COVID-19-Krankheitsverlauf
Corona-Pandemie
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Wer bekommt Post-COVID?

Erschöpfte Frau stützt Kopf in Hand
Vor allem Frauen, Ältere und Übergewichtige haben ein erhöhtes Risiko für Post-COVID – warum? | Bild: agenturfotografin / AdobeStock 

Müde, erschöpft, abgeschlagen und kurzatmig, hinzu kommen Geruchs- und kognitive Störungen sowie eine eingeschränkte Lebensqualität: Die Rede ist von Post-COVID. Die meisten mit SARS-CoV-2 Infizierten genesen wieder vollständig, manche Erkrankte zeigen jedoch über die akute Phase hinaus anhaltende klinische Symptome. 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von Post-COVID-19, wenn drei Monate nach einer akuten Infektion Symptome auftreten, die mindestens zwei Monate anhalten und sich nicht durch eine andere Diagnose erklären lassen. Dabei können der WHO zufolge Post-COVID-Symptome nach akuter Corona-Erkrankung einfach fortbestehen oder auch nach anfänglicher Genesung neu auftreten.

Long COVID und Post-COVID: Was ist der Unterschied?

Bei Long COVID treten vier Wochen nach einer Ansteckung immer noch Krankheitsanzeichen auf. Von Post-COVID spricht man, wenn zwölf Wochen nach einer Ansteckung Krankheitsanzeichen oder andere, neue Beschwerden auftreten. 

Long-COVID-Beschwerden erfahren 15 Prozent der Corona-Infizierten, Post-COVID etwa 2 Prozent. Quelle: https://www.zusammengegencorona.de/leichtesprache/long-covid-und-post-covid/ 

Doch wer bekommt Post-COVID? Und was erhöht das Risiko für anhaltende Beschwerden nach Corona? Diese Frage erforschten Wissenschaftler aus dem Vereinigten Königreich (UK) und veröffentlichten nun ihre Ergebnisse im Fachjournal „JAMA Internal Medicine“(„Post−COVID-19 Condition: A Systematic Review and Meta-analysis“).  . In ihre Metaanalyse (systematische Übersichtsarbeit) flossen 41 Studien mit 860.783 Patienten ein.

Wer hat ein erhöhtes Risiko für Post-COVID?

Der Übersichtsarbeit zufolge haben Frauen, ältere und übergewichtige Menschen sowie Raucher ein signifikant erhöhtes Risiko für eine spätere Post-COVID-Erkrankung. Signifikant bedeutet, dass der Unterschied zu den Vergleichsgruppen so groß ausfällt, dass er nicht lediglich durch Zufall erklärbar ist. 

Vor allem das weibliche Geschlecht erhöht das Risiko für Post-COVID um etwa 50 Prozent. Zudem begünstigen bestimmt Vorerkrankungen Post-COVID. Dazu zählen 

  • Asthma
  • COPD
  • Depressionen, 
  • Diabetes, 
  • Immunsuppression 
  • und eine ischämische Herzerkrankung.

Letztere Patienten hatten den Untersuchungen zufolge ein 1,28-fach erhöhtes Risiko verglichen mit Herzgesunden. 

Darüber hinaus hatten Patienten, die während der akuten Phase der COVID-19-Infektion im Krankenhaus oder gar auf der Intensivstation behandelt wurden, ein mehr als doppelt so hohes Risiko verglichen mit nicht hospitalisierten Corona-Erkrankten. Keine Rolle spielte, ob die Patienten chronisch nierenkrank waren.

Was schützt vor Post-COVID?

Doch es gibt auch schützende Faktoren: Menschen, die sich zweimal gegen Corona hatten impfen lassen, verringerten damit ihr Risiko für Post-COVID um 40 Prozent. Damit könne die COVID-19-Impfung nicht nur die akute Phase der Infektion verhindern und abmildern, sondern auch vor Post-COVID schützen. Das belege einen zusätzlichen Nutzen der Impfung, erklären die Wissenschaftler.

Warum haben Frauen ein erhöhtes Post-COVID-Risiko?

Bislang gibt es lediglich Vermutungen, warum Frauen häufiger an Post-COVID erkranken als Männer. Diskutiert wird, dass Hormone eine Rolle spielen und den hyperinflammatorischen Zustand auch nach akuter Genesung aufrechterhalten. 

Auch beim Rauchen ist man sich unsicher: Zwar ist klar, dass Raucher schwerer an Corona erkranken und häufiger an Post-COVID. Unklar ist aber, ob Rauchen an sich das Risiko für Post-COVID erhöht oder die schwerere akute Erkrankung anfälliger für Spätfolgen von Corona macht.

Ist das Alter ausschlaggebend für Post-COVID?

Interessant ist auch eine Beobachtung beim Alter der Corona-Patienten, die an Post-COVID erkrankten: Unterteilt in drei Altersgruppen,

  • 18 bis 40 Jahre,
  • 40 bis 69 Jahre
  • und ≥ 70 Jahre,

hatten die beiden älteren Gruppen im Vergleich zu erwachsenen Patienten unter 40 Jahren ein signifikant höheres Risiko für Post-COVID. Wobei es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden älteren Gruppen gab.

Die Wissenschaftler erklären, dass ältere Menschen mit unter Umständen mehreren Begleiterkrankungen die akute Phase nicht überlebt haben – und damit auch nicht an Post-COVID erkranken konnten.

Post-COVID: heterogenes Krankheitsbild

Die Wissenschaftler geben zu bedenken, dass sich ihre Übersichtsarbeit auf Studien stützt, die ihre Erkenntnisse rein durch Beobachtung gewonnen hatten, was zu Verzerrungen führen könne und die Aussagekraft ihrer Arbeit einschränke. 

Zudem sei Post-COVID ein sehr heterogenes Krankheitsbild mit unterschiedlichen Symptomen und Erscheinungsformen. Auch seien die Daten bei Post-COVID-Patienten erhoben worden, die möglicherweise mit unterschiedlichen Corona-Varianten infiziert gewesen seien.

Dennoch zeigten ihre Ergebnisse, so erklären die Forscher, dass erhöhtes Alter und weibliches Geschlecht, Rauchen und Übergewicht sowie bestimmte Vorerkrankungen signifikant mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Post-COVID einhergingen, während die Impfung eine schützende Rolle spiele.

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