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Was tun bei Wespenstichen?

Wespenstiche sollten zunächst gekühlt werden. Juckreizstillende Cremes und antiallergische Arzneimittel gibt es in der Apotheke. | Bild: nataba / Adobe Stock

Wespen stechen, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie bringen dabei eine größere Menge Gift in die Haut ihres Opfers, die Schwere des Stichs hängt von der Giftmenge ab. Für die meisten Menschen sind Wespenstiche ungefährlich: Die Stichstellen schmerzen, und es kommt zu teilweise sehr ausgeprägten Schwellungen, die mehrere Tage anhalten können. Lebensgefährlich wird es, wenn eine Allergie gegen das Wespengift vorliegt oder man von hunderten Wespen gestochen wurde.

Kühlen mit Kühlpacks, Wasser oder Kühl-Roll-on

Hat das Insekt gestochen, sollte die Stichstelle so rasch als möglich gekühlt werden – das lindert den Schmerz, reduziert die Schwellung und die Ausbreitung des Gifts. Es eignen sich Eis oder Kühlpacks aus dem Gefrierschrank. Diese sind in ein Tuch zu wickeln, um eine lokale Unterkühlung und weitere Reizung der Haut zu verhindern. Ist kein Kühlpack griffbereit, kann der Stich zunächst mit Wasser benetzt werden. Die entstehende Verdunstungskälte kühlt und lindert ebenfalls.

Als weitere Möglichkeit zur Kühlung – praktisch vor allem für unterwegs – kann die Apotheke Fenistil® Kühl Roll-on oder Soventol® Stift Roll-on empfehlen. Beim Soventol® Roll-on kühlt das enthaltene Ethanol, Aloe vera und Panthenol pflegen die Stichstelle, zusätzlich lindert Polidocanol den Juckreiz durch seine betäubende Wirkung.

Medikamentöse Behandlung von Wespenstichen

Zur medikamentösen Therapie von Insektenstichen allgemein gibt es wenige Untersuchungen, das erklärt Apothekerin Dr. Monika Neubeck in ihrem Buch „evidenzbasierte Selbstmedikation“. Sie rät zu topischen Glucocorticoiden, Polidocanol, systemischen H1-Antihistaminika und zu Schmerzmitteln.

Topische Cortisoncremes

So stehen für Patienten mit Wespenstichen ab einem Alter von sechs Jahren hydrocortisonhaltige Zubereitungen in Konzentrationen bis maximal 0,5 Prozent rezeptfrei zur Verfügung (z. B. Fenihydrocort® 0,5 Prozent, Soventol® Hydrocort 0,5 Prozent). Hydrocortison wirkt entzündungshemmend, antiallergisch, juckreizstillend und lindert so die Hauptbeschwerden mit geringem Nebenwirkungsrisiko. Typische Corticoid-Nebenwirkungen sind bei kurzfristigem Gebrauch (bis zu zwei Wochen) laut Fachinformation Soventol® Hydrocort 0,5 Prozent nicht zu erwarten.

Lokale Antihistamine

Wenn Patienten keine hydrocortisonhaltigen Cremes möchten, können PTA auch topische Antihistaminika empfehlen. Bamipin in Soventol® Gel oder Dimetinden in Fenistil® Gel sind juckreizlindernd und eignen sich für die Selbstmedikation. Beide Arzneimittel haben keine Anwendungsbeschränkung für Kinder. Als zusätzlichen Tipp kann den Patienten geraten werden, die Präparate im Kühlschrank zu lagern, um den kühlenden Effekt beim Auftragen zu unterstützen.

Cetirizin oder Loratadin

Auch orale Antihistaminika können zur Linderung von Wespenstichen eingesetzt werden. Cetirizin und Loratadin zählen zu den H1-Rezeptorblockern der zweiten Generation, sind wenig sedierend und verringern die Schwellung, Rötung sowie den Juckreiz. Beide Wirkstoffe sind allerdings nicht ausdrücklich zur Behandlung von Insektenstichen zugelassen (sondern bei allergischer Rhinitis und chronischer idiopathischer Urtikaria).

Dimetinden in Fenistil

Hingegen sind Fenistil® Tropfen explizit auch zur Behandlung von Insektenstichen zugelassen (Dragees nicht!). Sie dürfen bereits Kindern ab dem Alter von einem Jahr gegeben werden. Der Wirkstoff Dimetinden wirkt gut antiallergisch, macht jedoch auch sehr müde.

NSAR und Paracetamol bei Fieber und Schmerzen

Apothekerin und Autorin Monika Neubeck rät als zusätzliche Behandlungsmöglichkeit bei starken Stichschmerzen oder Fieber zu NSAR, wie Ibuprofen, oder Paracetamol. Ibuprofen wirkt schmerz-, entzündungshemmend und fiebersenkend, Paracetamol wirkt „nur“ gegen Schmerzen und Fieber.

„Natürliches“ bei Wespenstichen

Aus komplementärmedizinischer Sicht können verschiedene homöopathische Einzelmittel empfohlen werden, Apis mellifica D6 wird bei blass-roter Schwellung mit stechenden, brennenden Schmerzen eingesetzt. Ledum pallustre D6 kommt zum Einsatz, wenn punktförmige Verletzungen ohne Schwellung vorliegen. In der Akutphase werden alle 15 Minuten je fünf Globuli eingenommen, bei Besserung kann die Einnahme auf drei- bis fünfmal täglich fünf Globuli angepasst werden. Staphisagria D6 kann bei schlecht verheilenden Insektenstichen, die lange jucken, gegeben werden. Hier lautet die Dosierung dreimal täglich fünf Globuli. Äußerlich kann beispielsweise Combudoron® Gel (Weleda) oder das Wund- und Brand Gel (Wala) angewendet werden. Das Gel wird großzügig aufgetragen und nicht einmassiert.

Nicht kratzen!

Auch wenn es schwer fällt, sollte trotz Juckreiz nicht am Wespenstich gekratzt werden. Denn dies verstärkt die Histaminausschüttung und somit auch Juckreiz und Schwellung. Gefährlich wird es außerdem, wenn die Haut durch das Kratzen geschädigt wird. Dies bietet eine Eintrittspforte für Krankheitserreger.

Stichheiler Bite away

Ganz ohne Gel und Wirkstoffe kommt der thermische Stichheiler Bite away aus. Der thermische Impuls mit 51 °C (für Kinder drei Sekunden, für Erwachsene sechs Sekunden) soll verhindern, dass sich das Insektengift verteilt, und die Histaminausschüttung reduzieren. Der thermische Impuls sollte somit möglichst direkt nach dem Stich erfolgen. Nachteil ist der kurze, durch die Hitze bedingte Schmerz, was vor allem für Kinder sehr unangenehm sein kann.

Wann zum Arzt?

Entzündet sich der Wespenstich (Rötung und Schwellung klingen auch nach Tagen nicht ab), sollte der Patient einen Arzt aufsuchen. Dieser hat zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten, zum Beispiel orale Glucocorticoide wie Prednisolon, oder im Falle einer Infektion des Stiches auch Antibiotika.

Tipps zum Umgang mit Wespen

Der NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.) gibt Tipps zum richtigen Verhalten bei Wespen:

Der richtige Umgang mit Wespen:

  • Heftige Bewegungen vermeiden, da Wespen stechen, sobald sie sich bedroht fühlen.
  • Wespen nicht wegpusten. Das Kohlendioxid des Atems ist ein Alarmsignal für Wespen.
  • Nahrungsmittel im Freien bedecken.
  • Eine „Ablenk-Fütterung“ lockt die Tiere weg. Diese sollte etwa fünf bis zehn Meter entfernt vom eigenen Aufenthaltsort stattfinden, Weintrauben scheinen ein guter Köder zu sein.
  • Kindern (und sich selbst auch) nach dem Essen den Mund abwischen.
  • Parfum oder Cremes können Wespen zusätzlich anlocken.
    Wespen bevorzugen bunte Kleidung.

Zusätzlich empfiehlt es sich, aus Gläsern und nicht aus Dosen zu trinken – Kinder sollten zudem einen Strohhalm benutzen – und Barfußgehen zu vermeiden. Fliegennetze an Fenstern und Türen verhindern, dass Wespen (und Bienen) ins Haus oder die Wohnung fliegen. Gelingt es ihnen dennoch, rät der NABU die Tiere mit einem Wasserglas zu bedecken und im Freien wieder frei zu lassen.

Zuletzt aktualisiert und ergänzt am 19.08.2020 um die Empfehlungen aus der Komplementärmedizin.