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Zum Tag des Vergiftungsschutzes für Kinder im Haushalt am 20. März: Per App zur Soforthilfe bei Vergiftungsunfällen

Kind greift zu Reinigungsmittelflaschen
Was ist zu tun bei Vergiftungsunfällen bei Kleinkindern im Haushalt?  | Bild: Pixel-Shot / AdobeStock

Die Herztabletten der Oma, die Reinigungsmittel in der Küche und die im Garten blühenden Maiglöckchen können für Kleinkinder schnell zum Verhängnis werden. Vergiftungsunfälle zählen in Deutschland ab dem ersten Lebensjahr zu den größten Gesundheitsrisiken für Kinder.

Gefahren im Haushalt

Häufig geschehen solche Unfälle durch die orale Aufnahme von Haushaltschemikalien wie Reinigungsmitteln und Produkten zur Körperpflege. Ebenso kann die versehentliche Einnahme von Medikamenten und Pflanzen zu Vergiftungen führen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellt speziell für Vergiftungsunfälle bei Kleinkindern eine kostenlose App zur Verfügung. Mit dieser sollen unter anderem Kenntnisse vermittelt werden, um Säuglinge und Kleinkinder vor Vergiftungen zu schützen.

Zu diesem Zweck enthält die Anwendung Informationen zu Inhaltsstoffen von chemischen Produkten, Medikamenten, Pflanzen und Pilzen, dem Vergiftungsbild, Maßnahmen zur Ersten Hilfe und Empfehlungen zur Unfallvermeidung.

Tag des Vergiftungsschutzes für Kinder im Haushalt am 20. März:

Jährlich findet am 20. März der Tag des Vergiftungsschutzes für Kinder im Haushalt statt. Mit diesem Aktionstag wird auf die Gefahren im häuslichen Alltag für Kinder aufmerksam gemacht, die durch richtiges Verhalten weitgehend vermeidbar wären. Zudem werden betroffene Eltern auf Informationsangebote hingewiesen. Das Bundesministerium für Gesundheit sowie die Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ informieren umfangreich zum Thema Prävention von Kinderunfällen.

Wie funktioniert die App?

Aufgeteilt ist die App in vier Bereiche: Einen A-Z-Index, der alle Inhalte gesammelt in einer Suchfunktion umfasst, und die drei am häufigsten aufkommenden Vergiftungsrubriken – Medikamente, Haushalt und Pflanzen – jeweils mit einer alphabetischen Auflistung potenzieller Vergiftungsquellen.

In den Rubriken „Medikamente“ und „Haushalt“ wird – neben Erste-Hilfe-Maßnahmen – auch das jeweilige Vergiftungsbild beschrieben. Angaben zu Wirkstoffen bzw. Inhaltsstoffen sind ebenso ersichtlich wie rot gekennzeichnete Warnhinweise bei sehr stark giftigen Substanzen, z. B. „Achtung, stark ätzend“, „Achtung, giftig“, „Achtung, gefährlich“.

Vergiftungsquelle Pflanzen

Bei Giftpflanzen reichen schon geringe Mengen aus, um schwere bis tödliche Vergiftungen herbeizuführen. Deshalb sollte bei Verdacht einer Aufnahme über den Mund (Verschlucken, Kauen) sofort ein Giftinformationszentrum kontaktiert werden. Ist dieses nicht umgehend erreichbar, sollte sofort ein Notarzt angerufen werden.

Die App stellt in der Rubrik „Pflanzen“ neben Erste-Hilfe-Maßnahmen auch das Vergiftungsbild der jeweiligen Pflanze vor. Zur Veranschaulichung und ggf. zum Abgleich bei Unsicherheiten ist zusätzlich ein Bild im jeweiligen Pflanzenportrait hinterlegt. Rote Warnhinweise wie „Achtung: stark giftige Pflanze“ oder „Verwechslungsgefahr mit Herbstzeitlose, Maiglöckchen“ kennzeichnen besonders giftige Pflanzen.

Vorbeugende Maßnahmen

Neben den möglichen Gefahrenquellen macht die App auch auf Maßnahmen zur Vermeidung von Vergiftungen aufmerksam. Sie nennt allgemeine Tipps wie beispielsweise:

  • Produkte schon beim Einkauf auf Gefahrenhinweise prüfen.
  • Medikamente und gefährliche Haushaltschemikalien in hohen, für das Kind unerreichbaren Fächern oder abschließbaren Schränken lagern.
  • Kinder frühzeitig über mögliche Gefahren im Haushalt aufklären.
  • Umfüllen von Haushaltschemikalien in Lebensmittelgefäße wie z. B. Getränkeflaschen vermeiden.
  • Chemische Produkte nach dem Gebrauch direkt verschließen und kindersicher verstauen (s. o).

Ebenso liefert die App Hinweise darauf, was in einer Hausapotheke für den Fall von Vergiftungen und Verätzungen enthalten sein sollte.  

Gefährdungspotenzial auf einen Blick

Gefährliche Eigenschaften von Haushaltschemikalien werden auf den Verpackungen mit rot-weißen Gefahrenpiktogrammen, Gefahrenhinweisen (H-Sätze) und Sicherheitshinweisen (P-Sätze) gekennzeichnet. Die App listet einige dieser Gefahrensymbole auf und zeigt, bei welchen Produkten/Substanzen sie vorkommen bzw. was sie jeweils bedeuten.

Absetzen eines Giftnotrufs

Für akute Unfälle bietet die App sogar die Möglichkeit, rund um die Uhr direkt einen Notruf abzusetzen. Per GPS-Ortung wird das jeweils zuständige Giftinformationszentrum angewählt. Dadurch bietet die App neben Informationen und Prävention auch akute Hilfe für den Notfall. Dennoch kann die App im Ernstfall keine ärztliche Beratung ersetzen – darauf weist das BfR auf seiner Homepage ausdrücklich hin.

Gut zu wissen: App erhielt Deutschen Preis für Onlinekommunikation

Die BfR-App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“ wurde im August 2013 als erste App des BfR veröffentlicht. 2014 erhielt die Anwendung zudem den Deutschen Preis für Onlinekommunikation in der Kategorie „Mobile und Apps“. Ende 2018 wurde die App durch das BfR technisch aktualisiert und inhaltlich erweitert, so wurden z. B. alle Pflanzen der offiziellen Liste giftiger Pflanzenarten mit Bildern ergänzt.

Die App des BfR steht für die Betriebssysteme iOS und Android im jeweiligen App-Store kostenlos zum Download zur Verfügung. Einmal installiert, kann die BfR-App auch ohne Internetzugang genutzt werden. Die wichtigen Informationen stehen somit jederzeit und überall zur Verfügung, egal ob auf Reisen, auf dem Spielplatz oder zu Besuch bei den Großeltern. Quellen: https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2018/36/vergiftet__die_bfr_app_fuer_den_notfall-206646.html; https://www.lak-bw.de/news-einzelansicht/artikel/bfr-app-vergiftungsunfael.html?cHash=0ee38f929184dfd3b07738f702229e7f&L=0