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Fresh-up: Der weibliche Zyklus

„Den“ weiblichen Zyklus von 28 Tagen mit Eisprung immer am 14. Tag gibt es nicht. Er unterliegt vielen hormonellen Einflüssen und Schwankungen. | Bild: jonigraph / AdobeStock

Die Durchnittsfrau, deren Zyklus immer exakt 28 Tage dauert und deren Eisprung am 14. Zyklustag stattfindet, gibt es nicht. Veschiedene Studien haben gezeigt, dass die meisten Frauen einen Zyklus von 25 bis 35 Tagen haben und dieser bei etwa 80 Prozent der Frauen schwankt, also nicht immer gleich ist. Das Wissen um die fruchtbaren Tage im Zyklus ist unter anderem die Grundlage für eine natürliche Familienplanung (NFP), aber auch für das Verständnis der Wirkweise hormonella Kontrazeptiva und Notfallkontrazeptiva.

Der Verlauf des weiblichen Zyklus 

Im Verlauf jedes Zyklus wird unter dem Einfluss der weiblichen Hormone, den Estrogenen, die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut aufgebaut, damit sich eine befruchtete Eizelle einnisten kann. Wenn die Befruchtung der Eizelle ausbleibt oder aus anderen Gründen eine Einnistung der Eizelle nicht stattgefunden hat, wird die Eizelle zusammen mit der obersten Schicht der Gebärmutterschleimhaut ausgestoßen. Ein neuer Zyklus beginnt. Im Durchschnitt dauert die Monatsblutung drei bis fünf Tage. In dieser Zeit verliert eine Frau etwa 80 Milliliter Blut.

Der weibliche Menstruationszyklus wird in drei Phasen eingeteilt:

  • Follikelphase
  • Eisprung- / Ovulationsphase
  • Lutealphase (Gelbkörperphase)
Der Menstruationszyklus erfolgt in drei Phasen, gesteuert von unterschiedlichen Hormonen. | Grafik: PTAheute 

Der Eisprung (Ovulation) findet zwischen der Follikel- und der nachfolgenden Lutealphase statt. Während die Lutealphase üblicherweise genau 14 Tage dauert, ist die Follikelphase zeitlich sehr variabel und bestimmt damit die Gesamtdauer des Zyklus. Der Zeitraum der Menstruation wird als luteal-follikuläre Übergangsphase aufgefasst. 

Gesteuert wird der monatliche Zyklus von den Hormonen 

  • des Hypothalamus: GnRH (Gonadotropine Releasing Hormone) 
  • der Hirnanhangsdrüse: FSH (Follitropin, Follikel stimulierendes Hormon) sowie LH (Luteotropin, Luteinisierendes Hormon) und 
  • der Eierstöcke: Estrogene und Gelbkörperhormon (Progesteron). 

Mit dem Beginn des Zyklus wird die Hirnanhangdrüse aktiv: Auf das Kommando des Zwischenhirns hin schüttet sie das follikelstimulierende Hormon, das FSH aus, das im Eierstock mehrere Vorläufer von Eizellen, die Follikel, heranreifen lässt. Pro Zyklus reift aus mehreren Follikeln im Allgemeinen aber nur Follikel völlig zu einer Eizelle aus. FSH sorgt auch dafür, dass Estrogene produziert werden. Damit es letztendlich zum Eisprung kommt, ist allerdings zusätzlich das luteinisierende Hormon (LH) notwendig. Es wird wie FSH von der Hirnanhangdrüse produziert. 

Die hohen Estrogenkonzentrationen im Plasma, die etwa 24 Stunden vor der Ovulation erreicht werden, lassen die bisher wirksame negative Rückkopplung auf die Gonadotropine kurzzeitig in eine positive Rückkopplung umschlagen. Das Ergebnis des plötzlich starken Anstiegs der Plasmakonzentration von LH, veranlasst den überlebenden Follikel (Graaf-Follikel) dazu, die reife Eizelle in den Eileiter zu entlassen. 

Die Ovulation erfolgt circa 36 Stunden später bzw. 12 Stunden nach dem LH-Peak. Die Eizelle ist jetzt circa 24 Stunden befruchtungsfähig. Durch hohe LH-Konzentration fällt die Androgen und Estrogenbildung wieder so weit ab, dass die typische negative Rückkopplung auf die Gonadotropinbildung wirksam wird. Deren Plasmakonzentrationen sinken innerhalb weniger Tage ab. Die zunehmende Ausbildung von LH-Rezeptoren auf den Granulosazellen bei gleichzeitigem Verlust der FSH-Rezeptoren leitet den Prozess der Luteinisierung oder Gelbkörperbildung ein. 

In der Gelbkörperphase wandelt sich der Follikel in den Gelbkörper um. der die Hormone Progesteron (Gelbkörperhormon) und – in geringen Mengen – Estrogen produziert. Progesteron und Estrogen hemmen gemeinsam die Ausschüttung von GnRH durch den Hypothalamus sowie FSH und LH durch die Hirnanhangdrüse. Nach 10 Tagen löst sich der Gelbkörper auf, wodurch die Konzentrationen von Progesteron und Estrogen im Blut sinken. Die Ausschüttung von GnRH, FSH und LH ist nicht mehr unterdrückt – ein neuer Zyklus beginnt.

Die fruchtbaren Tage

Da Spermien bis zu fünf Tage überlebensfähig sind, beginnen die fruchtbaren Tage, das sogenannte „fertile Fenster“, bereits fünf Tage vor dem Eisprung. Die Eizelle ist bis zu 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtungsfähig. Also ergibt sich ein fertiles Fenster von insgesamt sechs Tagen (5 Tage vor dem Eisprung plus der Tag, an dem der Eisprung stattfindet). Ein Menstruationszyklus dauert normalerweise 26 bis 32 Tage. Es wird zwar davon ausgegangen, dass der weibliche Zyklus im Durchschnitt konstant 28 Tage dauert, jedoch zeigte eine wissenschaftliche Studie, dass nur ein geringer Teil der Frauen (0,2%) einen Zyklus hat, der über ein Jahr hinweg konstant 28 Tage beträgt. 

Die Zyklen sind bei Frauen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr am stabilsten. Sowohl davor, als auch danach sind die Zyklen unregelmäßiger und entweder kürzer oder auch länger. Viele Frauen können keine Angaben über ihren aktuellen Zyklustag oder den Zeitpunkt der letzten Menstruation machen. Daher muss in der Praxis davon ausgegangen werden, dass an jedem Zyklustag eine Schwangerschaft eintreten kann.

Entstehung einer Schwangerschaft / Befruchtung der Eizelle

Durch die Ejakulation gelangen Spermien beim Geschlechtsverkehr in das Scheidengewölbe. Nachdem sich das zunächst koagulierte Ejakulat wieder verflüssigt hat, beginnt die Passage der Spermien (Spermienaszension). Eine befruchtungsfähige Eizelle sendet während ihrer Passage durch den Eileiter Lockstoffe aus, sodass Spermien angezogen werden. Hat der Geschlechtsverkehr vor dem Eisprung stattgefunden, „warten“ die Spermien im Eileiter auf die befruchtungsfähige Eizelle. 

Kommt es nun zur Befruchtung der reifen Eizelle durch ein Spermium, so wandert diese, dann als Zygote bezeichnete, befruchtete Eizelle, in Richtung Gebärmutter. Dieser Vorgang wird durch die Beweglichkeit der Eileiter und deren Auskleidung mit Flimmerhärchen unterstützt. Die Zygote beginnt nun sich zu teilen und wird somit zur Blastozyste. Nach etwa 5 bis 7 Tagen erreicht die Blastozyste die Gebärmutter und kann sich dort einnisten (Nidation). Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Schwangerschaft. 

Nach der Befruchtung der Eizelle wird der Gelbkörper nicht abgebaut, sondern sorgt durch die Produktion von Progesteron und Estrogen für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft. Neben Progesteron und Estrogen ist dafür auch das humane Choriongonadotropin (hCG), ein Peptidhormon, notwendig. Dieses wird zu Beginn der Schwangerschaft von Trophoblasten gebildet, der äußeren Schicht der Blastozyste. Das Peptidhormon hCG kann bereits zu Beginn einer Schwangerschaft im Urin nachgewiesen werden. Deshalb wird es zur Feststellung einer Schwangerschaft mittels Teststreifen als Marker herangezogen. 

Einen weiteren Teil der Blastozyste stellt der Embryoblast dar, aus dem sich dann im weiteren Verlauf der Embryo entwickeln wird. Aus den Trophoblasten bildet sich zusammen mit der äußeren Schicht der Gebärmutterschleimhaut im Laufe der Schwangerschaft der Mutterkuchen (Plazenta). Die Plazenta übernimmt nicht nur die Bildung des hCG, sondern auch von Estrogenen und Progesteron, sodass die Schwangerschaft vom Gelbkörper unabhängig wird.

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