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BfR: Wechselwirkung zwischen Vitamin D und K

Wie sinnvoll ist die Kombination aus Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin D und Vitamin K? | Bild: IMAGO / Pond5 Images

Die unkontrollierte Einnahme hoher Vitamin-D-Dosen steht immer wieder in der Kritik – sei es beispielsweise durch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) oder durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). So finden sich auf der Webseite des BfR aktuell drei Stellungnahmen zu Vitamin D – zwei aus dem Jahr 2023 und eine von 2020. 

Die generelle Botschaft des BfR lautete 2020, dass die Einnahme hochdosierter Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmittel (NEM) für die Allgemeinbevölkerung unnötig und sogar nachteilig sein kann. Zu den hochdosierten Präparaten zählt das BfR Vitamin-D-Dosierungen ab 2.000 IE (50 µg).

In der Stellungnahme vom Oktober 2023 heißt es entsprechend:

„Wer Vitamin D ergänzen möchte, sollte auf Nahrungsergänzungsmittel mit bis zu 20 µg Vitamin D (800 Internationale Einheiten) pro Tag zurückgreifen, da diese Dosis auch bei einer langfristigen Einnahme und unter Berücksichtigung weiterer Vitamin-D-Quellen (z. B. angereicherte Lebensmittel) nicht mit gesundheitlich bedenklichen Effekten verbunden ist. Mit dieser Dosis lässt sich gänzlich ohne Sonnenbestrahlung der Haut im Allgemeinen eine adäquate Vitamin-D-Serumkonzentration von 50 nmol/l (20 ng/ml) erreichen.“

 

BfR-Stellungnahme 055/2023, 31. Oktober 2023

BfR warnt vor Wechselwirkung mit Vitamin K

In einer weiteren Stellungnahme vom Dezember 2023 geht das BfR nun auf eine weitere Frage ein, die Apothekenmitarbeitenden in der Praxis sicherlich häufig begegnet: Wie sinnvoll ist die Kombination von Vitamin D mit Vitamin K?

Auch wenn laut BfR hochdosierte Vitamin-D-haltige Nahrungsergänzungsmittel „oft mit Vitamin K, insbesondere Vitamin K2, kombiniert“ werden, sei nicht klar, wie sich die Interaktion dieser beiden Vitamine auf die Gesundheit auswirkt. Für eine zuverlässige Risikobewertung sollen zudem nicht genügend Daten vorliegen. Allerdings warnt das BfR konkret vor Arzneimittel-Wechselwirkungen mit Vitamin K:

„Zu beachten ist, dass Vitamin K (sowohl Vitamin K1 als auch K2) die therapeutische Wirkung von bestimmten blutgerinnungshemmenden Medikamenten (Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ) abschwächen kann. In Deutschland nehmen viele ältere Personen solche Medikamente zur Thrombose-Prophylaxe ein. Wer dies tut, sollte Vitamin-K-haltige Nahrungsergänzungsmittel nur unter ärztlicher Kontrolle einnehmen.“

BfR-Stellungnahme 065/2023, 7. Dezember 2023 

Gut zu wissen: Unterscheidung von Vitamin K1 und K2

„Vitamin K ist der Oberbegriff für eine Reihe von Verbindungen, die sich von 2-Methyl-1,4-Naphthochinon ableiten lassen und natürlicherweise als Vitamin K1 (Phyllochinon) und Vitamin K2 (Menachinone) vorkommen. 

Phyllochinon enthält eine Phytylgruppe und kommt insbesondere in grünen Pflanzen wie z. B. in Blattgemüse oder Brassica- (Kohl) Arten vor. Menachinone sind eine Gruppe von Verbindungen mit ungesättigten Isoprenoid-Seitenketten von unterschiedlicher Länge (MK-n) an der 3-Position des  2-Methyl-1,4-Napthochinons, die in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Käse und Eiern vorkommen (EFSA, 2017). 

Die meisten Menachinone (mit Ausnahme des kurzkettigen MK-4) werden von Bakterien produziert, einschließlich ausgewählter Darmbakterien; es ist jedoch noch unklar, inwiefern Letzteres für die Versorgung des Menschen mit Vitamin K relevant ist (Beulens et al., 2013, EFSA, 2017). […]  

MK-7 ist sehr viel besser bioverfügbar und hat eine längere Halbwertszeit als Vitamin K1 (etwa 3 Tage versus 1–2 Stunden) […] Insgesamt lässt sich aus den vorliegenden Daten ableiten, dass MK-7 in weitaus höherem Maße als Vitamin K1 vom Körper aufgenommen wird […].“

Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse

Eine Studie von 2013 zeigte laut BfR bereits unter Supplementierung von weniger als 10 µg/Tag Vitamin K2 (MK-7) eine signifikante Störung der Antikoagulationsempfindlichkeit. 

Weitere Studien kamen zu anderen Ergebnissen: In einer Studie von 2021 sollen sich bei jungen gesunden Erwachsenen keine negativen Auswirkungen einer 30-tägigen Supplementierung von 90 µg/Tag Vitamin K2 auf die Gerinnungsparameter gezeigt haben.

Vitamin-K-Dosis: Was empfiehlt das BfR?

Grundsätzlich empfiehlt das BfR, einem Nahrungsergänzungsmittel für Personen ab 15 Jahren nicht mehr als 80 µg Vitamin K1 bzw. nicht mehr als 25 µg Vitamin K2 pro Tagesdosis zuzusetzen. Es bestünden noch Unklarheiten über die Exposition gegenüber Vitamin K2 aus der üblichen Nahrung. 

Auch sei der physiologische Bedarf sowie der Normbereich der Serumkonzentrationen nicht geklärt. Es sei davon auszugehen, „dass die MK-7-Serumkonzentrationen bei hierzulande üblicher Ernährung unter 0,5 µg/l liegen – und eine (Langzeit-)Supplementierung von 100 µg/Tag MK-7 zu signifikanten Konzentrationssteigerungen auf Serumwerte zwischen 1 und 6 µg/l führen würde“.

Beispielsweise „Vitamin K & D“ von Pure Encapsulations enthält laut Herstellerangaben pro Kapsel 500 µg Vitamin K1 und 1.045 µg Vitamin K2 sowie 25 µg Vitamin D. Eine Kapsel soll alle zwei Tage zu einer Mahlzeit eingenommen werden. Vitamin D3 K2 von Hevert enthält in einer Kapsel 12,5 µg Vitamin D und 30 µg Vitamin K2 sowie Calcium und Magnesium. Hier lautet die Verzehrempfehlung jedoch zwei Kapseln pro Tag.  

Patienten sollten in der Apotheke folglich über die verschiedenen Zusammensetzungen der Präparate im Handel, deren Einnahmehinweise sowie über die Höchstmengenempfehlung des BfR informiert werden.

Vitamin K an drei physiologischen Prozessen beteiligt

Bislang wurden laut BfR drei physiologische Prozesse identifiziert, bei denen Vitamin-K-abhängige Proteine (VKDPs) eine Rolle spielen:

  • Blutgerinnung
  • Knochenstoffwechsel
  • Gefäßbiologie

Synergistische Effekte von Vitamin K und D ergeben sich laut BfR daraus, „dass die beiden fettlöslichen Vitamine eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Calciumhomöostase und der Knochenmineralisierung spielen“. Es lägen jedoch bislang kaum Daten aus Studien vor, in denen Vitamin D und Vitamin K2 zusammen verabreicht wurden. Schließlich sei die unter anderem im Internet kursierende Behauptung, dass Vitamin K2 dem Risiko einer Gefäßverkalkung durch hohe Vitamin-D-Einnahmen vorbeugen könne, bislang wissenschaftlich nicht belegt.

Insgesamt gibt es laut BfR derzeit keine Hinweise „auf gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Einnahme eines NEM mit 100 µg MK-7 pro Tagesdosis durch Erwachsene (ausgenommen die bekannte Interaktion mit Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ)“. Quellen:
- Internetauftritt des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zu Vitamin D, www.bfr.bund.de/de/a-z_index/vitamin_d-131896.html

- www.purecaps.net/produkte/vitamin-kd

- hevert.com/de/de/praeparat/vitamin-d3-k2-hevert-plus-calcium-und-magnesium-1000-ie-16336937