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Protest in Stuttgart: „Morgen Apotheke weg“

Apotheken-Protestmarsch in Stuttgart
Tausende Angestellte aus Apotheken in Bayern und Baden-Württemberg protestierten in Stuttgart. | Bild: Borsch / DAZ

Mehrere Tausend Apothekenmitarbeiter aus Bayern und Baden-Württemberg hatten sich gestern auf dem Stuttgarter Schlossplatz zusammengefunden und gegen die Gesundheitspolitik protestiert. Zu diesem Zweck blieben in Süddeutschland tausende Apotheken geschlossen.

Warnweste: „Apotheken stärken. Jetzt!“

Die ersten Stände des Weihnachtsmarktes waren schon auf dem Stuttgarter Schlossplatz aufgebaut. Es roch nach Bratwurst und Glühwein und im Hintergrund stand ein Riesenrad. 

Doch an den vermeintlichen Besuchern des Weihnachtsmarktes um 11 Uhr gestern Vormittag fiel ein Detail auf: Sie alle trugen die gleiche, weiße Warnweste mit dem Schriftzug „Apotheken stärken. Jetzt!“, eine Parole, die man im Laufe des Mittags noch oft lauthals herausgerufen hören sollte. 

Denn wenngleich sich der eine oder die andere tatsächlich an den Buden stärkte: Der Weihnachtsmarkt war nicht der Grund, weshalb die Apothekenteams aus ganz Süddeutschland angereist waren. Vielmehr waren sie gestern hier, um ihre Unzufriedenheit mit der Lauterbach’schen Gesundheitspolitik laut und deutlich kundzutun.

Ohne öffentliche Apotheken droht der Super-GAU

Bis zum Start der Veranstaltung riss der Zustrom von Besuchern nicht ab. Mit 4.000 Personen hatte man gerechnet. Die mitgebrachten 4.000 Warnwesten waren jedoch am Ende der Veranstaltung restlos ausgegeben – gut möglich also, dass sogar mehr Fachkräfte aus den Apotheken und Arztpraxen vor Ort gewesen sind.

„A für Ausbeutung, P für Protest, O für Ohnmacht, T für Tragödie, H für Hungerlohn, E für Engpass, K für Katastrophe, E für Ende.“ 

 Schild des Teams der Apotheke im Schick-in aus Achern

Das Schild des Teams der Apotheke im Schick-in aus Achern fasste zusammen, warum die Apothekenteams aus Baden-Württemberg und Bayern gestern in Stuttgart zusammenkamen. 

Die Protestierenden forderten eine „faire Vergütung ihrer Leistungen“, „die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze“, „die Stärkung der Apotheke vor Ort“, sie schlugen „Alarm, Apotheke vor Ort hat keine Kraft mehr!“ Eine Apothekerin aus Nussloch sagte den Kollegen von der Deutschen Apotheker Zeitung, dass sie unbedingt die öffentliche Apotheke erhalten möchte, sonst befürchte sie den Super-GAU. „Lass uns nicht ausbluten“ stand auf einem Plakat, darum herum stand ein Apothekenteam mit blutverschmierten Kitteln, auf einem ist das Apotheken-A gerade noch zu erkennen. 

Vom Mediverbund hatte sich ein Protestierender als Karl Lauterbach verkleidet, er trug das Kostüm eines Totengräbers, um ihn hatte sich die Trauergesellschaft in Schwarz versammelt, mit Sarg und Trauerkranz. Das Statement „Traurig nehmen wir Abschied von der ambulanten Versorgung“ zeigte auf, wohin die derzeitige Gesundheitspolitik ihrer Meinung nach führt. 

Doch trotz der gebastelten Särge, Totenkreuze und -kränze, auf dem Schlossplatz war es nicht still. Die Menge tobte, pfiff, war laut und protestierte: „Keine Honorarerhöhung seit 10 Jahren, PFUI!“, „Kaum ist die Pandemie vorbei, gehen wir der Regierung am A… vorbei!“, „Wir dürfen nicht ins Gras beißen“, „Apotheken stärken jetzt. Es ist bereits 5 nach 12!“

Protest „mit kalten Füßen und heißen Herzen“

Beim Veranstaltungsstart um 12 Uhr waren es gerade einmal 3 Grad, doch die Gesundheitsberufler hatten mit Thermoskannen, langen Unterhosen und verschiedenen Lutschpastillen aus dem Apothekensortiment vorgesorgt und so herrschte dennoch ausgelassene Stimmung. 

Das lag nicht zuletzt an Moderator Frank Eickmann, stellvertretender Geschäftsführer und Pressesprecher des LAV Baden-Württemberg, der immer wieder zu Sprechchören aufrief. Neben „Apotheken stärken. Jetzt!“ war auch die bei Demonstrationen der Fridays For Future beliebte Parole „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!“ oft zu hören.

„Mit kalten Füßen und heißen Herzen“ waren die Apotheker, PTA und PKA zusammengekommen, da es bereits „fünf nach zwölf für die Deutsche Apothekerschaft“ sei, so Eickmann zur Eröffnung. Die Demonstrierenden erwartete ein zweistündiges Bühnenprogramm, das immer wieder von Musikeinspielungen und der Aufforderung sich warmzutanzen unterbrochen wurde. Einer Einladung, der die Teilnehmer gerne Folge leisteten.

Als Eickmann das Publikum nach mehr als zwei Stunden verabschiedete, hielt er alle Teilnehmenden an, die Westen, Schilder und Plakate mit nach Hause zu nehmen und für die Dekoration der Apothekenschaufenster weiterzuverwenden. Die Parole „Apotheken stärken. Jetzt!“ dürfte also in den nächsten Wochen vielerorts im Süden präsent bleiben. Den vollständigen Artikel finden Sie hier:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/11/22/mit-kalten-fuessen-und-heissem-herzen