PTA im Porträt – Arbeitsbereiche
PTA – Der Beruf
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Leitung der Herstellung im Sterillabor: PTA mit Personalverantwortung

PTA Katharina Klein vor ihrem Verantwortungsbereich: Dem Reinraum der cas central compounding Baden-Württemberg GmbH. | Bild: Hugger / PTAheute

Wer Katharina Klein bei der Arbeit besuchen will, muss schon genau wissen, wo er sie findet. Denn ihr Arbeitsplatz befindet sich in einem kleinen Industriegebiet westlich von Stuttgart – gut versteckt im ersten Stock und verborgen hinter einer unscheinbaren grauen Tür. 

Hier bei der cas central compounding Baden-Württemberg GmbH – einem steril herstellenden pharmazeutischen Unternehmen – übernimmt die PTA neben pharmazeutischen Tätigkeiten auch Personalverantwortung. Wie die ursprünglich gelernte PKA zu dieser spannenden Aufgabe gelangte, verrät sie im PTAheute-Interview.

Über das Unternehmen

Die cas central compounding Baden-Württemberg GmbH ist ein pharmazeutisches Unternehmen mit Herstellerlaubnis nach § 13 AMG, welches im Auftrag für Apotheken patientenindividuelle Zubereitungen, wie Zytostatika, Parenteralia und Augenspritzen, sowie klinische Prüfpräparate herstellt. Sie ist Teil der NewCo Pharma GmbH, einem nationalen Netzwerk aus fünf steril arbeitenden Herstellungsstätten. Mehr Infos erhalten Sie unter www.casbw.de und www.newco-pharma.de.

„Herzlich willkommen bei der cas!“

Zur Begrüßung führt uns Frau Klein durch die breiten Flure des Verwaltungsbereichs. Hier herrscht – bis auf ein leises Surren der Lüftungsanlage – fast andächtige Stille und in den Büros arbeiten vereinzelt Kollegen konzentriert vor ihren Bildschirmen. Von einem Sterillabor mit hohen technischen Standards ist hier noch wenig zu erahnen. 

Doch nur wenige Schritte weiter, hinter einer Ecke, wird der enorme technische Aufwand, den das Unternehmen hier betreibt, sichtbar. Abgetrennt durch eine große Glasfront verbergen sich vier hell erleuchtete Herstellungsräume mit glänzenden Böden und je zwei Sterilwerkbänken. „Die Herstellungsräume sind über Schleusen mit einem Flur verbunden. Dieser führt auf der einen Seite zum Wareneingang, auf der anderen zum Warenausgang. So gewährleisten wir einen kontrollierten Warenfluss“, erläutert Frau Klein. 

Täglich werden hier zahlreiche patientenindividuelle Zubereitungen von 22 Mitarbeitern hergestellt, geprüft, verpackt und anschließend ausgeliefert. „Und gemeinsam mit meinem Kollegen bin ich für alles, was in diesen Räumlichkeiten passiert, verantwortlich“, erklärt uns Frau Klein. „Sowohl für den gesamten Herstellungsprozess als auch für die herstellenden Mitarbeiter.“

Kontrollieren, schulen und freigeben

Katharina Klein ist seit 2017 Leitung der Herstellung bei der cas und in dieser Funktion sowohl zuständig für die vorschriftsgemäße Herstellung aller Produkte als auch für das gesamte Produktionsteam. „Ich gebe täglich Aufträge zur Herstellung frei, kontrolliere Herstellungsprotokolle und überwache die GMP-gerechte Herstellung sowie Lagerung der Produkte und Materialien. Ebenso übernehme ich die Schulung und Qualifizierung der Mitarbeiter und bin Ansprechpartner für alle Belange der Produktionsteams.“ 

Im Labor steht Frau Klein selbst nur selten: z. B. „zur laufenden Prozessüberwachung oder für interne Audits.“

Zur Erinnerung: GMP – Good Manufacturing Practice

GMP steht für „Good Manufacturing Practice“ – zu Deutsch „gute Herstellungspraxis“. An die unter dieser Bezeichnung zusammengefassten Richtlinien zur Qualitätssicherung müssen sich pharmazeutische Unternehmen halten. 

Auch in der Apotheke muss laut § 2a Apothekenbetriebsordnung ein Qualitätsmanagementsystem vorhanden sein. In der Pharmazeutischen Industrie sind die Vorgaben durch die GMP-Richtlinien jedoch erheblich umfangreicher.

„Unsere Kunden sind […] Apotheken“

Anders als im Apothekenalltag hat Frau Klein mit den Therapie-Empfängern keinen direkten Kontakt. „Unsere Kunden sind öffentliche Apotheken sowie Klinikapotheken.“ Diese erhalten von Arztpraxen Bestellungen über sterile Zubereitungen und reichen die Verordnungen anschließend an die cas zur Herstellung weiter. 

Frau Klein prüft die Aufträge und gibt sie – sofern keine Bedenken bestehen – für die Produktion frei. Während der Produktion steht Frau Klein dann für alle Rückfragen der Herstellungsmitarbeiter zur Verfügung. Treten Schwierigkeiten oder unvorhergesehene Ereignisse auf, entscheidet sie, wie damit umzugehen ist, z. B. ob das Produkt verworfen wird oder andere Maßnahmen ergriffen werden müssen. 

Nach der ordnungsgemäßen Produktion überprüft Frau Klein die Herstellungsprotokolle und gibt diese durch ihre Unterschrift frei. Im Anschluss wandern die Dokumente zu weiteren Verantwortlichen und erst nach mehrfacher Prüfung werden die so hergestellten Produkte für die Auslieferung an die Apotheken freigegeben.

Von der PKA zur Leitung der Herstellung

Personalverantwortung ist im PTA-Beruf nichts Alltägliches und doch gelang Frau Klein innerhalb weniger Jahre der Aufstieg zu dieser vielseitigen Position. Die gebürtige Pfälzerin startete ihren beruflichen Werdegang zunächst als Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA). Schnell entdeckte sie jedoch ihre Vorliebe für die Laborarbeit. Deshalb besuchte sie direkt im Anschluss die PTA-Schule in Mannheim und verbrachte ihre ersten Berufsjahre in einer öffentlichen Apotheke. 

Von der Laborarbeit nach wie vor fasziniert, wechselte Frau Klein 2004 in eine Klinikapotheke, wo sie in der Zytostatikaherstellung sowie in der Stationsversorgung mitarbeitete. „Diese Tätigkeit bereitete mir viel Freude. Vor allem aber die Arbeit im Zytostatikalabor hatte es mir angetan.“ Deshalb kam die Gelegenheit 2008, eine Elternzeitvertretung in einer Apotheke mit Sterillabor zu übernehmen, genau richtig. Hier arbeitete Frau Klein sechs Jahre in der Produktion. 

„Und dann ging alles ganz schnell“, sagt Frau Klein gedankenversunken und lacht. Innerhalb von drei Jahren stieg sie als Schwangerschaftsvertretung vom Produktionsmitarbeiter zur stellvertretenden Leitung der Herstellung und schlussendlich zur Leitung der Herstellung im Bereich parenterale Ernährung auf. „Ich hätte nie gedacht, dass es sich so ergibt. Da waren einige glückliche Zufälle dabei, aber ich denke die braucht man im Leben immer.“

Waren dafür Weiterbildungen notwendig?

„Ich habe zwar die Weiterqualifizierung zur PTA Onkologie DGOP gemacht, doch war das keine direkte Anforderung“, so Klein. Die umfangreiche Ausbildung zur PTA liefere alle notwendigen Voraussetzungen, um im Zytostatikabereich zu arbeiten. 

Auch die Tätigkeit als Leitung der Herstellung trat die PTA ohne weitere Zusatzqualifikation an. „Alles Notwendige lernte ich während meiner Tätigkeit Schritt für Schritt.“ Eine spezielle Fortbildung zu den GMP-Richtlinien sowie Rechten und Pflichten als Leitung der Herstellung erhielt Frau Klein während ihrer Anstellung.

Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Flexibilität

Wer sich für die Tätigkeit als Leitung der Herstellung interessiert, sollte sich durch persönliches Engagement und Interesse hervorheben, denn die Stellen sind rar gesät. In jedem Fall müssen interessierte PTA jedoch besonders zuverlässig und verantwortungsbewusst sein. Denn neben der Zuständigkeit für Personal und Herstellungsprozess trägt man auch große Verantwortung für das Patientenwohl. 

„Außerdem ist eine gewisse Flexibilität notwendig“, betont Katharina Klein. „Denn wenn sich der Herstellungsprozess einmal wegen technischen Störungen verzögert, kann man nicht einfach sagen ‚dann machen wir mal Feierabend‘. Man muss auch dann so lange bleiben, bis die Produkte fertig sind.“ Erhebliche Verzögerungen, so Klein, kämen aber nur ganz selten vor.

Wir danken Katharina Klein für die spannenden Einblicke in ihren außergewöhnlichen Arbeitsalltag. Außerdem bedanken wir uns bei der cas central compounding Baden-Württemberg GmbH für die Möglichkeit, einmal hinter die Kulissen eines steril herstellenden Unternehmens zu schauen.

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