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Ashwaganda: Wie wirkt die Schlafbeere?

Ashwaganda als Kapseln, Pulver und Wurzel
Es gibt nur wenige Studien, die die Wirksamkeit von Ashwaganda belegen. | Bild: Eskymaks / AdobeStock

Withania somnifera („Ashwaganda“) zählt zu den Nachtschattengewächsen. Der bis zu zwei Meter hohe Strauch wächst bevorzugt an trockenen und warmen Standorten wie auf den Kanarischen Inseln, im Süden Afrikas, auf Sri Lanka und in Indien.

Die Blätter und Wurzeln werden in der ayurvedischen Medizin bei einer Vielzahl von Erkrankungen und Beschwerden verwendet. Die Pflanze beinhaltet Alkaloide, Flavonoide und Withanolide, denen antiinflammatorische und antiproliferative Effekte zugeschrieben werden.

In In-vitro- und In-vivo-Studien an Versuchstieren wurden entzündungshemmende und zellschützende Eigenschaften in Naturstoffen, die in der Schlafbeere enthalten sind, gefunden.

Nahrungsergänzungsmittel mit Ashwaganda-Extrakt deklarieren Hilfe bei Schlafproblemen und Nervosität. Die Studienlage zur Evidenz solcher Aussagen ist ungenügend. Es konnten aber durchaus positive Effekte der Schlafbeere beobachtet werden. Bei der Risikobewertung traten Fälle von Hepatitis auf.

Ashwaganda-Extrakt bei Schlafproblemen

Eine Metaanalyse, die 2021 in „Plos One“ erschien, begutachtete fünf Placebo-kontrollierte, randomisierte Studien aus Indien zur Wirksamkeit von Ashwaganda-Extrakt bei Schlafproblemen mit nervösen Unruhezuständen. Insgesamt nahmen über 400 Personen an den Studien teil, wovon nur 50 über 60 Jahre alt waren.

Demnach ist der Name Schlafbeere nicht ganz aus der Luft gegriffen: Der Wurzelextrakt hat laut dem Forschungsteam einen niedrigen, aber signifikanten Effekt auf den allgemeinen Schlaf und die Einschlafzeit. 

Erwachsene mit diagnostizierter Insomnie (Schlafstörung), die täglich > 600 mg Ashwaganda-Nahrungsergänzung über mindestens acht Wochen zu sich nahmen, hatten die größten positiven Auswirkungen auf Schlafqualität und Einschlafzeit zu verzeichnen. 

Auch die Review-Gruppe schlussfolgert, dass die Schlafbeere nervositätsmindernd wirken kann, aber keinen Einfluss auf die generelle Lebensqualität hat. Langzeitstudien mit großer Teilnehmerzahl sind nötig, um belastbare Ergebnisse zu liefern.

Erhöht Ashwaganda die Sauerstoffaufnahme?

Auf Packungen von Supplementen mit Blatt- oder Wurzel-Extrakt von Ashwaganda finden sich neben Begriffen wie „nervenstark“, „Schlaftrunk“ oder „relax forte“ auch oft Aussagen, die auf eine Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit abzielen.

In „Nutrients“ ist 2020 ein Review publiziert worden, der sich mit den Effekten auf die Lungenkapazität bei körperlicher Ertüchtigung durch die Einnahme von Schlafbeeren beschäftigt. Die fünf randomisiert kontrollierten Studien mit über 162 Teilnehmenden untersuchten den Einfluss von Ashwaganda-Supplementen auf den maximalen Sauerstoffverbrauch (VO2max). Dieser Wert gibt an, wie gut der Körper Sauerstoff transportieren und verwerten kann, und ist somit ein physiologischer Parameter für die Ausdauerleistung.

Die Ergebnisse: Die Schlafbeere scheint die maximale Sauerstoffaufnahme in Athleten und gesunden Nichtathleten zu erhöhen. Die tägliche Dosis variierte von 330 bis 1.000 mg. Ashwaganda erhöhte bei Athleten VO2max stärker als in Nichtsportlern. Das Forscherteam vermutet, dass die Wirkung mit der Aktivität verknüpft sein könnte. Da aber nur eine Handvoll Studien mit limitierter Probandenzahl examiniert wurden, ist weitere Forschung nötig, um evidenzbasierte Aussagen tätigen zu können.

Sind Nahrungsergänzungsmittel mit Ashwaganda unbedenklich?

Eine prospektive Open-Label-Studie zur Toxikologie von Withania somnifera mit 18 unter 30-Jährigen fand während einer Dosissteigerung über 30 Tage nur bei einem Probanden Nebenwirkungen (halluzinogene Effekte und Schwindel). 

Die Organfunktionen und sportlichen Leistungstests waren vor und nach der Untersuchung zum Sicherheitsprofil der Schlafbeere unverändert. Auch andere Studien, die in den beschriebenen Reviews genannt werden, fanden keine oder leichte Nebenwirkungen wie gesteigerten Appetit oder vergrößerte Libido.

Allerdings nahmen an den Studien für gewöhnlich weit weniger als 100 gesunde Individuen teil. Außerdem erstreckte sich der Einnahmezeitraum des Schlafbeeren-Präparates nur über einige Wochen. Seltenere unerwünschte Wirkungen oder Interaktionen mit Arzneimitteln können auf diese Weise nicht entdeckt werden.

Hepatitis unter Ashwaganda-Supplementation

In Island, Japan, Indien, Polen und den USA wurde von unabhängigen Einzelfällen berichtet, in denen junge, gesunde Personen mit einer akuten Hepatitis stationär behandelt werden mussten. Virulente, autoimmunologische oder sonstige Ursachen der Leberentzündung konnten durch klinische Tests ausgeschlossen werden. Die jungen Menschen hatten alle, einige Monate zuvor, mit der Einnahme eines Ashwaganda-Supplements begonnen.

Die Schlafbeere hat im Mausmodell zusammen mit Gentamicin eine hepatotoxische Wirkung gezeigt. Außerdem sind die enthaltenen Withanolide im Zellversuch leberschädigend und entzündungspromovierend. So könnte es sein, dass eine oder mehrere der zahlreichen sekundären Pflanzeninhaltsstoffe in höherer Konzentration über einen längeren Zeitraum eingenommen zu Leberschäden führen.

Welche Dosis von Ashwaganda gilt als sicher?

Es finden sich keine Angaben zu einer sicheren Dosierung, da hierzu Studien fehlen. Bei vorerkrankten Personen ist Vorsicht geboten. Eine kurze Einnahme über maximal einige Wochen eines Präparates mit unter 1.000 mg pro Tag scheint für gesunde Erwachsene mit einem geringen Risiko einherzugehen, wie das Forschungsteam der prospektiven Open-Label-Studie schreibt. Methodenstarke Studien müssen das noch widerlegen oder beweisen.