die nur die Arme und Beine vermessen. Die Untersuchung wird zum Beispiel in Kliniken oder Osteoporosezentren durchgeführt. Die Nachteile der QCT sind die höheren Kosten und die höhere Strahlenbelastung. Die Messwerte können nicht mit denen der DXA-Untersuchung verglichen werden.

Ist eine Knochendichtemessung in der Apotheke sinnvoll?

Auch in manchen Apotheken wird eine Messung der Knochendichte angeboten. Bei dieser Messung wird meist der Fersenknochen mithilfe von Ultraschall untersucht. Das Prinzip der Messung besteht darin, dass der Ultraschall länger braucht, je poröser der Knochen ist. 
Anhand der Abschwächung des Schalls lassen sich Aussagen zur Knochenstruktur treffen. Zwar ist die Untersuchung weniger genau, dennoch kann sie erste Hinweise auf eine verringerte Knochendichte liefern. 

Außerdem ist diese Methode wesentlich günstiger als die DXA- oder QCT-Messung. Zwar darf in der Apotheke keine Diagnose gestellt werden, doch die Patienten können auf Basis des Messergebnisses zur weiteren Abklärung an einen Arzt verwiesen werden.

Osteoporose-Tests für zu Hause

Inzwischen gibt es Tests zur Eigenanwendung, mit denen die Konzentration der Calciumisotope im Urin gemessen werden kann (OsteoTest home). Diese können über Apotheken bezogen werden und werden zur Auswertung an ein Labor geschickt.

Ist eine Früherkennung von Osteoporose durch Blutuntersuchung möglich?

Eine relativ neue Methode, um den Zustand der Knochen zu bestimmen, ist eine Blutuntersuchung. Mit dieser Methode kann eine Osteoporose bereits erkannt werden, wenn sie durch andere Messmethoden noch nicht nachweisbar ist. Bestimmt wird unter anderem die Konzentration an Calcium im Blut. Dies stammt entweder aus der Nahrung, den Nieren oder den Knochen. Untersucht wird das Verhältnis zwischen dem leichten (42Ca) und dem schweren (44Ca) Calciumisotop. 

Ist das Verhältnis von 42Ca zu 44Ca erhöht, deutet dies auf eine Osteoporose hin, denn das leichte Isotop wird bevorzugt in die Knochen eingelagert. Bei dieser Blutuntersuchung wird in der Regel neben dem Calciumwert auch der Vitamin-D-Spiegel bestimmt, denn nur mit ausreichend Vitamin D wird genügend Calcium im Darm aufgenommen. Bei der Blutuntersuchung kann auch die Menge an Parathormon, das die Calciumfreisetzung verstärkt, bestimmt werden. 

Der Kreatininwert als Parameter für die Nierenfunktion kann Auskunft über weitere Begleiterkrankungen geben und auf eventuelle Osteoporoseauslöser hinweisen. Diese Werte können nicht nur als Teil der Diagnostik, sondern auch zur Verlaufskontrolle bei bereits erkrankten Patienten genutzt werden. Daneben gibt es verschiedene Biomarker für einen verstärkten Knochenabbau, so zum Beispiel Osteocalcin, die im Blut oder Urin nachweisbar sind. Bislang rät die Leitlinie jedoch von einer Verwendung in der Routinediagnostik ab, da die Zuverlässigkeit der Parameter noch nicht eingeschätzt werden kann.