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Dengue-Fieber: Was PTA wissen müssen

Tigermücke sitzt auf der Haut eines Menschen
Aedes albopictus – die Asiatische Tigermücke – ist Überträger des Dengue-Fiebers. | Bild: frank29052515 / AdobeStock

Die Osterzeit ist für viele auch der Beginn der Reisezeit. Urlaube in wärmere Regionen werden geplant und die Vorfreude auf etwas Sonne und Entspannung steigt. Viele Kunden kommen dann in die Apotheke und möchten ihre Reiseapotheke aufstocken. 

PTA sollten diese Gelegenheit nutzen, um ihre Kunden auch auf das Risiko vor einer Infektion mit dem Dengue-Fieber hinzuweisen. Denn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte bereits im Dezember vor einer Verbreitung bestimmter Stechmücken in Europa und damit einem Anstieg der Dengue-Fälle. 

Fälle von Dengue-Fieber in Italien

Die Gefahr wachse durch den Klimawandel und die damit verbundenen steigenden Temperaturen, so eine Sprecherin der WHO. In 2023 habe Italien 82 lokal übertragene Infektionen gemeldet, Frankreich 43 und Spanien 3. 

Entsprechend weist das Auswärtige Amt in Berlin mittlerweile in seinen Reisehinweisen zu Italien auf die Ansteckungsmöglichkeit mit dem Dengue-Fieber hin. Auslöser für diese Meldung waren mehrere autochthone Fälle von Dengue-Fieber in der Region am Gardasee (Lombardei und Lazio).

Zur Erinnerung: Was bedeutet autochthon?

Autochthon bedeutet, dass die Virusinfektionen lokal erworben wurden und die Betroffenen sich nicht, wie für diese Erkrankung eigentlich typisch, auf Reisen in anderen Ländern angesteckt haben.

Dengue-Fieber: Eigentlich eine tropische Infektionskrankheit

Die Fälle in Italien waren bemerkenswert, denn bislang kannte man das Dengue-Fieber vor allem als Reisekrankheit: Wer in den Tropen oder Subtropen Urlaub gemacht hat und anschließend grippeartige Symptome mit Hautausschlag entwickelt, könnte am Dengue-Fieber erkrankt sein. 

Dengue ist laut des Tropeninstituts vor allem in Südostasien, Teilen von Asien, Süd- und Mittelamerika, Teilen des Pazifiks wie Neukaledonien und Hawaii, Afrika und Australien weit verbreitet. 

In diesem Jahr scheint sich das Dengue-Fieber in einigen Ländern besonders stark zu verbreiten. So haben Peru und Brasilien (für Sao Paulo) bereits Ende Februar und Anfang März aufgrund der Infektionskrankheit den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Auch in Thailand und auf Costa Rica ist die Zahl der Fälle schon Anfang des Jahres bemerkenswert hoch.

Dies hat laut Medienberichten Italien dazu veranlasst, die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen und Häfen zu erhöhen. Das italienische Gesundheitsministerium habe Behörden aufgefordert, bei Transportunternehmen besonders wachsam zu sein, heißt es. Vor allem, wenn diese aus Ländern kommen oder Ware einführen, wo das Risiko, sich mit der Krankheit anzustecken, besteht. So wolle man verhindern, dass das Virus eingeschleppt wird.

Tagaktive Stechmücken übertragen Dengue-Virus

Das Dengue-Fieber ist die häufigste von Insekten übertragene Virusinfektion. Überträger sind tagaktive Stechmücken, meist die Ägyptische Tigermücke (= Gelbfiebermücke, Aedes aegypti) oder die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). 

Ihre Larven entwickeln sich in stagnierenden Wasserstellen, zum Beispiel in Pfützen, leeren Dosen oder in Astgabeln. In gechlortem Schwimmbadwasser können sie dagegen nicht überleben. 

Es wird geschätzt, dass sich jedes Jahr weltweit circa 400 Millionen Menschen mit dem Virus infizieren. Ungefähr ein Viertel von ihnen erkrankt mit klinischen Symptomen.

So lässt sich Mückenstichen vorbeugen

Die wichtigste Schutzmaßnahme für Reisende ist die Anwendung von Repellentien – nicht nur auf der Haut, sondern auch als Imprägnierung auf der Kleidung. Zusätzlich können folgende Tipps hilfreich sein:

  • Moskitonetze über Bett und Kinderwagen anbringen.
  • Insektenschutzgitter an Fenstern und Türen montieren.
  • Haut durch lange, helle und engmaschige Kleidung bedecken. 
    Übrigens: Bei tropischen Mücken scheint hell-dunkel gestreifte Kleidung besonders effektiv zu sein.
  • Vor Einbruch der Dämmerung duschen, um Schweiß zu entfernen.
  • Stehende Gewässer abends meiden.
  • Regentonnen und volle Gießkannen entleeren bzw. abdecken, um Ei-Ablage im Wasser zu verhindern.
  • Ventilatoren und Klimaanlagen sorgen für kühlere Temperaturen und Luftzirkulation. Beides kann dazu beitragen, Mücken fernzuhalten.
  • Repellentien (Anti-Mücken-Sprays) mit Icaridin (z. B. Anti Brumm® Kids Sensitive, Autan® Defens Long Protection, Care Plus® Anti-Insect Icaridin, NOBITE® Sensitive) oder DEET (Diethyltoluamid, z. B. Anti Brumm® Forte, Care Plus® DEET, NOBITE® Hautspray, Autan Defense® Extreme Protection). Sie überdecken den natürlichen Körpergeruch.
  • Möglicherweise hält auch der Duft mancher Pflanzen Mücken fern. Dazu sollen z. B. Tomaten, Eukalyptus, Katzenminze, Geranien, Lavendel, Zitronenmelisse, Basilikum, Rosmarin und Thymian zählen. 
    Fertige Produkte mit pflanzlichen Inhaltsstoffen sind z. B. Anti Brumm® Naturel, Autan Defense® Plant-Based, Care Plus®Bio Anti-Insekt oder NOBITE® Haut Botanic.

Dengue-Fieber: Von symptomlos bis lebensgefährlich 

Beim klassischen Dengue-Fieber treten nach einer Inkubationszeit von drei bis zehn Tagen starke, grippeartige Symptome mit hohem Fieber auf. Oft zeigt sich zusätzlich ein Hautausschlag. Außerdem können starke Kopfschmerzen sowie Schmerzen hinter den Augen und Erbrechen auftreten. 

Die akute Phase klingt nach fünf bis sieben Tagen langsam ab. Schwäche und Müdigkeit halten aber häufig noch wochenlang an. 

In seltenen Fällen entwickelt sich eine schwere Verlaufsform – das Hämorrhagische Dengue-Fieber – mit inneren Blutungen und im Extremfall mit Schock. Ohne intensivmedizinische Versorgung endet diese Erkrankungsform oft tödlich. 

Impfung gegen das Dengue-Fieber

Eine durchgemachte Dengue-Infektion hinterlässt lebenslange Immunität – allerdings nur für den jeweiligen Virus-Subtyp. Es gibt vier verschiedene Serotypen des Virus, sodass man bis zu viermal am Dengue-Fieber erkranken kann. 

Mit Dengvaxia® steht ein Lebendimpfstoff gegen alle vier Serotypen des Dengue-Virus zur Verfügung. Seit Oktober 2018 ist der Impfstoff von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) auch für den europäischen Markt zugelassen. Allerdings ist die Zulassung beschränkt auf Personen im Alter von 9 bis 45 Jahren, die in einem Endemiegebiet leben und zuvor bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben. Zudem wäre das Impfschema (0–6–12 Monate) wenig geeignet für Urlauber. 

Im Dezember 2022 hat die EMA einen weiteren Impfstoff zur Dengue-Prävention zugelassen: den tetravalenten Lebendimpfstoff Qdenga® der Firma Takeda. Geeignet ist die Vakzine für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab vier Jahren. Seit Mitte Februar 2023 ist der Impfstoff auch auf dem deutschen Markt verfügbar.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Vakzine für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab vier Jahren, die in der Vergangenheit bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben. Der Impfstoff sei dann geeignet

  • als Reiseimpfung vor Reisen in Dengue-Endemiegebiete mit erhöhtem Ansteckungsrisiko (z. B. bei längerem Aufenthalt oder aktuellem Ausbruchsgeschehen) oder
  • bei gezielten Tätigkeiten mit Dengue-Viren (z. B. in Forschungseinrichtungen oder Laboratorien) außerhalb von Endemiegebieten. Quelle: RKI / vs, Tropeninstitut / mia 

Gefahr in Deutschland? 

Seit einigen Jahren werden immer wieder Tigermücken in Deutschland gesichtet. Sie gelangen über Warenlieferungen oder Gepäck von Reisenden hierher. In Teilen Süddeutschlands haben sich bereits stabile Populationen dieser tropischen Mücken etabliert. 

Allerdings sehen Tropenmediziner derzeit noch nicht die Gefahr von Dengue-Fieber-Ausbrüchen in Deutschland. Die Krankheitserreger benötigten nämlich noch anhaltendere höhere Temperaturen, als sie bisher bei uns herrschen. Quellen: Robert Koch-Institut; Auswärtiges Amt; WHO; Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2018) 

Dengue-Fieber in Kürze 

  • virale Infektionskrankheit der Tropen und Subtropen, übertragen durch tagaktive Stechmücken wie Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) und Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus)
  • Urlauber in klassischen Fernreiseländern betroffen, vor allem Thailand
  • Infektion häufig symptomlos; bei Erkrankung grippeartige Symptome, meist mit Ausschlag verbunden, in seltenen Fällen lebensbedrohliche hämorrhagische Verlaufsform.
  • Dengvaxia®-Impfstoff nicht für Reisende zugelassen. Lebendimpfstoff Qdenga® seit Mitte Februar 2023 auf dem deutschen Markt verfügbar.
  • Schutz durch Expositionsprophylaxe (Repellents, Imprägnierung von Kleidung etc.)
  • Tigermücken seit einigen Jahren auch in Deutschland anzutreffen; Gefahr der Krankheitsübertragung gilt noch als gering.