PTA im Porträt – Arbeitsbereiche
PTA – Der Beruf
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Qualifikationsmix gegen Fachkräftemangel: Als PTA auf der Kinder­krebsstation

Als PTA kann man auch auf einer Krankenhausstation tätig werden. Eine Möglichkeit ist der Qualifikationsmix der Berliner Charité. | Bild: Philip Nürnberger / PTAheute.de

Fast überall in Deutschland fehlt Pflegepersonal in den Kliniken. In der Berliner Charité geht man deshalb neue Wege und hat den sogenannten Qualifikationsmix eingeführt. Die Idee dahinter ist, mehrere Berufsgruppen in die Pflege mit einzubeziehen bzw. das Pflegepersonal durch Hinzuziehen anderer Berufsgruppen zu entlasten. 

Der gesamte Prozess der pflegerischen Tätigkeit wurde überprüft und entschieden, welche Gebiete auch Nicht-Pflegekräfte mit anderer Qualifikation übernehmen könnten. Der Qualifikationsmix bietet auch PTA die Möglichkeit, im Krankenhaus stationär mitzuarbeiten. 

Für PTA Victoria Hiebsch begann das Pilotprojekt auf der Hämatologischen Kinderonkologie der Charité Campus Virchow. Dort kümmert sich die 33-Jährige um das Medikations- und Infusionsmanagement der Station. Auch die Betreuung der Eltern und das Erstellen von Medikationsplänen und die damit einhergehende Anleitung der Eltern gehört zu ihren Aufgaben. Ebenfalls die Bestellung der Arzneimittel.

Von der grünen Dame zur PTA auf Station

Erzählen Sie doch mal, wie Sie darauf gekommen sind, als PTA im Krankenhaus zu arbeiten.

Victoria Hiebsch:

Ich habe ehrenamtlich beim Besuchsdienst gearbeitet, also quasi als „grüne Dame“. So kam ich in Kontakt mit der Charité und war auf den Stationen unterwegs. Das hat mich sehr inspiriert. Seitdem wollte ich unbedingt im Krankenhaus arbeiten. Das ist für PTA – abgesehen von einer Tätigkeit in der Krankenhaus-Apotheke – gar nicht so einfach. Ich wollte aber gerne auf der Station arbeiten und habe mich dann auf verschiedene (Pflege-)Stellen beworben, weil ich dachte, ich könnte beim Vorstellungsgespräch mit meiner Qualifikation als PTA überzeugen. Über das normale Bewerbungsverfahren hat es aber nicht geklappt. 

Dann gab es eine Social-Media-Aktion der Charité bei Instagram. Dabei haben verschiedene Stationen den Instagram-Account der Charité übernommen und sich vorgestellt. Das fand ich so beeindruckend, dass ich mich einfach über Instagram an das Social-Media-Team gewandt habe. Diese haben die Anfrage weitervermittelt und tatsächlich bekam ich eine Antwort. Es gebe gerade ein neues Projekt, den Qualifikationsmix, und im Rahmen dessen könnte ich auch als PTA auf einer Station eingestellt werden. So bin ich dann in die Hämatologische Kinderonkologie der Charité am Campus Virchow gekommen.

Was ist denn eine „grüne Dame“?

Victoria Hiebsch:

An der Charité und an vielen anderen Kliniken gibt es einen ehrenamtlichen Besuchsdienst. Im Volksmund sagt man „Die grünen Damen“ oder „Die grünen Engel“, weil das ursprünglich eine reine Frauenaufgabe war. 

Der Besuchsdienst besucht – wie der Name schon sagt – Patienten auf den Stationen, die entweder alleine sind oder deren Angehörige weit weg wohnen. Man fragt, ob man etwas für die Leute tun kann, ob man beispielsweise etwas beim Kiosk einkaufen soll oder Ähnliches. Ich habe das als Ausgleich zu meinem damaligen Bürojob gemacht und hatte das Gefühl, dass ich den Leuten immer ein bisschen was mitgeben konnte.

Infusionssysteme, Medikationspläne und eine Schulter zum Anlehnen

Zurück zum Qualifikationsmix. Sie haben dann also die Zusage für die Stelle in der Kinderonkologie bekommen. Was genau ist Ihre Aufgabe?

Victoria Hiebsch:

Ich kümmere mich hauptsächlich um das Infusionsmanagement der Kinder auf der Station. Wenn ich zur Arbeit komme, bereite ich erst einmal die Medikamente für die Patienten vor, die peroral oder auch über eine Magensonde verabreicht werden. Dann bereite ich die Infusionssysteme für die ganze Station vor. Das bedeutet das luftfreie Befüllen der Infusionen und vieles mehr. 

Eine meiner weiteren Aufgaben ist die Beratung der Eltern zur Medikation ihrer Kinder. Hier erstelle ich nach ärztlicher Anordnung auch Medikationspläne und spreche diese mit den behandelnden Ärzten und dem Pflegeteam ab. Ein wichtiges Thema sind hier die Wechselwirkungen und die Darreichungsformen. Manchmal kann man die Applikationsform wechseln und es den Kindern so etwas leichter machen. Aber auch wirtschaftliche Aspekte können hier berücksichtigt werden. 

Außerdem bin ich noch für die Bestellungen der Station in der zuständigen Krankenhaus-Apotheke verantwortlich und überwache das Lager auf der Station bezüglich Verfalldaten und Bestand. Ebenso bestücke ich den Notfallkoffer und manchmal bin ich auch einfach eine starke Schulter zum Anlehnen für die Eltern oder auch für die Kinder.

Victoria Hiebsch bei der Vorbereitung der Medikamente für die Kinderkrebsstation der Berliner Charité. | Bild: Philip Nürnberger / PTAheute

Zwischen Pflege und Krankenhaus-Apotheke

Sie sind also quasi genau zwischen der Pflege und der Krankenhaus-Apotheke angesiedelt?

Victoria Hiebsch:

Genau das war die Idee des Qualifikationsmixes: Das Pflegepersonal da unterstützen, wo man unterstützen kann. Als PTA natürlich in pharmazeutisch-technologischen Dingen und man bekommt auf so einer Station wahnsinnig viel Wertschätzung entgegengebracht, weil es für das Pflegeteam eine riesen Entlastung ist, wenn jemand wie ich die Medikamente vorbereitet – gerade bei den Mengen, die es bei uns auf der Station vorzubereiten gilt.

Sie haben anfangs von einem Pilotprojekt gesprochen. Heißt das, Sie haben eine befristete Anstellung?

Victoria Hiebsch:

Nein, meine Stelle ist unbefristet. Und auch eine weitere, aktuell ausgeschriebene Stelle im Rahmen des Qualifikationsmixes ist unbefristet. Vielleicht wird ja durch dieses Interview eine oder ein PTA aus Berlin und Umgebung auf diesen Arbeitsbereich aufmerksam und bald meine neue Kollegin oder mein neuer Kollege!

Vielen Dank für das nette Interview.

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