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Bei schwerer Abhängigkeit: Tabakentwöhnung als Kassenleistung

Schwer Tabakabhängigen kann die Krankenkasse nun eine Therapie inklusive Medikamenten bezahlen. | Bild: nito / AdobeStock

Gesetzliche Regelung

Vielen Tabakabhängigen fällt es schwer, das Rauchen bleiben zu lassen. Doch zukünftig haben es Aufhörwillige etwas leichter. Denn die Kosten für Nikotinersatzprodukte und Medikamente zum Rauchausstieg können von den Krankenkassen übernommen werden. Das sieht eine neue Regelung vor, die der Gesundheitsausschuss im Deutschen Bundestag im Rahmen des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung beschlossen hat. 

Therapieprogramm für schwer Tabakabhängige 

Die Kostenübernahme-Regelung gilt für Versicherte, bei denen eine schwere Tabakabhängigkeit festgestellt wurde. Sie sollen an einem evidenzbasierten Programm zur Rauchentwöhnung teilnehmen. Die genauen Bedingungen – unter anderem welche Medikamente in den Therapieprogrammen verordnet werden können – werden noch vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) festgelegt. Der Anspruch auf ein Therapieprogramm besteht zunächst einmalig. Frühestens nach drei Jahren ist eine Folgeversorgung möglich. Dass die Kosten für eine Raucherentwöhnung erstattet werden, ist nach Meinung vieler Fachleuchte ein wichtiger Schritt, um mehr Abhängige für den Ausstieg zu motivieren. Damit wird auch berücksichtigt, dass es viele einkommensschwache Raucher gibt.

Überzeugende Studiendaten zur Abstinenzrate

Die AOK PLUS begrüßt zum Beispiel die neue Gesetzesregelung. Die Krankenkasse sieht damit ihre eigenen Forderungen umgesetzt. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Chemnitz und den sächsischen und Thüringer Pneumologenverbänden hat die AOK PLUS bereits vor einigen Jahren eine Studie zur strukturierten Tabakentwöhnung durchgeführt. Von 2013 bis 2018 nahmen hieran insgesamt über 800 chronisch lungenerkrankte Personen in Sachsen und Thüringen teil. Die Teilnehmer der Studiengruppe erhielten einen vollfinanzierten Entwöhnungskurs mit bedarfsweiser medikamentöser Unterstützung und telefonischer Nachbetreuung. Es zeigte sich ein überzeugendes Resultat: Zwölf Monate nach Kursende war fast die Hälfte der Teilnehmer stabil rauchfrei. Ganz anders sah das in der Vergleichsgruppe aus, in der nur eine Standardbehandlung (ärztliche Beratung zum Rauchstopp und Informationen zu vorhandenen Tabakentwöhnungsanbietern in der Region) ohne Kostenübernahme von Medikamenten angeboten wurde. Hier war nach einem Jahr nur jeder Zehnte rauchfrei. Quellen: AOK PLUS – Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen; Technische Universität Chemnitz; Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung