PTA im Porträt – Arbeitsbereiche
PTA – Der Beruf
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Als PTA in der Klinikapotheke

Denise Knorr ist im aseptischen Herstellbereich einer Krankenhausapotheke tätig. | Bild: Privat

Vom oberfränkischen Kulmbach hat es PTA Denise Knorr nach Erlangen gezogen, um in der Krankenhausapotheke des dortigen Uniklinikums zu arbeiten. Hier ist sie in der aseptischen Herstellung tätig. Wie die 22-Jährige dazu kam und wie sich die Arbeit im Klinikum gestaltet, erzählt sie im Interview mit PTAheute.

Frau Knorr, erzählen Sie uns doch bitte einmal, wie Sie zu dem PTA-Beruf gekommen sind. Wann und wo haben Sie die Ausbildung zur PTA gemacht?

Denise Knorr:

Ich habe damals in der Realschule ein Praktikum in einer Apotheke gemacht, das ich sehr interessant fand. Mich hat besonders die Arbeit im Labor und in der Herstellung interessiert und das Wissen über die verschiedenen Medikamente. Deshalb habe ich mich damals an der PTA-Schule in Kulmbach beworben, wo ich auch direkt angenommen wurde. Von 2016 bis 2018 habe ich dort die schulische PTA-Ausbildung absolviert und hatte im Frühjahr 2019 meine mündliche Prüfung. Seitdem bin ich fertig ausgebildete PTA.

Welchen Weg haben Sie nach der abgeschlossenen Ausbildung dann eingeschlagen?

Denise Knorr:

Nach meinem halbjährigen Praktikum bin ich in derselben öffentlichen Apotheke geblieben und habe dort noch ein Jahr lang gearbeitet. Dann wollte ich weiterschauen, welche anderen Arbeitsbereiche es für PTA noch gibt. Dadurch, dass mir die Arbeit in der Rezeptur und im Labor große Freude bereitet hat, habe ich mich für die Krankenhausapotheke interessiert und sodann beworben. Jetzt bin ich schon fast zwei Jahre hier im Uniklinikum Erlangen tätig.

Und in welchem Bereich der Krankenhausapotheke arbeiten Sie?

Denise Knorr:

Ich bin im aseptischen Herstellbereich tätig und ausschließlich für die Herstellung patientenindividueller aseptischer Zubereitungen zuständig. Dazu zählen beispielsweise Zytostatika, Virustatika, Antiinfektiva, Antimykotika, Immunsuppressiva sowie Impfstoffe und Antikörper jeglicher Art, aber auch Totale Parenterale Ernährung für die Kinderklinik. 

Wir arbeiten dabei in Reinräumen und tragen spezielle Kleidung: Unterbekleidung, steriler Overall, sterile Haube, sterile Boots, zwei Paar sterile Handschuhe und sterile Armstulpen. Außerdem arbeiten wir nach dem Vier-Augen-Prinzip, umgesetzt durch einen Hersteller und einen Zureicher.

Gut zu wissen: Was ist ein Reinraum?

Ein Reinraum ist ein Raum, in dem eine kontrollierte Umgebung geschaffen wird. Der Reinraum ist ein geschlossenes System, in dem die Luft möglichst keim- und partikelfrei gehalten wird. Der EG-GMP-Leitfaden definiert die Grenzwerte für die mikrobiologische Kontamination durch Mikroorganismen sowie die Partikelzahl der Raumluft und hat die Reinraumklassen A, B, C und D festgelegt.

  • Die Klasse A stellt dabei die höchste/reinste Stufe dar.
  • Die Reinraumklasse D erlaubt die größte maximal zulässige Partikelkonzentration.

Bis zur Klasse A dürfen keine Reinheitsklassen übersprungen werden. Es muss von Klasse D die Klasse C und B durchlaufen werden, um die Reinraumklasse A zu betreiben.

Vom Einschleusen bis zur Herstellung

Frau Knorr, beschreiben Sie uns doch mal einen typischen Arbeitsalltag. Wie läuft dieser bei Ihnen ab?

Denise Knorr:

Sehr gerne. Ich fange jeden Tag um 7:30 Uhr an. Wir stempeln uns ein, was bedeutet, dass keine Minute verloren geht. Dann ziehen wir uns erst einmal unsere normale Berufskleidung an und betreten anschließend den GMP-Bereich [Anm. d. Red.: „Good-Manufacturing-Practice“, „gute Herstellungspraxis“], den auch nur geschultes, zertifiziertes Personal betreten darf. Dann werfe ich einen Blick auf den Dienstplan, um zu schauen, für welchen Raum ich eingeteilt bin, und schleuse mich entsprechend in diesen ein.

Dabei durchlaufe ich drei Schleusen: In jeder Schleuse werden verschiedene Reinigungs- und Kleidungswechselschritte durchlaufen, um von Schleuse zu Schleuse immer weniger Keime und Partikel in die Räume dahinter einzutragen. Der gesamte Prozess des Einschleusens, in dem man sich zweimal komplett umzieht, dauert ungefähr zehn Minuten. Wir arbeiten in der Reinraum-Klasse A und B, dabei sind unsere Werkbänke Klasse A und der Raum Klasse B.

Wenn wir uns in den Herstellerraum eingeschleust haben, reinigen wir zunächst jeden Morgen die Werkbank und bereiten sie fachgerecht vor. Dann beginnt die aseptische Herstellung.

Denise Knorr bei der aseptischen Herstellung. | Bild: Privat

Wie sieht die aseptische Herstellung bei Ihnen konkret aus?

Denise Knorr:

Die Herstellung erfolgt ausschließlich in speziellen Werkbänken. Der Hersteller darf während der gesamten Herstellung seine Arme nicht aus dieser Werkbank nehmen. Für alles, was benötigt wird, ist ein Zureicher zuständig. Er reicht die benötigten Utensilien für die Herstellung in die Werkbank. Der Hersteller sitzt an der Werkbank mit Armstulpen und zwei Paar sterilen Handschuhen. Dann kann mit der Herstellung begonnen werden.

Der Hersteller legt sich das Medikamentenvial [Anm. d. Red.: kleines Gefäß zur Aufbewahrung von Arzneimitteln] und einen Beutel auf eine sterile Arbeitsunterlage und überprüft, ob es das angeforderte Medikament ist, die Trägerlösung passt und das Haltbarkeitsdatum stimmt. Anschließend wird das Vial mit Alkohol desinfiziert und dann z. B. mit einer Kanüle angestochen. Mittels einer sterilen Spritze wird nun die benötigte Menge des Arzneimittels aus dem Vial aufgezogen. Der Zureicher kontrolliert die aufgezogene Menge des verwendeten Arzneimittels nach dem Vier-Augen-Prinzip und erst danach wird das Medikament in die Trägerlösung zugespritzt.

Das Vial wird verschlossen, der Beutel  an der Konnektionsstelle desinfiziert und beides durch den Zureicher aus der Werkbank geschleust. Anschließend schweißt der Zureicher das Vial ein und schleust die Zubereitung zur Endkontrolle aus.

Wenn die Herstellung abgeschlossen ist, säubern wir zum Ende hin die Werkbank. Abschließend überprüfen wir, ob Vorräte in unseren Reinräumen leer geworden sind, und bestellen diese ggf. nach, damit wir am nächsten Tag weiterarbeiten können.

Verbringen Sie dann den gesamten Tag im Reinraum?

Denise Knorr:

Wir arbeiten in der Herstellung in drei Schichten: Die erste Schicht geht von 8:00–9.30 Uhr. Danach machen wir eine kleine Frühstückspause, die uns unser Chef genehmigt, da im Reinraum weder gegessen noch getrunken oder auf Toilette gegangen werden darf. Dann beginnt die zweite Schicht von 10:00–12:00 Uhr, in der wir unsere aseptischen Zubereitungen herstellen. Danach machen wir unsere Mittagspause. Um 13:00 Uhr beginnt dann die dritte Schicht. 

Von 15:00–16:00 Uhr haben wir Zeit unseren jeweiligen Sonderaufgaben nachzugehen, auf die sich jeder spezialisiert hat. 

Spezialisierung auf weitere Aufgabenbereiche

Frau Knorr, nun haben Sie gesagt, Sie hätten noch weitere Sonderaufgaben. Welche sind das?

Denise Knorr:

Ja die habe ich. Jeder bei uns kann sich auf eine oder mehrere Tätigkeiten spezialisieren. Ich bin beispielsweise im Hygiene-Team. Wir führen z. B. Messungen im Reinraum durch und beschreiben Prozesse zum hygienischen Arbeiten. Daneben analysieren wir Proben und starten weitere Hygiene-Projekte, damit wir immer besser und hygienischer arbeiten können. Das Ganze wird täglich dokumentiert, damit unsere Prozesse immer weiter verbessert werden.

Zusätzlich kümmere ich mich auch um die Reinraum-Kleidung, genauer gesagt den Bestand und die Auswahl der Kleidung, die wir im Reinraum tragen. Außerdem übernehme ich auch Aufgaben innerhalb des Qualitätsmanagementsystems. Hierbei organisiere ich die jährliche Wartung der Innenräume sowie der Geräte und koordiniere die GMP-konformen Reparaturen mit den Handwerkern.

Zur Erinnerung: Was ist das Qualitätsmanagementsystem?

Seit 2012 müssen Apotheken ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) vorweisen. Gemäß § 2a ApBetrO müssen betriebliche Abläufe festgelegt und dokumentiert werden. Das QMS muss insbesondere gewährleisten, dass die Arzneimittel nach Stand von Wissenschaft und Technik hergestellt, geprüft, gelagert und dass Verwechslungen vermieden werden sowie eine ausreichende Beratungsleistung erfolgt. 

Auch außerhalb von Apotheken spielt das QMS in Unternehmen eine große Rolle. Eine Zertifizierung nach DIN ISO 9001 gilt als Beweis, dass internationale Standards für das Qualitätsmanagement eingehalten werden.

Was in einer Krankenhausapotheke benötigt wird

Werden denn gewisse Vorkenntnisse benötigt, um als PTA in einer Krankenhausapotheke zu arbeiten?

Denise Knorr:

Bei uns im Uniklinikum braucht man definitiv keine Vorkenntnisse, man bekommt in der Einarbeitungsphase alles super beigebracht. Wir arbeiten immer in Zweierteams, dadurch hat man auch einen direkten Ansprechpartner. Und gerade am Anfang hat man einen Mentor, der einem alles verständlich erklärt und an den man sich wenden kann.

Welche Eigenschaften sollte man als PTA für Ihre Tätigkeit mitbringen?

Denise Knorr:

Von Vorteil ist selbstverständlich, dass man Spaß an der Herstellung hat. Natürlich muss man sich auch bewusst sein, dass es ein ganz anderes Arbeiten ist als in der öffentlichen Apotheke. Es ist z. B. noch wichtiger, dass sauber und präzise gearbeitet wird.

Da man in der Klinikapotheke in Zweierteams arbeitet, sollte man zudem teamfähig sein und zugleich eigenständig und verantwortungsvoll arbeiten können. Wir arbeiten sehr viel mit CMR-Stoffen, wovor man sich natürlich nicht fürchten sollte. Eine gewisse Portion Respekt ist gesund, aber man sollte keine Angst davor haben.

Zur Erinnerung: Was sind CMR-Stoffe? 

Bei Stoffen, die als CMR (cancerogen mutagen reprotoxic) bezeichnet werden, handelt es sich um Gefahrstoffe:

  • Stoffe, die bekanntlich oder vermutlich beim Menschen krebserzeugend wirken.
  • Stoffe, die erbgutverändernd wirken und somit Mutationen in den menschlichen Keimzellen auslösen können, die möglicherweise an die Nachkommen weitergegeben werden.
  • Stoffe, die fruchtbarkeitsschädlich wirken, also die Sexualfunktion und Fruchtbarkeit bei Frau und Mann sowie die Entwicklung bei den Nachkommen beeinträchtigen.

Krankenhausapotheke vs. öffentliche Apotheke

Wenn Sie die Arbeit im Krankenhaus mit der in der öffentlichen Apotheke vergleichen, was gefällt Ihnen besser?

Denise Knorr:

Das ist eine schwierige Frage, weil das Arbeiten in der Klinikapotheke ein ganz anderes Arbeiten ist als in der öffentlichen Apotheke. Mir gefällt es natürlich im Krankenhaus besser, sonst wäre ich nicht hier geblieben. Das hat aber ganz unterschiedliche Gründe. Neben der Herstellung finde ich es schön, einen geregelteren Arbeitstag zu haben. In der öffentlichen Apotheke hat man je nachdem wie viel los ist mal mehr mal weniger Stress. Das hängt natürlich stark von den Kunden ab, und den Kundenkontakt hat man in der Klinikapotheke nicht. 

Wichtig ist, dass man sich mit seinem Team versteht, da man sehr eng zusammenarbeitet, aber das ist bei uns kein Problem. Wir verstehen uns alle gut und machen auch gern nach Feierabend noch etwas zusammen.

Schön zu hören, dass Ihnen die Arbeit in der Krankenhausapotheke so gut gefällt. Könnten Sie sich dennoch vorstellen, in Zukunft zurück in die öffentliche Apotheke zu gehen?

Denise Knorr:

Also zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Job und mir gefällt es gut. Aber man sagt niemals nie. Ich weiß nicht, was in fünf oder sechs Jahren der Fall ist. Komplett ausschließen würde ich es nicht, aber zum jetzigen Zeitpunkt würde ich nicht zurück wollen.

Mehr Wertschätzung gegenüber PTA

Zu guter Letzt noch eine allgemeine Frage an Sie: Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit der PTA-Beruf noch attraktiver wird?

Denise Knorr:

Der PTA-Beruf ist ein sehr verantwortungsvoller Beruf, egal in welchem Bereich man arbeitet. Allerdings finde ich, dass PTA immer ein wenig unterschätzt werden und im Hintergrund stehen, da viele Leute denken, in der Apotheke würden ausschließlich Approbierte arbeiten. Meiner Meinung nach sollten die Menschen mehr darüber aufgeklärt werden, dass es nicht nur Apotheker gibt, sondern auch PTA, die quasi genauso wichtig sind.

Natürlich spielt auch das Gehalt eine Rolle. In diesem Kontext fände ich es unter anderem begrüßenswert, wenn die Ausbildung so umgestaltet würde, dass man währenddessen ein Ausbildungsgehalt erhält. Denn häufig ist eine PTA-Ausbildung mit einem Umzug verbunden, und nicht jeder kann es sich leisten, weitere zwei Jahre zur Schule zu gehen und währenddessen nichts zu verdienen. Zudem weckt eine vergütete Ausbildung mehr Interesse als eine Ausbildung ohne Gehalt.

Vielen Dank Frau Knorr für den Einblick in die Krankenhausapotheke. Wir wünschen Ihnen alles Gute und viel Erfolg für Ihren weiteren beruflichen Weg.

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