Aktuelles
9 min merken gemerkt Artikel drucken

Leseprobe PTAheute 1&2/2021: Schnupfen: Wenn bei Kindern die Nase läuft

Haben sich Kinder erkältet, gibt es einige Hausmittel und Alternativen zur Schulmedizin, die angewandt werden können. | Bild: Maria Sbytova / AdobeStock

Je nach Art der Beschwerden bietet die Komplementärmedizin verschiedene Therapieoptionen, die entweder unterstützend oder anstelle einer schulmedizinischen Medikation erfolgen können. Zuvor sollte jedoch eine mögliche Chronifizierung von dem behandelnden Arzt ausgeschlossen werden.

Homöopathie bei verschnupften Kindern

Eltern sollten vor der Auswahl eines passenden Mittels zunächst abklären, welche Beschwerden bei ihrem Kind im Vordergrund stehen. Bei kleineren Kindern gestaltet sich das jedoch oft nicht ganz so einfach und die Mittelauswahl beschränkt sich lediglich auf die Beobachtungen der Eltern.  

Beschreiben Kind oder Eltern also beispielsweise eine laufende Nase, die mit häufigem Niesen vergesellschaftet ist, eignet sich in diesem Fall Natrium chloratum D12 oder aber Sabadilla D6, wenn die Nase zudem stark juckt. Verursacht der Ausfluss ein wundes, brennendes Gefühl auf Haut und Schleimhaut, passt Allium cepa gut. Wird das Näschen von zähem, dickem Schleim verstopft, kann den Kleinen mit Kalium bichromicum geholfen werden. Manchmal fühlt die Nase sich auch verstopft an, obwohl sie ständig fließt, oder Fließ- und Stockschnupfen wechseln sich ab. In solchen Fällen ist Pulsatilla das richtige Mittel.  

Auch Mittelkombinationen sind sehr beliebt, da mit diesen sogenannten Komplexmitteln verschiedene Symptome zeitgleich behandelt werden können. Eine solche Kombination ist zum Beispiel Sinusitis Hevert. Hier helfen Luffa und Kalium bichromicum gegen zähen Schleim, Cinnabaris bei Kopf- und Nebenhöhlenbeschwerden, Spongia gegen anhaltenden Niesreiz und Echinacea und Baptisia unterstützen das Immunsystem. Eine weitere Mittelkombination zur lokalen Applikation stellen Euphorbium Nasentropfen dar. Darin enthalten sind unter anderem Euphorbium gegen Fließschnupfen, Luffa zum Lösen von zähem Schleim und Argentum nitricum bei Geruchsverlust und juckender Nase. 

Welche Schüßler-Salze können bei Schnupfen eingesetzt werden?

Ein Schüßler-Salz, welches oft Schlimmeres verhindern kann, wenn es früh genug verabreicht wird, ist die Nr. 8 Natrium chloratum D6. Möglichst gleich, wenn die Nase anfängt zu jucken und zu laufen, sollte zweistündlich eine Tablette eingenommen werden. 

Ist der Ausfluss eher brennend, darf Kalium jodatum (Nr. 15) zum Einsatz kommen. Fühlt die Schleimhaut sich trocken und borkig an, können Silicea (Nr. 11) und Kalium chloratum (Nr. 4) die Symptome lindern. Zusätzlich kann auch die Salbe Nummer 4 lokal am Naseneingang aufgetragen werden.

Anthroposophische Mittel bei Schnupfen

Akute Schnupfennasen können auch hinreichend mit anthroposophischen Mitteln unterstützt werden, da diese ähnlich wie die Homöopathie eine Anregung der Selbstheilungskräfte fördern. Innerlich können diese zum Beispiel durch Agropyron comp. Globuli unterstützt werden. Die Kombination aus Agropyron, Taraxacum, Zinnober und Kalium carbonicum kann helfen, Entzündungen zu lindern, Lymphstauungen zu reduzieren und übermäßigen Sekretfluss zu normalisieren. 

Zur lokalen Anwendung eignet sich schon für die Kleinsten beispielsweise der Nasenbalsam für Kinder von Wala. Die darin enthaltenen Inhaltsstoffe Prunus spinosa (Schlehe) und Berberis vulgaris (Berberitze) besitzen durch ihre Frucht- beziehungsweise Gerbsäuren eine adstringierende und damit abschwellende Wirkung. Bei Kindern ab zwei Jahren wird mehrmals täglich eine kleine Menge Balsam in der Nase verteilt. Jüngeren Kindern und Säuglingen wird nur der Bereich um die Nasenöffnung herum eingecremt.

Ein wichtiger Bestandteil der anthroposophischen Medizin ist die Durchwärmung, in diesem Falle ist sie beispielsweise zu erreichen, indem zunächst eine dicke Schicht Kupfersalbe rot auf die Füße aufgetragen wird. Anschließend werden diese entweder in eine dicke Wolldecke eingewickelt oder alternativ dicke Wollsocken angezogen. Kupfer fördert die Durchblutung und dank der wollenen Umhüllung die Erwärmung der kleinen Füße. Dadurch wird zeitgleich auch die Nasenschleimhaut besser durchblutet und der Heilungsprozess beschleunigt.

Diese Heilkräuter sind wirksam bei Erkältungen

Nicht selten kommen die pflanzlichen Geheimtipps und Hausmittel aus Omas Schatzkiste. Altbewährt ist beispielsweise Majoranbutter. Diese kann entweder käuflich erworben (z. B. Majoranbutter Resana) oder sogar relativ einfach in Eigenregie hergestellt werden. Die Butter wird hierbei unterhalb der Nase oder auf die Oberlippe aufgetragen. So können die ätherischen Öle über einen längeren Zeitraum eingeatmet werden und ihre leicht abschwellende und schleimhautberuhigende Wirkung entfalten.  

Bild: Siegi / AdobeStock

Eine wirksame Alternative ist Angelikawurzel, auch bekannt unter dem Namen Engelwurz. Die ätherischen Öle aus dem Rhizom der Pflanze weisen sowohl abschwellende als auch schleimlösende Eigenschaften auf. Bekannt wurde die Pflanze durch die Hebamme Ingeborg Stadelmann. Engelwurzbalsam gibt es inzwischen von verschiedenen Anbietern (z. B. Bahnhof Apotheke, Resana, Casida). Die Zubereitung ist für Kinder ab drei Monaten geeignet und wird auf Brust und Rücken einmassiert. Bei Säuglingen ab sechs Monaten kann der Balsam auch im äußeren Nasenbereich aufgetragen werden. 

Auch Teetrinken kann eine geradezu magische Wirkung auf die Kleinen ausüben. Regelmäßiges Teetrinken verflüssigt nicht nur zähe Sekrete, sondern hat auch einen durchwärmenden Effekt. Wegen ihrer schweißtreibenden Wirkung eignen sich daher Linden- oder Holunderblütentee sehr gut. Schmeckt nicht? Kein Pro­blem, ein Teelöffel Honig oder ein Schuss Fruchtsaft dazu macht den „Zaubertrunk“ auch für den größten Teeverächter schmackhaft. 

Wer nicht selber mischen möchte, kann auf fertige Zubereitungen wie zum Beispiel Sinupret Saft zurückgreifen. Die Zubereitung besitzt durch Inhaltsstoffe wie Schwarzer Holunder, Schlüsselblume, Gelber Enzian, Ampfer und Eisenkraut eine entzündungshemmende, schleimlösende und schweißtreibende Wirkung. Kinder ab einem Alter von zwei Jahren können den Saft dreimal täglich in der altersentsprechenden Dosierung einnehmen. 

Freie Nase durch Inhalieren

Das Inhalieren von warmem Wasserdampf befeuchtet nicht nur trockene und verborkte Schleimhäute, sondern hilft auch, zähen Schleim zu verflüssigen. Nicht selten kann der kleine Patient sich nach einer Inhalation endlich wieder ordentlich schnäuzen. 

Inhaliert werden kann beispielsweise mit Kochsalzlösung. Dazu wird ein fertiges Salzinhalat (z. B. von Emser) verwendet. Aber eine Inhalation kann auch mit Salbei, Kamille (Vorsicht bei Korbblütler-Allergien) oder Majoran durchgeführt werden. 

Zum Inhalieren kann entweder eine Schüssel mit warmem Wasser befüllt werden oder ein Inhalator eingesetzt werden. Die Inhalationsdauer beträgt bei beiden Anwendungen etwa fünf bis zehn Minuten.  

Unbedingt wichtig ist es, auf eine geeignete Temperatur des Wassers zu achten, um Schleimhautreizungen oder gar Verbrühungen zu vermeiden. Daher ist es besonders bei kleineren Kindern unabdingbar, bei der Inhalation dabeizubleiben. 

Wie erkläre ich es meinem Kunden?

„Da das Näschen Ihres Sohnes stark läuft und juckt, empfehle ich Ihnen, solange die Beschwerden so akut sind, stündlich zwei bis drei Globuli Sabadilla D6 zu geben.“ 

„Zur lokalen Anwendung in der Nase können Sie für Ihre Vierjährige diesen Nasenbalsam für Kinder verwenden.“ 

„Ein pflanzliches Hausmittel gegen Schnupfen ist zum Beispiel Majoranbutter. Sie können diese entweder fertig bestellen oder selbst herstellen.“ 

„Für eine Wasserdampfinhalation eignen sich entweder Kochsalzlösung, Majoran oder Salbeiblätter.“ 

Hilft Nasespülen bei Schnupfen?

Nasenspülungen können zwar äußerst effektiv sein, sind jedoch bei kleineren Kindern meist nicht ganz so leicht zu bewerkstelligen. Aber nicht nur die Durchführung gestaltet sich dabei kritisch, auch die Notwendigkeit dieser doch nicht ganz angenehmen Maßnahme sollte hinterfragt werden. 

Durch den bei der Spülung in der noch relativ kleinen Nasenhöhle des Kindes entstehenden Druck können unter Umständen Krankheitserreger nicht nur nach außen transportiert, sondern auch in Richtung Nebenhöhlen und Mittelohr gedrückt werden. Daher sollte diese Prozedur – Eltern und Kindern zuliebe – maximal bei älteren Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden. 

Baden bei Erkältung?

Die meisten Kinder lieben Baden. Wenn das Bad dann auch noch lecker riecht, steht dem Vergnügen nichts mehr im Weg. Dabei können sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Trockene Schleimhäute werden befeuchtet und durch die Zugabe geeigneter Badezusätze findet zudem ein Inhalationseffekt statt. 

Verwendet werden können entweder fertige Zusätze wie zum Beispiel das Pinimenthol Erkältungsbad für Kinder ab zwei Jahren oder das Penaten Kleine Helfer Bad ab sechs Monaten oder aber passende Kräuter wie etwa Heublumen, Kamille oder bei etwas älteren Kindern auch Thymian. 

Die Kräuter werden hierfür zunächst mit einem Liter kochenden Wassers übergossen. Nach fünf bis zehn Minuten kann abgeseiht und der Tee zum Badewasser gegeben werden. Die Badetemperatur sollte dabei in etwa der Körpertemperatur entsprechen. 

Als Badezeit haben sich zehn bis 20 Minuten als ideal erwiesen. Kleinere Kinder sollten dabei nur unter ständiger Aufsicht, fiebrige Kinder besser gar nicht gebadet werden.  

Eine andere sehr effektive Art des Badens bei Erkältungen ist das ansteigende Fußbad. Fußbäder führen zu einer Erwärmung des gesamten Körpers und in der Folge auch zu einer verstärkten Durchblutung der Schleimhäute. Dazu wird am besten kurz vor dem Schlafengehen ein Eimer oder eine Wanne mit etwa 34 Grad Celsius warmem Wasser befüllt. 

Nach und nach wird wärmeres Wasser zugefügt, bis eine Temperatur von etwa 39 Grad Celsius (bei älteren Kindern auch ein Grad wärmer) erreicht wird. Das warme Wasser sollte dabei seitlich am Wannenrand entlang und nicht direkt über die Füße des Kindes gegossen werden. Nach circa zehn bis 15 Minuten werden die Füße abgetrocknet und in warme Wollsocken gesteckt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele jüngere Kinder sind besonders in der Winterzeit durchgängig verschnupft. 
  • Abschwellende Nasensprays sollten aber nur im Ausnahmefall zur Anwendung kommen. 
  • Wärmende Maßnahmen wie Voll- oder Teilbäder fördern die Durchblutung der Schleimhäute und damit die Verflüssigung von zähem Sekret. 
  • Manche Maßnahmen wie zum Beispiel Nasenspülungen sind für jüngere Kinder eher unangenehm oder sogar ungeeignet.