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Wie funktioniert der weibliche Zyklus?

Wird vom weiblichen Zyklus gesprochen, geht man immer von Durchschnittswerten aus, denn ein Zyklus von exakt 28 Tagen mit einem Eisprung (Ovulation) an Tag 14 ist nicht die Norm. Zu diesem Schluss kommt eine wissenschaftliche Studie, die aufzeigt, dass nur ein geringer Teil der Frauen (0,2 %) einen Zyklus hat, der über ein Jahr hinweg konstant 28 Tage beträgt.
Bei fast allen Frauen treten demnach regelmäßig Schwankungen in der Dauer (meist 21 bis 35 Tage) und im genauen Zeitpunkt des Eisprungs auf. Hinzu kommen Beschwerden und Unregelmäßigkeiten in Bezug auf die Periode. Verantwortlich für die Komplexität sind vor allem die Hormone, welche den weiblichen Zyklus möglich machen.
Weiblicher Zyklus: Welche Hormone spielen eine Rolle?
Gesteuert werden die Prozesse des weiblichen Monatszyklus durch Hormone
- des Hypothalamus: GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon),
- der Hirnanhangsdrüse: FSH (Follitropin, follikelstimulierendes Hormon) sowie LH (Luteotropin, Luteinisierendes Hormon) und
- der Eierstöcke: Estrogene und Gelbkörperhormon (Progesteron).
Sie stehen in Kommunikation mit dem Gehirn und weiteren Organen, sodass sich der Zyklus in drei Phasen einteilen lässt: die Follikel-, Ovulations- und Lutealphase.
Follikelphase: Vom ersten Tag der Monatsblutung bis zum Eisprung
Der weibliche Monatszyklus beginnt mit dem ersten Tag der Periode. Estrogen- und Progesteronspiegel sind niedrig, die Gebärmutter stößt die im vorangegangenen Zyklus aufgebaute Schleimhaut ab und löst so die Menstruation aus.
Im Durchschnitt dauert die Periode drei bis fünf Tage und es werden maximal 80 Milliliter Blut ausgestoßen. Die Follikelphase ist zeitlich variabel und somit für die Gesamtdauer eines Zyklus ausschlaggebend.
In dieser Zeit wird die Hirnanhangdrüse aktiv: Auf das Kommando des Zwischenhirns hin schüttet sie FSH aus, was im Eierstock mehrere Vorläufer von Eizellen – die Follikel bzw. Eibläschen – heranreifen lässt. Diese lassen wiederum die Estrogen-Konzentration steigen und die Gebärmutterschleimhaut baut sich langsam wieder auf.
Von den Eibläschen, in denen die Eizellen heranreifen, wird nur ein Follikel besonders groß, während nach und nach alle anderen zu Grunde gehen. Aus diesem Leitfollikel bildet sich die Eizelle, die am Tag des Eisprungs in den Eileiter zur Befruchtung abgegeben wird.
Ovulationsphase: Der Eisprung steht bevor
Durchschnittlich am 14. Zyklustag kommt es, angestoßen von einer sehr hohen Estrogen-Konzentration, zu einer LH-Spitze, wodurch der Eisprung etwa 24 Stunden später ausgelöst wird. Der Leitfollikel platzt und gibt die enthaltene Eizelle aus dem Eierstock in den Eileiter ab.
Trifft die Eizelle auf ihrem Weg auf keine Samenzelle oder bleibt sie aus anderen Gründen unbefruchtet, wird sie vom Körper zusammen mit der obersten Schicht der Gebärmutterschleimhaut mit Beginn der nächsten Follikelphase ausgeschieden.
Fruchtbarkeit: Die Tage vor dem Eisprung sind entscheidend
Da Spermien bis zu fünf Tage überlebensfähig sind, beginnen die fruchtbaren Tage – das sogenannte „fertile Fenster“ – bereits fünf Tage vor dem Eisprung. Da die Eizelle bis zu 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtungsfähig ist, ergibt sich ein fertiles Fenster von insgesamt sechs Tagen.
Um diese Tage sicher voraussagen zu können, muss der Zyklus relativ konstant sein und die Frau muss sich damit über mehrere Monate intensiv auseinandergesetzt haben. Hilfreich ist die Methode der natürlichen Familienplanung (NFP), in der durch verschiedene Parameter wie die regelmäßige Bestimmung der Basaltemperatur und die Beschaffenheit des Ausflusses langfristig die fruchtbaren Tage identifiziert werden können. Auch Ovulationstracker sind empfehlenswert, um verschiedene Hormone im Urin an den Tagen vor dem Eisprung zu Hause zu messen.
Bei Frauen, die über ihren aktuellen Zyklustag oder den Zeitpunkt der letzten Menstruation keine Angaben machen können, muss davon ausgegangen werden, dass an jedem Zyklustag eine Schwangerschaft eintreten kann. Das ist auch wichtig in der Beratung zu Kontrazeptiva und der „Pille danach“.
Gut zu wissen: Was passiert bei der Befruchtung?
Durch die Ejakulation gelangen Spermien beim Geschlechtsverkehr in das Scheidengewölbe. Eine befruchtungsfähige Eizelle sendet während ihrer Passage durch den Eileiter Lockstoffe aus, sodass Spermien angezogen werden. Hat der Geschlechtsverkehr vor dem Eisprung stattgefunden, „warten“ die Spermien im Eileiter auf die Eizelle.
Kommt es nun zur Befruchtung der reifen Eizelle, wandert diese in Richtung Gebärmutter. Dieser Vorgang wird durch die Beweglichkeit der Eileiter und deren Auskleidung mit Flimmerhärchen unterstützt. Nach etwa fünf bis sieben Tagen und einigen Umbauprozessen erreicht die Eizelle die Gebärmutter und nistet sich dort ein (Nidation). Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Schwangerschaft.
Lutealphase: Die zweite Zyklushälfte
Die zweite Zyklushälfte ist im Gegensatz zur Follikelphase relativ konstant und dauert üblicherweise 14 Tage. Der im Eierstock verbliebene Follikel wird unter LH-Einfluss zum Gelbkörper. Seine Aufgabe ist es nun, Progesteron und einen kleinen Anteil Estrogen zu produzieren. Progesteron und Estrogen verhindern gemeinsam das Heranreifen eines weiteren Follikels, indem sie die Ausschüttung von GnRH, FSH und LH hemmen und die Gebärmutterschleimhaut für eine mögliche Einnistung weiter aufbauen.
Kommt es zu einer Befruchtung der Eizelle, wird der Gelbkörper nicht abgebaut, sondern sorgt durch die Produktion von Progesteron und Estrogen für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft. Außerdem wird vom Körper das humane Choriongonadotropin (hCG) gebildet, welches bereits mit dem Ausbleiben der Periode im Urin nachgewiesen werden kann. Deshalb wird es zur Feststellung einer Schwangerschaft mittels Teststreifen als Marker herangezogen. Im Verlauf der Schwangerschaft übernimmt die Plazenta die Bildung von hCG, Estrogenen und Progesteron, sodass die Schwangerschaft vom Gelbkörper unabhängig wird.
Bleibt die Befruchtung der Eizelle jedoch aus, wird der Gelbkörper in den Eierstöcken nach circa zehn Tagen wieder abgebaut. Progesteron- und Estrogenspiegel sinken und es kommt zur Monatsblutung und somit zu einem neuen Zyklus. Insbesondere am Ende der Lutealphase können bei einigen Frauen verschiedene Zyklusbeschwerden auftreten.
Zyklusbeschwerden durch Hormonschwankungen und Umbauprozesse
Vielen Frauen machen sowohl die Hormonschwankungen als auch die Prozesse, die während des Zyklus im Körper ablaufen, zu schaffen. Meistens treten die Beschwerden vor und während der monatlichen Blutung auf. Man spricht dann auch von dem Prämenstruellen Syndrom (PMS).
Die Intensität unterscheidet sich von Frau zu Frau und kann monatlich schwanken. Manche Frauen bemerken gar nichts, andere fühlen sich nur leicht gestört und wiederum andere leiden so sehr, dass die Periode ihren Alltag massiv beeinträchtigt. Zu den typischen Symptomen gehören
- Krämpfe und Unterleibsschmerzen (Dysmenorrhoe),
- Rücken- und Kopfschmerzen,
- Brustschmerzen und -spannen,
- Verdauungsbeschwerden (z. B. Blähung, Durchfall, Verstopfung),
- Appetitschwankungen (z. B. Heißhunger),
- Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen sowie
- Stimmungsschwankungen.
Auch Störungen der Blutungsstärke und -dauer können die Menstruation beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise sehr starke (Hypermenorrhoe) oder schwache Blutungen (Hypomenorrhoe), eine lang andauernde Periode von mehr als acht Tagen (Menorrhagie) oder leichte Blutungen mit unregelmäßigen Intervallen (Metrorrhagie).