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Sechs Mythen über Pollen-Allergie

Ast mit Kätzchen, Pollen wehen in der Luft
Mit dem Frühling nehmen die Pollen in der Luft zu. Viele Allergiker leiden dann unter typischen Allergie-Symptomen wie juckende Augen und laufende Nase. | Bild: Alkimson / AdobeStock

Mit dem Aufblühen der Natur rückt ein Thema wieder in den Vordergrund: Allergien und ihre Behandlung. Gerade im Frühling, wenn besonders viele Pollen in der Luft sind, leiden viele Betroffene unter den Symptomen: Häufig hat man es mit tränenden und gereizten Augen zu tun, muss niesen oder die Nase läuft. 

Wer solche Anzeichen einer Allergie zum ersten Mal bemerkt, sollte beim Hausarzt abklären lassen, ob man wirklich allergisch ist und wogegen. Allergien können in jedem Alter neu auftreten, vor allem die landläufig als Heuschnupfen bezeichnete Pollen-Allergie ist dafür ein gutes Beispiel. 

Gerade wer zum ersten Mal betroffen ist und sich über Allergien informieren möchte, stößt dabei zwar auf viele hilfreiche Informationen, aber auch auf viele hartnäckige Allergiemythen. Wir haben sechs Mythen für Sie unter die Lupe genommen. Was stimmt und welche Behauptung ist falsch?

Mythos 1: Die Pollensaison beginnt im Frühjahr

Nicht unbedingt.

Im Frühjahr nehmen die Pollenmengen zu. Das ruft bei vielen Heuschnupfen-Geplagten Beschwerden hervor. Doch von einem definierten Beginn der Pollensaison kann man kaum mehr sprechen. Aufgrund des Klimawandels und der oft milden Winter haben Pollen fast das ganze Jahr über Saison. Haselpollen wird mitunter schon um die Weihnachtszeit freigesetzt.

Mythos 2: Heuschnupfen ist harmlos

Nicht unbedingt.

Heuschnupfen – das klingt eher harmlos. Entsprechend wird dieses Beschwerdebild oft nicht allzu ernst genommen. Und manche Allergiker lehnen es auch ab, die Symptome medikamentös zu behandeln. 

Doch den Betroffenen sollte man klar machen, dass es nicht sinnvoll ist, die lästigen Beschwerden heldenhaft zu erdulden. Denn eine vermeintlich harmlose allergische Rhinitis kann im Laufe der Zeit ernsthaftere Folgen haben. 

So entwickelt sich bei circa 40 Prozent der unbehandelten Pollenallergiker nach mehreren Jahren ein allergisches Asthma. Außerdem kann mit der Zeit die Zahl der Allergie-Auslöser zunehmen. Zum Heuschnupfen gesellt sich dann möglicherweise noch eine Hausstaubmilben-Allergie. Noch dazu hat eine durch Heuschnupfen gereizte Nasenschleimhaut weniger Abwehrkraft gegen Infektionserreger.

Mythos 3: Allergien treten plötzlich auf

Stimmt nicht.

Für die meisten Menschen kommt eine Allergie überraschend. Allerdings steht davor ein längerer Prozess. Denn bevor eine allergische Reaktion auftreten kann, muss es erst zur Sensibilisierung kommen.

Besteht bei einer Person eine allergische Veranlagung, werden bei Allergen-Kontakt B- und T-Zellen mobilisiert. Die B-Zellen bilden zur Abwehr der vermeintlich gefährlichen Substanz spezifische Antikörper (bei Pollenallergie IgE-Antikörper). 

Ab einem gewissen Sensibilisierungsgrad kann es zu allergischer Symptomatik kommen. Bei einem Heuschnupfen führt die Antigen-Antikörper-Reaktion dann zur Freisetzung größerer Mengen von Histamin aus den Mastzellen. 

Mythos 4: Allergien werden vererbt

Stimmt teilweise.

Die Gene spielen tatsächlich eine wichtige Rolle bei Allergien. Das höchste Allergierisiko (> 60 Prozent) haben Kinder, deren beide Elternteile Allergiker sind. Allerdings entwickeln Kinder nicht automatisch dieselbe Allergie wie ihre Eltern. 

Unabhängig von der Vererbung nehmen Allergien seit einigen Jahrzehnten zu. Luftverschmutzung, Klimaveränderungen und verbesserte Hygiene werden als mögliche Ursachen diskutiert.

Mythos 5: Nach einer Hyposensibilisierung ist die Allergie ganz weg

Nicht unbedingt.

Gerade bei einer stark belastenden Pollen-Allergie kann eine Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) sinnvoll sein – auch um die Ausbildung eines Asthmas sowie Neusensibilisierungen zu verhindern. 

Das Immunsystem wird bei dieser Therapie über einen längeren Zeitraum allmählich an das Allergen gewöhnt. Im Idealfall reagiert es später gar nicht mehr darauf. Manchmal werden die Beschwerden jedoch nur gemindert. Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Besteht eine Allergie noch nicht so lange, sind die Chancen meist gut.

Mythos 6: Klimawandel erhöht Pollenkonzentration

Stimmt.

Bedingt durch den Klimawandel sorgen die höheren Temperaturen dafür, dass Bäume und Gräser früher blühen und der Pollenflug insgesamt länger anhält. Drei Viertel der wilden Pflanzenarten treiben heute früher aus als vor der Jahrtausendwende. 

In milden Wintern beginnt der Pollenflug manchmal bereits im Dezember, wenn die ersten Haselsträucher blühen. Inzwischen endet die Pollensaison erst im Herbst, weil Spätblüher-Pollen von Beifuß und Spitzwegerich lange aktiv sind. 

Neu vorkommende Pflanzen stellen eine zusätzliche Belastung dar. Ein bekanntes Beispiel ist die hochallergene Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia), die sich bei uns stark ausbreitet. Bis zum ersten Frost produziert sie große Pollenmengen und sorgt damit für eine Verlängerung der Heuschnupfenzeit.

Zum anderen ist CO₂ ein Wachstumsfaktor für die Pflanzen und die erhöhten Werte führen zu einer erhöhten Pollenproduktion. Quellen: Debeka Krankenversicherungsverein a. G.; Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB); Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst; Ärzteverband Deutscher Allergologen e.V. (AEDA)  

Gut zu wissen: Bewährte Tipps für den Alltag

Im Beratungsgespräch kann man Pollenallergikern einige bewährte Verhaltenstipps nennen:

  • Tageskleidung nicht ins Schlafzimmer legen.
  • Haare vor dem Zubettgehen waschen.
  • Wäsche nicht im Freien zum Trocknen aufhängen.
  • Teppiche und Polstermöbel regelmäßig absaugen. Staubsauger mit speziellem Feinstaubfilter (Hepa-Filter) verwenden.
  • Regelmäßig Nasendusche einsetzen.
  • Sonnenbrille, FFP2-Masken, Pollenschutzgitter für Wohnungsfenster und Pollenfilter im Auto reduzieren die Belastung.