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Interaktion: Betablocker und Betasympathomimetika

Auch Augentropfen können Bestandteil systemischer Interaktionen sein. | Bild: bymandesigns / Adobe Stock

Herr Grau kommt vom Augenarzt, bei ihm wurde ein Glaukom diagnostiziert. Er legt Ihnen ein Rezept über Augentropfen mit dem Wirkstoff Timolol vor. Aus der Kundenkarte können Sie entnehmen, dass Herr Grau seit Jahren ein Salbutamol-Spray aufgrund seines Asthmas verwendet.

Worauf ist bei der Verordnung von Timolol-haltigen Augentropfen zu achten?

Gleicher Angriffspunkt jedoch entgegengesetzte Wirkung

Die gleichzeitige Anwendung von Salbutamol (ß2-Sympathomimetikum) und Timolol (unselektiver Betablocker) kann zu einer verminderten Wirkung des Salbutamol-Sprays führen. Betablocker und ß2-Sympathomimetika greifen beide an denselben Rezeptoren an, zeigen jedoch entgegengesetzte Wirkungen. Man spricht auch von direktem Antagonismus.

Zur Erinnerung: Wie wirken Betasympathomimetika und Betablocker?

Betasympathomimetika erregen die ß-Rezeptoren des Sympathikus. Es sind verschiedene Untertypen der ß-Rezeptoren bekannt. Da sich an der Lunge hauptsächlich ß2-Rezeptoren befinden, werden zur Therapie des Asthmas ß2-Sympathomimetika verwendet. Sie wirken bronchialerweiternd durch Entkrampfung der Bronchialmuskulatur und erleichtern die Atmung.

Kurzwirksame ß2-Sympathomimetika wie Salbutamol oder Fenoterol können als Bedarfsmedikation eingesetzt werden. Langwirksame Wirkstoffe wie Salmeterol oder Formoterol dienen der Basistherapie.

Betablocker hemmen die ß-Rezeptoren. Sie werden z. B. zur Senkung von Bluthochdruck, bei Herzrhythmusstörungen oder bei Herzinsuffizienz eingesetzt. Lokal werden sie in Form von Augentropfen zur Behandlung des Glaukoms verwendet.

Während man bei der systematischen Anwendung hauptsächlich auf ß1-selektive Wirkstoffe wie Metoprolol oder Bisoprolol zurückgreift, um Nebenwirkungen an der Lunge zu vermeiden, werden in Augentropfen auch unselektive Betablocker wie Timolol eingesetzt.

Obwohl die Betablocker in dem genannten Beispiel lokal als Augentropfen appliziert werden, ist davon auszugehen, dass ein Teil des Wirkstoffs in die Blutbahn aufgenommen wird und systemische Wirkung zeigen kann. Zudem sind unselektive Betablocker bei Asthmatikern nur unter besonderer Vorsicht einzusetzen, da sie durch Blockade der ß2-Rezeptoren an der Lunge eine Verengung der Bronchien verursachen können.

Das Interaktionsmodul der ABDA-Datenbank meldet: „Überwachung bzw. Anpassung nötig“.

Was ist aufgrund dieser Interaktion zu beachten?

Unselektive Betablocker und ß2-Sympathomimetika sollten nicht gemeinsam angewendet werden, um eine Verschlechterung des Asthmas zu vermeiden. Der Augenarzt muss auf jeden Fall kontaktiert und über die Therapie mit Salbutamol informiert werden. In der Glaukom-Therapie stehen verschiedene Wirkstoffgruppen zur Verfügung, so dass es möglich ist die Medikation umzustellen.

Herr Grau wird über die Problematik aufgeklärt. Ihm wird verdeutlicht, wie wichtig es ist, „neuen“ Ärzten sämtliche Erkrankungen und Medikationen mitzuteilen, um Wechsel- und Nebenwirkungen zu vermeiden.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Betablocker und Betasympathomimetika greifen an denselben Rezeptoren an und hemmen sich daher gegenseitig (direkter Antagonismus).
  • Unselektive Betablocker sind für Asthmatiker nicht gut geeignet, da sie die Verengung der Bronchien (Bronchialobstruktion) verschlimmern können.
  • Ein Teil der Augentropfen hat systemische Wirkung.
  • Eine alternative Therapie muss mit dem Arzt besprochen werden.
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