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Kinderarzneimittel: Paracetamol für Kinder: Als Saft oder Zäpfchen?

Bei Paracetamol-Säften muss auf die Hilfsstoffe geachtet werden. Zäpfchen gegen Schmerzen können mit einer erhöhten Initialdosis gegeben werden. | Bild: Schelbert / PTAheute

Ob gegen Schmerzen oder Fieber, als Saft oder Zäpfchen: Paracetamol haben wohl alle Eltern in ihrer Hausapotheke. Korrekt dosiert ist es sicher und wirksam – allerdings müssen Überdosierungen unbedingt vermieden werden. Das gilt auch für kritische Hilfsstoffe wie Propylenglycol.

Ab Geburt geeignet

Bei Kindern gibt es zahlreiche Ursachen für Fieber: Sei es ein grippaler Infekt, Zahnungsbeschwerden oder eine Impfung. Bei Schmerzen und Fieber kommt – neben Ibuprofen – am häufigsten Paracetamol zum Einsatz, und zwar sowohl auf ärztliche Verordnung als auch in der Selbstmedikation. Paracetamol darf bereits ab Geburt angewendet werden und ist in den kinderfreundlichen Darreichungsformen Saft, Suppositorien oder für größere Kinder als Direktgranulat auf dem Markt.

Auf die genaue Dosierung achten

Üblicherweise wird Paracetamol nach Körpergewicht dosiert: 10 bis 15 mg/kg Körpergewicht (KG) als Einzeldosis, eine Wiederholung ist nach sechs bis acht Stunden möglich. Bei Zäpfchen sollte die Dosis auf die am besten passende Stärke gerundet werden. Ergibt sich daraus eine eigentlich zu niedrige Einzeldosierung, ist die Tagesdosis auf vier statt drei Dosen aufzuteilen.

Als maximale Tagesdosis werden üblicherweise 60 mg/kg KG angegeben. Teilweise finden sich in der Literatur sogar Tageshöchstdosen bis 90 mg/kg KG nach operativen Eingriffen. Überdosierungen müssen jedoch unbedingt vermieden werden! Denn Einzeldosen ab 140 mg/kg KG führen zu Leberzellnekrosen und enden schlimmstenfalls tödlich.

Selbst wiederholte Tagesdosen zwischen 60 und 90 mg/kg KG können durch einen reduzierten Glutathion-Vorrat bei einigen Kindern Vergiftungssymptome auslösen. Antidot der Wahl bei einer Intoxikation ist Acetylcystein. Grundsätzlich sollte Paracetamol ohne ärztlichen Rat nicht länger als drei Tage angewendet werden.

Paracetamol als Saft oder lieber als Zäpfchen?

Die Magenentleerung von Säuglingen ist in den ersten sechs bis acht Lebensmonaten verzögert. Sind Zäpfchen also die bessere Wahl? Das kann man so nicht sagen, denn während orale Dosen nahezu vollständig resorbiert werden, sind es bei rektaler Anwendung nur 68 bis 88 Prozent. Außerdem werden maximale Plasmakonzentrationen bei Zäpfchen erst nach drei bis vier Stunden, gegenüber 30 bis 60 Minuten nach oraler Einnahme, erreicht.

Der Wirkeintritt korreliert zwar nicht mit dem Blutspiegel, sondern am ehesten mit dem Wirkspiegel der Zerebrospinalflüssigkeit. Dennoch ist es in der Praxis möglich, dass Zäpfchen langsamer wirken oder womöglich gar nicht die nötigen Wirkspiegel erreichen, die für eine rasche und adäquate Schmerzlinderung – nicht Fiebersenkung! – nötig sind. 

Bei Zäpfchen höhere Initialdosis geben gegen Schmerzen

Denn in der Literatur finden sich Hinweise, dass eine Analgesie (Schmerzlinderung) doppelt so hohe Wirkspiegel erfordert wie die Fiebersenkung. Einige Autoren empfehlen daher bei rektaler Anwendung gegen Schmerzen eine höhere Initialdosis als „Loading-Dose“.  

Auch das Kinderformularium empfiehlt bei starken akuten Schmerzen beziehungsweise postoperativ eine höhere Initialdosis, gefolgt von niedrigeren Erhaltungsdosen – und zwar nur bei rektaler Anwendung, nicht bei oraler Gabe. Ein solches Therapieregime sollte aber – ebenso wie ein Wechsel zwischen Paracetamol und Ibuprofen – explizit vom Arzt angeordnet beziehungsweise individuell besprochen werden.  

Geht es um Fiebersenkung oder leichte Schmerzen in der Selbstmedikation, scheinen die Unterschiede in der Praxis jedoch vernachlässigbar. Die meisten Quellen differenzieren ohnehin nicht zwischen der Indikation und zudem äußern Eltern meist eine klare Präferenz gegenüber oraler oder rektaler Gabe.

Paracetamol als Saft: Auf Hilfsstoffe und Kindesalter achten

Die Auswahl des passenden Paracetamol-Safts sollte nicht nur Rabattverträge und Geschmacksvorlieben, sondern auch das Alter des Patienten berücksichtigen. Denn einige Firmen (AL, Hexal und 1A-Pharma) verwenden in ihren Präparaten Propylenglycol und beschränken die Tagesgesamtdosis daher auf maximal 1 Messlöffel pro Tag bei Kindern unter einem Jahr. 

Zudem sind diese erst ab 8 kg Körpergewicht sowie 6 Monaten zugelassen, während beispielsweise der propylenglycolfreie Ben-u-ron®-Saft bereits ab 3 kg angewendet werden darf. Er enthält jedoch Benzoate, die ebenfalls kritisch sind. Alle Parabene in Summe sollten 10 mg/kg pro Tag nicht überschreiten. 

Zur Erinnerung: Das Problem mit Propylenglycol 

Bei Kindern unter vier Jahren sollte Propylenglycol möglichst nicht oder nur sehr niedrig dosiert verwendet werden. Einerseits ist die Blut-Hirn-Schranke in diesem Alter noch nicht voll entwickelt und durchlässiger, sodass zentrale Nebenwirkungen möglich sind. Andererseits bauen sie Propylenglycol deutlich langsamer (durch Alkohol- und Aldehyddehydrogenasen) ab, sodass sich Abbauprodukte ansammeln können. Schlimmstenfalls drohen Herzrhythmusstörungen, Leberschäden bis hin zu Todesfällen. 

Vorsicht ist insbesondere dann erforderlich, wenn gleichzeitig mehrere Arzneistoffe mit Propylenglycol oder Alkohol eingenommen werden. Das gilt auch für großflächige topische Anwendung auf der Haut oder bei Verbrennungen.

Auch der Hersteller Ratiopharm kommt ohne Propylenglycol aus, verwendet jedoch Macrogol und Glycerol. Kleinkinder und Säuglinge reagieren besonders empfindlich auf solche osmotisch wirksamen Substanzen, sodass der Stuhl weicher werden könnte.

Viele weit verbreitete Hilfsstoffe bereiten in pädiatrischen Arzneistoffen Probleme. Parabene, Benzoate, Süßstoffe sowie osmotisch wirkende Substanzen sind nur einige von ihnen. Propylenglycol wird gerne als Lösungsvermittler eingesetzt, da der süße Eigengeschmack nebenbei einen bitteren Geschmack von Arzneistoffen kaschiert. 

Eine gute Übersicht über problematische Hilfsstoffe in der Pädiatrie bietet das Kinderformularium

Was tun bei fiebernden Kindern?

Um die Immunabwehr zu steigern, kommt es bei Infekten zu einer physiologischen Sollwertverstellung der Körpertemperatur. Fieber ist somit per se also nichts Schlechtes. Grundsätzlich müssen Eltern bei Fieber daher nicht sofort zu Medikamenten greifen, sondern sollten genau auf den Zustand des Kindes achten. Leidet es sehr? Trinkt es genug? Hausmittel wie ein feuchtwarmer Wadenwickel können zum Einsatz kommen. Diesen sollten Eltern jedoch nur anwenden, wenn die Extremitäten warm sind.

Wirkt ein Kind schwerkrank, trinkschwach und gar lethargisch, muss es rasch von einem Arzt untersucht werden. Bei Säuglingen unter drei Monaten sollte Fieber immer abgeklärt werden. Das gilt ebenso für Babys unter einem Jahr, die länger als einen Tag fiebern.

Bei Kleinkindern ab einem Jahr mit sonst gutem Eindruck dürfen Eltern bei Fieber ruhig zwei oder drei Tage warten, ehe sie den Infekt abklären lassen. Falls es in der Vergangenheit zu einem Fieberkrampf kam, legt der Kinderarzt das individuelle Vorgehen fest.

Gut zu wissen: Hohe Temperatur oder Fieber?

Je nach Körpertemperatur sprechen Ärzte von

  • subfebriler Temperatur ab 37,5 °C,
  • Fieber ab 38 °C,
  • hohem Fieber ab 39 °C.