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Engpass bei Cotrimoxazol: Einzelimport nun möglich

Zwei Flaschen Cotrimoxazol
Der Lieferengpass für die Wirkstoffkombination Sulfamethoxazol und Trimethoprim könnte noch bis Mitte 2023 dauern. | Bild: Wirestock Creators / AdobeStock

Neun Einträge listet derzeit die Lieferengpass-Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu der Wirkstoffkombination aus Sulfamethoxazol und Trimethoprim (Cotrimoxazol). Der erste dieser Engpässe hat demnach bereits im Februar dieses Jahres begonnen, der letzte am 18. August (Stand 10. Oktober 2022). 

Variierende Begründungen für Engpässe 

Schon im Februar wurden als Grund für den Engpass „Probleme beim sonstigen Hersteller“ angegeben. Dabei geht es um „Eusaprim K 200 mg/5 ml + 40 mg/5 ml Suspension für Kinder“. In der Meldung vom August für „Cotrim-ratiopharm 400 mg/80 mg Tabletten“ und „Cotrim-ratiopharm 400 mg/5 ml + 80 mg/5 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung“ schreibt Teva von Problemen in der Herstellung. In der Meldung zu „Cotrim K-ratiopharm 200 mg/5 ml + 40 mg/5 ml Suspension zum Einnehmen“ und „Cotrim E-ratiopharm 400 mg/5 ml + 80 mg/5 ml Suspension zum Einnehmen“ vom Mai 2022 ist von Problemen bei der Chargenprüfung die Rede und für „Eusaprim forte 800 mg/160 mg Tabletten“ gibt Aspen Pharma als Grund die „Änderung des Herstellverfahrens“ an. Die Aliud Pharma GmbH hingegen schrieb im Juli lediglich von einer erhöhten Nachfrage für ihr Präparat „Cotrimoxazol Al forte“ und „Cotrimoxazol Al“.

Lieferengpass könnte bis Mitte 2023 anhalten

Damit ist nicht mehr nur der „Cotrim-Saft“ knapp, wie PTAheute bereits im Juli berichtete. Wie die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) nun mitteilt, besteht derzeit in Deutschland ein Lieferengpass für „Cotrimoxazol (Sulfamethoxazol und Trimethoprim)-haltige Arzneimittel diverser Hersteller, sowohl als Tabletten als auch Suspension zum Einnehmen“. Laut den betroffenen Firmen werden die Engpässe bis Ende 2022 oder sogar Mitte 2023 anhalten.

Cotrimoxazol: Einzelimport für Apotheken erlaubt

Das BfArM habe nun via E-Mail-Korrespondenz mitgeteilt, dass Apotheken in Deutschland über den Einzelimport gemäß § 73 Absatz 3 Arzneimittelgesetz ein Kontingent an ausländischer Ware beziehen können. „Dies geschieht über den Weg der internationalen Apotheken“, heißt es. Die Maßnahme betreffe insbesondere die Lösung zum Einnehmen sowie die Injektionslösung der Firma Eumedica. Diese seien in den Aufmachungen Englisch/Arabisch, Norwegisch, Französisch, Englisch/Russisch, Niederländisch, Serbisch sowie Griechisch für den Import nach Deutschland verfügbar.  

Die AMK selbst bittet jetzt Apotheken, diese Möglichkeit der Versorgung zu bedenken und Patienten sowie belieferte Institutionen angemessen zu informieren.

Gut zu wissen: Wann wird Cotrimoxazol verordnet?

Laut AMK ist die Antibiotika-Fixkombination aus Sulfamethoxazol und Trimethoprim bei einer Vielzahl von Infektionen indiziert. Dazu zählen u. a.

  • Infektionen der oberen und unteren Atemwege, 
  • HNO-Infektionen (ausgenommen Streptokokken-Angina),
  • Infektionen der Nieren und der ableitenden Harnwege.

Die Kombination ist in der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu finden. 

Es ist nicht das erste Mal, dass Cotrimoxazol in Deutschland knapp wird. Im März 2020 veröffentlichte deshalb die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) Empfehlungen zur Prophylaxe und Therapie von Infektionen in der Hämatologie und Onkologie, die das BfArM online bereitstellt. Quelle: AMK