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Vergiftung bei Kindern vor allem durch Arzneimittel

Kind greift nach Tabletten
Bei Arzneimitteln sollte auf die richtige Dosis bei Kindern geachtet werden. | Bild: Вячеслав Думчев / AdobeStock

Für seine bei der „American Academy of Pediatrics“ veröffentlichte Untersuchung nutzte ein Forschungsteam des „Children’s Hospital of Philadelphia“ die Datensätze des National-Fatality-Review-Case-Reporting-Systems. Sie filterten diese Datenbank nach Vergiftungen, Überdosierungen und akuten Intoxikationen bei Kindern im Alter von ≤ 5 Jahren im Zeitraum 2005 bis 2018. Für diese Suchkriterien fanden sie 731 Fälle aus 40 US-Bundesstaaten. 

Wenngleich die Meldungen in diese Datenbank gemäß Studienautoren von sogenannten Child-Death-Review-Teams freiwillig und anhand lokaler Vorgaben erfolgen, ließen sich doch einige interessante Schlussfolgerungen ziehen.

Mehrheit der Vergiftungsfälle ereignete sich zu Hause

Die meisten Vergiftungen (444 von 682 dokumentierten Fällen, 65 Prozent) fanden zu Hause statt. Besonders oft waren Kinder im ersten Lebensjahr betroffen: 42 Prozent der Fälle ereigneten sich bei Kindern vor ihrem ersten Geburtstag. 

In zwei Drittel der Fälle (428 von 631 dokumentierten Fällen, 67,8 Prozent) befand sich das Kind zum Vergiftungszeitpunkt unter Aufsicht seiner biologischen Eltern.

Welche Arzneimittel führten am häufigsten zu Vergiftungen?

Arzneimittel waren die mit Abstand häufigste Vergiftungsursache. Auf Platz eins lagen hierbei Opioide mit 346 Fällen (47,3 Prozent). Die Forscher verzeichneten hierbei einen Zuwachs von 24 Prozent im Jahr 2005 auf 52 Prozent im Jahr 2018, den sie als direkte Auswirkung der US-Opioidkrise auf Kinder interpretieren. 

Auf Platz zwei folgte die Gruppe der nicht verschreibungspflichtigen Schmerz-, Erkältungs- und Allergiepräparate, mit Wirkstoffen wie beispielsweise Paracetamol, Ibuprofen, Diphenhydramin oder Dextromethorphan. Diese kosteten 108 Kindern (14,8 Prozent) das Leben. 

Mit 104 Todesfällen (14,2 Prozent) stellten illegale Drogen die dritthäufigste Todesursache dar, gefolgt von sonstigen Arzneimitteln (darunter Antidepressiva) und Kohlenstoffmonoxid (71 und 47 Fälle).

Wie kam es zu diesen Vergiftungen?

Die Vergiftungsumstände waren in 531 Fällen (72,6 Prozent) dokumentiert worden: 

  • Eine versehentliche Überdosierung eines Arzneimittels lag in 40,7 Prozent der Fälle vor (216 der 531 dokumentierten Fälle). 
  • In 17,9 Prozent der Fälle (95 der 531 dokumentierten Fälle) muss eine absichtliche Vergiftung des Kindes angenommen werden. 

Die verbleibenden Fälle waren auf verschiedene andere Ursachen zurückzuführen, die in der Veröffentlichung nicht aufgeschlüsselt werden.

Denkbar wäre auch ein versehentliches Verschlucken von nicht sicher verwahrten Arzneimitteln durch die Kinder. Wenngleich die Veröffentlichung hierzu keine Angabe macht, hat sie doch aufschlussreiche Daten über den Aufbewahrungsort und Verpackungszustand der betroffenen Präparate gesammelt. 

Frei zugänglich wurden demzufolge 60,9 Prozent der Präparate aufbewahrt. Mehr als jedes vierte Präparat (28,4 Prozent) wurde hierbei nicht in der Originalverpackung gelagert. Ein versehentliches Verschlucken erscheint vor diesem Hintergrund also durchaus plausibel.

Beratung zu Dosierung und Aufbewahrung von Arzneimitteln wichtig

Durch die eingangs erwähnte nicht verpflichtende und nicht einheitliche Meldung von Vergiftungsfällen an die ausgewertete US-Datenbank konnten die Forscher mit ihrer Arbeit kein vollständiges Bild der aktuellen Situation in den USA zeichnen. Darüber hinaus lässt sich die Lage nicht auf Europa oder Deutschland übertragen. 

Dennoch führen solche Ergebnisse einmal mehr vor Augen, wie wichtig die Beratung von Eltern, Großeltern und anderen Bezugspersonen ist, die Arzneimittel bei sich selbst oder bei Kindern anwenden. 

Insbesondere bei den oben genannten kritischen Arzneimitteln sollte die korrekte Aufbewahrung und richtige Dosierung genau erklärt werden, um Vergiftungsfälle zu verhindern.