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Vorsicht Wechselwirkung: ASS und Metamizol

Polymedikation und Wechselwirkungen spielen vor allem bei älteren Patienten eine Rolle. | Bild: berna_namoglu / AdobeStock

Metamizol wird häufig verordnet und von PTA und Apothekern nicht immer mit einem guten Gefühl abgegeben. Gefürchtet wird als Nebenwirkung vor allem die Blutbildungsstörung Agranulozytose. Doch diese bekannte (sehr seltene) Nebenwirkung allein ist nicht das einzige Sicherheitsrisiko, das im Zusammenhang mit Metamizol diskutiert wird.

Zur Erinnerung: Was versteht man unter Agranulozytose?

Bei der Agranulozytose handelt es sich um ein Krankheitsbild, bei dem die Zahl der Granulozyten (spezielle Immunzellen, zählen zur Gruppe der Leukozyten) stark verringert ist. Typische Symptome sind Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden sowie Entzündung im Mund-, Nasen-, Rachen- und Genital- oder Analbereich. Bei Patienten, die Antibiotika erhalten, können diese Anzeichen allerdings minimal sein.

Bei Hinweisen auf eine Agranulozytose muss die Anwendung von Metamizol sofort abgebrochen und das Blutbild kontrolliert werden. Zudem sollte Metamizol nur in den zugelassenen Indikationen eingesetzt werden.

Hemmt Metamizol die herzschützenden Eigenschaften von ASS?

Schon 2016 war in der DAZ Nr. 48 zu lesen, dass eine Arbeitsgruppe nachgewiesen hat, dass Metamizol die Hemmung von Thromboxan A2 und der Thrombozytenaggregation durch Acetylsalicylsäure (ASS) aufhebt. „Jedoch gibt es keine kontrollierten klinischen Studien, die einen Verlust der Kardioprotektion von ASS durch Metamizol belegen,“ gab Prof. Dr. med. Thomas Herdegen damals zu bedenken.

Im Frühjahr 2018 empfahl dann die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), dass bei kardiologischen Patienten mindestens eine halbe Stunde zwischen der Einnahme von ASS und Metamizol liegen sollte. Ob dieser Sicherheitsabstand die Interaktion langfristig verhindert, galt jedoch als unklar. 

Gut zu wissen: Wie wirkt Metamizol?

Metamizol zählt zur Gruppe der Analgetika (schmerzstillende Wirkstoffe) und hat darüber hinaus antipyretische (fiebersenkende) und spasmolytische (krampflösende) Eigenschaften. Eingesetzt wird der Wirkstoff daher bei starken Schmerzen z. B. nach Verletzungen oder Operationen, bei Koliken, Tumorschmerzen oder auch bei hohem Fieber, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht.

Der Wirkungsmechanismus ist bislang nicht vollständig aufgeklärt. Es wird vermutet, dass die Wirkung sowohl auf zentralen als auch peripheren Effekten beruht.

AMK: Interaktion klinisch relevant

Anfang 2020 hat sich auch der europäische Pharmakovigilanzausschuss der EMA (PRAC) die Wechselwirkung zwischen ASS und Metamizol genauer angeschaut. Dabei sei der Ausschuss zu dem Schluss gekommen, dass durch die gleichzeitige Einnahme von ASS und Metamizol – in klinisch relevanter Weise – die Hemmung der Thrombozytenaggregation durch ASS vermindert wird. Der CMDh (Co-ordination group for Mutual recognition and Decentralised procedures – human), der für die Änderungen nationaler Zulassungen verantwortlich ist, habe der Empfehlung des PRAC zugestimmt.

Angepasste Produktinformationen

Als Folge daraus wurde der Wortlaut der Produktinformation von ASS – z. B. in der Fachinformation von ASS-ratiopharm® (Stand Februar 2019) – angepasst. Überdies sei bei Patienten, die ASS in niedriger Dosierung zur Kardioprotektion (herzschützenden Wirkung) einnehmen, Metamizol nur mit Vorsicht anzuwenden. Die Produktinformationen von Metamizol sind bereits aktualisiert.

So liest man beispielsweise in der Metamizol-Fachinformation von AbZ Pharma (Stand Juli 2022):

„Metamizol kann bei gleichzeitiger Anwendung den thrombozytenaggregationshemmenden Effekt niedrig dosierter Acetylsalicylsäure vermindern. Daher sollte Metamizol bei Patienten, die Acetylsalicylsäure in niedriger Dosierung  zur Kardioprotektion einnehmen, mit Vorsicht angewendet werden.“

Auch in der Fachinformation von beispielsweise Aspirin® protect las man im Dezember 2019 bereits diesen Hinweis.

Was die empfohlene „Vorsicht“ nun für den Praxisalltag genau bedeutet, also ob etwa ein Einnahmeabstand von 30 Minuten ausreicht, bleibt dabei weiterhin offen.

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